7. Dez. 2018

Europäische Zulassung für Brigatinib in der Zweitlinie beim ALK-positiven nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom erteilt

Ein Röntgenfilm des Brustkorbs eines Patienten mit metastasierendem Karzinom in beiden Lungen. Es wurde ein großes hepatozelluläres Karzinom gefunden.
Sopone Nawoot/GettyImages

Bei mit Crizotinib vorbehandelten Patienten gibt es nun eine weitere Therapieoption. Aufbauend auf den Zulassungen in den USA und Kanada hat die Europäische Kommission die Zulassung von Brigatinib erweitert. Mit Brigatinib wurde erstmals ein medianes progressionsfreies Überleben von 16,7 Monaten und ein Gesamtüberleben von 34,1 Monaten nach Vorbehandlung mit Crizotinib erreicht.

Die Monotherapie mit Brigatinib ist seit 22. November 2018 zur Behandlung erwachsener Patienten mit ALK-positivem, fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) nach Vorbehandlung mit Crizotinib in der Europäischen Union zugelassen. Basis der Neuzulassung ist ein positives Gutachten, das Ende September durch den Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) vorgelegt worden war.

Die Einführung gezielter Therapien konnte die Behandlung von Patienten mit ALK-positivem NSCLC in den letzten Jahren signifikant verbessern. Obwohl Patienten in der Regel initial ein gutes Ansprechen auf ALK-Tyrosinkinaseinhibitoren zeigen, kehrt die Erkrankung bei vielen jedoch nach einer Phase der Krankheitsstabilisierung oder Remission zurück. Aus diesem Grund werden effiziente Zweitlinienoptionen bei rezidivierten ALK-positiven Patienten benötigt. „Für die rund 70 Prozent Patienten, die unter Crizotinib eine Progression mit Hirnmetastasen zeigen, sind jedoch zusätzliche Therapieoptionen nötig“, so Enriqueta Felip, M.D., PhD, Leiterin der Thoraxonkologie an der Abteilung für Onkologie der Universitätsklinik Vall d’Hebron in Barcelona und Mitautorin mehrerer Studien zur Erforschung des Medikaments. „Daten aus der ALTA-Studie zeigten eine anhaltende systemische und intrakranielle Wirksamkeit und ein kontrollierbares Sicherheitsprofil für Brigatinib, und damit das längste progressionsfreie Überleben (16,7 Monate) und Gesamtüberleben (34,1 Monate) in diesem Setting. Mit dieser Zulassung haben Ärzte in der Europäischen Union nun eine weitere Therapieoption für Patienten mit ALK+ NSCLC, die vorher mit Crizotinib behandelt wurden.“

Zulassungsstudie ALTA

Die Zulassung der Europäischen Kommission basiert auf Daten der globalen, offenen multizentrischen Phase-II-Studie ALTA (ALK in Lung Cancer Trial of AP26113), in die 222 Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem ALK+ NSCLC eingeschlossen wurden, die einen Krankheitsfortschritt unter Crizotinib zeigten. Die Patienten erhielten randomisiert entweder 90 mg Brigatinib einmal täglich (n=112) oder 180 mg einmal täglich nach einer siebentägigen Lead-in-Phase mit 90 mg einmal täglich (n=110).  Der primäre Endpunkt bestand in der vom Prüfarzt beurteilten und bestätigten Gesamtansprechrate (ORR) gemäß RECIST v1.1. Zu den weiteren Endpunkten zählten die von einer unabhängigen Prüfkommission (Independent Review Committee, IRC) beurteilte ORR, die Dauer des Ansprechens (DOR), das progressionsfreie Überleben (PFS), die intrakranielle ORR, die intrakranielle DOR sowie Sicherheit und Verträglichkeit.

  • Bei Patienten, die Brigatinib in einer Dosierung von 90 mg erhielten, zeigten die Ergebnisse eine ORR von 46 Prozent gemäß Prüfarztbeurteilung und 51 Prozent gemäß IRC-Beurteilung. Die mediane DOR betrug 12,0 Monate gemäß Beurteilung des Prüfarztes und 16,4 Monate gemäß Beurteilung der IRC. Das mediane PFS betrug 9,2 Monate nach Bewertung durch den Prüfarzt und die IRC. Darüber hinaus erreichten 50 Prozent der Patienten mit messbaren Hirnmetastasen zu Studienbeginn (n=18) eine intrakranielle ORR gemäß IRC-Beurteilung; die mediane Dauer des intrakraniellen Ansprechens betrug 9,4 Monate gemäß IRC-Beurteilung. Die vom Prüfarzt beurteilte mediane Gesamtüberlebenszeit betrug 29,5 Monate.
  • Bei Patienten, die Brigatinib in einer Dosierung von 180 mg erhielten, wurde eine ORR von 56 Prozent gemäß Prüfarztbeurteilung und 56 Prozent gemäß IRC-Beurteilung festgestellt. Die mediane DOR betrug 13,8 Monate gemäß Beurteilung des Prüfarztes und 15,7 Monate gemäß Beurteilung des IRC. Das mediane PFS betrug 15,6 Monate gemäß Beurteilung des Prüfarztes und 16,7 Monate gemäß Beurteilung des IRC. Darüber hinaus erreichten 67 Prozent der Patienten mit messbaren Hirnmetastasen zu Studienbeginn (n=18) eine intrakranielle ORR gemäß IRC-Beurteilung; die von der IRC beurteilte mediane Dauer des intrakraniellen Ansprechens betrug 16,6 Monate. Die vom Prüfarzt beurteilte mediane Gesamtüberlebenszeit betrug 34,1 Monate.

Nebenwirkungsprofil

Bei Patienten, die mit der empfohlenen Dosis von 180 mg behandelt wurden, traten am häufigsten folgende Nebenwirkungen (≥ 25%) auf: erhöhte Aspartat-Aminotransferase (AST), Hyperglykämie, Hyperinsulinämie, Anämie, erhöhte Creatinphosphokinase (CPK), Übelkeit, erhöhte Lipase, erniedrigte Lymphozytenzahl, erhöhte Alanin-Aminotransferase (ALT), Durchfall, erhöhte Amylase, Müdigkeit, Husten, Kopfschmerzen, erhöhte Alkalin-Phosphatase, Hypophosphatämie, abnormal erhöhte aktivierte partielle Thromboplastinzeit (APTT), Ausschlag, Erbrechen, Atemnot, Hypertonie, erniedrigte Leukozytenzahl, Muskelschmerzen und periphere Neuropathie.

RED

Quelle

EMA-Meldung vom 26. November 2018
Pressemeldung Takeda Oncology vom 30. November 2018