
Blutdrucksenkung bei mildem Bluthochdruck?
Die Beweislage zum Nutzen einer antihypertensiven Therapie bei Patienten mit milder Hypertonie und mit niedrigem kardiovaskulären Risiko ist nicht konklusiv und die diesbezüglichen klinischen Guidelines sind widersprüchlich. In einer aktuellen Studie wurde der Frage nachgegangen, ob bei Patienten mit milder Hypertension und niedrigem kardiovaskulären Risiko eine antihypertensive Therapie das kardiovaskuläre Risiko und das Sterberisiko beeinflusst.
Dazu wurden elektronische Gesundheitsakten von über 38.000 dänischen Patienten (Alter 18 bis 74 Jahre) mit mildem Bluthochdruck (unbehandelter Blutdruck zwischen 140/90 und 159/99 mmHg) zwischen 1998 und 2015 analysiert. Die Patienten hatten zuvor keine antihypertensive Therapie erhalten. Patienten mit kardiovaskulären oder zerebrovaskulären Erkrankungen wurden ausgeschlossen. 19.143 Patienten erhielten im Laufe der Nachbeobachtung eine blutdrucksenkende Therapie (mittleres Alter 55 Jahre; 56 % Frauen). Sie wurden verglichen mit 19.143 Patienten, die keine Therapie erhielten. Während einer mittleren Beobachtungszeit von sechs Jahren konnte kein Zusammenhang zwischen antihypertensiver Behandlung und Mortalität oder kardiovaskulären Erkrankungen nachgewiesen werden.
Die Behandlung war allerdings mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Nebenwirkungen assoziiert, darunter Hypotension (Risiko + 69 %; number needed to harm nach 10 Jahren NNH10: 41), Synkope (Risiko + 28 %; NNH10: 35), Elektrolytstörungen (Risiko + 72 %; NNH10: 111), und Nierenfunktionseinschränkung (+ 37 %; NNH10: 91).
Sheppard JP et al., JAMA Intern Med. 2018; doi: 10.1001/jamainternmed.2018.4684