5. Juli 2019Bereitschaftspotenzial

Aus freiem Willen in den Abgrund

mayo5/Gettyimages
Bereitschaftspotential vor dem Springen im Freien

Von wegen Ruhestand: Noch keinesfalls arbeitsmüde betrieb Neurowissenschaftler Univ.-Prof. em. Dr. Dr. h.c. Lüder Deecke den spektakulären Versuch zum Nachweis des Bereitschaftspotenzials. Vor über 50 Jahren forderte die Orthographie bei „Bereitschaftspotential“ ein „t“. Es war damals wie heute das bewegungsvorbereitende Hirnpotenzial. Dieses wurde zuletzt 2018 in einer großangelegten Versuchsanordnung, einer Serie von Bungee-Sprüngen von der rund 200 m hohen Europa-Brücke in Tirol, mittels EEG aufgezeichnet. Den 200-Meter-Sprüngen wurden die Messergebnisse von 1-Meter-Mauersprüngen gegenübergestellt.

Ein halbes Jahrhundert Bereitschaftspotenzial

Prof. Deecke, damals hart am 80er, war dabei. Er hebt die Rolle seiner Kollegen Marius Nann (Tübingen) und Surjo Soekadar (Berlin, Charité) – der jüngeren Generation der Neurowissenschaftler und Psy­chiater – hervor.
Immerhin beschäftigt sich Deecke, der einst in Wien die Neurologische Universitätklinik geleitet hatte, seit mehr als einem halben Jahrhundert mit dem „Bereitschaftspotenzial“ (BP), das er und sein damaliger Mentor und Doktorvater Prof. Hans Helmut Kornhuber im Jahr 1964 entdeckten.
Die wissenschaftliche Arbeit „Hirnpotentialänderungen bei Willkürbewegungen und passiven Bewegungen des Menschen: Bereitschaftspotential und reafferente Potentiale“ wurde im Dezember 1964 zur Publikation eingereicht. Von da an spannt sich ein weiter Bogen im Sinne von Forschung und Klinik bis zur Bungee-Studie im vergangenen Jahr, die auch großes mediales Echo fand.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune