EAU 2019: Prostatakarzinom: Wie wenig MRT ist genug MRT?
Ein verkürztes MRT-Protokoll hat sich in einer niederländischen Studie als gleichwertig mit multiparametrischer MRT erwiesen. Damit könnten die Geräteauslastung verbessert und die Kosten reduziert werden. Fragen bleiben allerdings.
Bildgebung mittels Magnetresonanztomographie (MRT) gewinnt in Diagnostik und Verlaufskontrolle des Prostatakarzinoms zunehmend an Bedeutung. Angesichts der Häufigkeit der Erkrankung stelle sich damit die Frage, wie die erforderlichen MRT-Kapazitäten geschaffen und finanziert werden können. Seitens der Radiologie liegt eine Antwort in der Entwicklung verkürzter Protokolle, die eine bessere Nutzung der technischen und personellen Kapazitäten ermöglichen. Konkret bedeutet dies, so Prof. Dr. Jelle Barentsz von der Radboud University in Nijmegen, dass die reine Untersuchungszeit in der Maschine von 16 Minuten für eine kontrastverstärkte, multiparametrische MRT auf acht Minuten für eine biparametrische MRT ohne Kontrastmittel reduziert werden kann.
Reduktion der direkten MRT-Kosten um 54 Prozent
Die Frage ist, um welchen Preis. Um das abzuklären, verglich das Team aus Nijmegen in einem Kollektiv von mehr als 600 Männern kontrastverstärkte, multiparametrische MRT, triplanare, biparametrische MRT sowie ein beschleunigtes, auf die axiale Ebene beschränktes, biparametrisches MRT-Protokoll. Dabei erwiesen sich das beschleunigte und das multiparametrische Protokoll als gleichwertig hinsichtlich der Detektion klinisch signifikanter Karzinome, was einer Sensitivität von 95 Prozent entspricht. Die Spezifität wird für das beschleunigte Protokoll mit 66 Prozent angegeben, im Vergleich zu 69 Prozent für die multiparamerische MRT. Dies würde im klinischen Alltag bedeuten, dass 2 Prozent mehr Männer der Biopsie zugewiesen werden, ohne ein signifikantes Karzinom zu haben. Die Zeitersparnis schlägt sich in einer Reduktion der direkten MRT-Kosten um 54 Prozent nieder. Der Verzicht auf Kontrastmittel bringt allerdings auch medizinische Vorteile. Es besteht keine Gefahr allergischer Reaktionen und die bei wiederholten MRT-Untersuchungen im Rahmen der Verlaufskontrolle zu erwartende Gadolinium-Deposition im Gehirn entfällt.
Eine Limitation dieser Studie liegt, so Prof. Dr. Alberto Briganti von der Vita-Salute San Raffaele Universität in Mailand, in der Tatsache, dass sie an einem sehr speziellen Zentrum durchgeführt wurde. So wurde in Nijmegen zwischen den Befundern eine Übereinstimmung von 93 Prozent für die multiparametrische MRT und 90 Prozent für das beschleunigte Protokoll erreicht. Dies sei deutlich besser als in anderen Studien beobachtet und damit sicher weit über jener Qualität, die man im klinischen Alltag erwarten könne. Briganti: „Kann die beschleunigte MRT bei allen Patienten die multiparametrische MRT ersetzen? Vielleicht ja – das allerdings nur in Nijmegen.“
Quelle
„The role of (fast) bi-parametric MRI versus multi-parametric MRI and TRUS-biopsy for detecting clinically significant prostate cancer in biopsy naïve men with elevated PSA“, präsentiert von J. Barentsz im Rahmen der Breaking News Session des EAU 2019, am 17. März in Barcelona.
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