18. März 2019Breaking News Session 1

EAU 2019: Längeres metastasenfreies Überleben mit Darolutamid

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(c) EAU19, JW de Venster und E. van Wijk

Im Rahmen der Breaking News Session des EAU- Kongresses präsentierte Prof. Dr. Teuvo Tammela vom Tampere University Hospital in Florida erste Ergebnisse der ARAMIS-Studie mit mehr als 1.500 Patienten mit nicht-metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom.

Darolutamid ist ein Androgen-Rezeptorantagonist der neuen Generation, der sich von Enzalutamid und Apalutamid, den beiden anderen Vertretern dieser Substanzgruppe, im Hinblick auf seine Struktur unterscheidet. Insbesondere durchdringt Darolutamid kaum die Blut-Hirn-Hchranke und weist ein geringes Interaktionspotenzial auf. Dies sollte zentralnervöse Nebenwirkungen reduzieren und die Kombination mit anderen Medikamenten erleichtern. Im Rahmen der ARAMIS-Studie wurde Darolutamid in der Indikation nicht-metastasiertes kastrationsresistentes Prostatakarzinom (M0 CrPC). Diese durchaus umstrittene Entität liegt vor, wenn es unter Androgendeprivation zu einem PSA-Anstieg kommt, mit konventioneller Bildgebung jedoch keine Metastasen nachweisbar sind.

In die Studie waren mehr als 1.500 Patienten eingeschlossen, die zu 70% eine PSA-Verdoppelungszeit (PSADT) von weniger als sechs Monaten zeigten. Die PSA-Werte lagen zwischen 0,3 und mehr als 800ng/ml. Die Patienten erhielten weiter ihre Androgendeprivation und zusätzlich entweder 1200mg Darolutamid pro Tag oder Placebo. Primärer Endpunkt war das metastasenfreie Überleben, als sekundäre Endpunkte wurden unter anderem Gesamtüberleben und Zeit bis zur ersten Chemotherapie erhoben.
Der primäre Endpunkt wurde erreicht. Darolutamid reduzierte das Risiko, Metastasen zu entwickeln, um 59% (HR 0,41; 95% CI: 0,34–0,50; p<0,0001). Patienten im Verum-Arm blieben im Median 40,4 Monate frei von Metastasen – im Vergleich zu 18,4 Monaten im Placebo-Arm. Unter Darolutamid kam es bei 83,3% der Patienten zu einem PSA-Rückgang von mindestens 50%, dies wurde in der Placebo-Gruppe lediglich bei 8,1% der Patienten erreicht. Bei 51% der Verum-Patienten ging das PSA um mehr als 90% zurück. Darolutamid war auch im Hinblick auf die Zeit bis zur PSA-Progression signifikant überlegen. Häufigste Nebenwirkung war in beiden Gruppen Fatigue, wobei 15,8% der Verum- und 11,4% der Placebo-Patienten betroffen waren.

In der Diskussion bestätigte Univ.-Prof. Dr. Peter Albers vom Universitätsklinikum Düsseldorf, dass Darolutamid offenbar ein wirksamer und gut verträglicher Androgen-Rezeptorantagonist ist, warf aber die Frage auf, ob eine hormonelle Therapie der neuen Generation in der Indikation M0 CrPC generell sinnvoll ist, bzw. welche Patienten sich dafür eignen. In diesem Sinne seien die Ergebnisse von ARAMIS zum Gesamtüberleben abzuwarten. In jedem Fall erfordere diese Therapie eine strenge Patientenselektion, um Übertherapie zu vermeiden. Gute Kandidaten sind Patienten mit kurzer PSADT. Nicht zuletzt werde sich jedoch die Frage stellen, welchen Stellenwert die Diagnose M0 CrPC noch haben wird, wenn Metastasen dank neuer bildgebender Verfahren besser diagnostiziert werden.

Quelle: „Darolutamide elicits a strong PSA response in men with nonmetastatic castrationresistant prostate cancer (nmCRPC): Results from the ARAMIS study“ präsentiert von T. Tammela im Rahmen der Breaking News Session des EAU 2019, am 17. März in Barcelona.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum uro&gyn