„Forschen verändert die Art des Denkens“
Auf Vorschlag von krebs:hilfe!-Chefredakteur Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant stellen wir in dieser Ausgabe Dr. Simon Gampenrieder als Vertreter der Generation Y vor. Er ist seit September Oberarzt, hat Spaß an der Forschung und möchte nicht „nur Anwender“ bestehender Ergebnisse sein. (krebs:hilfe! 10/16)
Neben seiner Tätigkeit an der Universitätsklinik für Innere Medizin III, Salzburg, publizierte Gampenrieder in den letzten Jahren Originalarbeiten und Kongressbeiträge v.a. im Bereich der Mammakarzinomforschung. Vielen dürfte er auch durch seine Vortragstätigkeit auf heimischen Fachtagungen und internationalen Kongressen bekannt sein. „Ich bin sehr motiviert, Vorträge zu halten, weil man als Redner selbst am allermeisten lernt, ganz einfach durch die intensive Vorbereitung“, sagt Gampenrieder.
Begeisterung für das Mammakarzinom
Während des Medizinstudiums in Innsbruck wechselte der gebürtige Südtiroler – aus Interesse an der Stadt – nach Wien. Für seine Diplomarbeit bewarb sich Gampenrieder auch an der Abteilung für Kardiologie. Geworden ist es dann aber doch eine Arbeit zum Mammakarzinom bei Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Rupert Bartsch, „der mich schon sehr früh unterstützt und gefördert hat“. Bei Gampenrieders Arbeit in der Studiendokumentation an der Universitätsklinik für Innere Medizin in Wien „ist die Begeisterung für die Onkologie entstanden – speziell für das Mammakarzinom. Trotz aller Komplexität ist es eine sehr interessante Erkrankung, die mich von der Entstehung und dem Verlauf her interessiert. Ein Vorteil ist, dass es in Österreich eine sehr feine wissenschaftliche Community zum Mammakarzinom gibt, die aus verschiedenen Fachdisziplinen besteht und eine gute Basis für Kooperationen darstellt.“ Zu weiteren Stationen Gampenrieders zählte eine Assistenzarztstelle an der Klinik für Hämatoonkologie der Ludwig-Maximilian-Universität in München.
Jeden Tag neu gefordert
Seit 2010 ist Gampenrieder an der Universitätsklinik Salzburg tätig und seit Kurzem Oberarzt. Hier hat sich der 34-Jährige zum Ziel gesetzt, „jeden Tag die bestmögliche Patientenbetreuung zu bieten, sowohl was die Therapieauswahl betrifft als auch die Begleitung eines Menschen, der eine Tumorerkrankung hat. Da ist man jeden Tag neu gefordert. Man weiß nie, was kommt, und muss bereit sein, sich auf Patienten einzulassen und Zeit zu investieren.“ Was die Patientenbetreuung betrifft, konnte Gampenrieder viel von OÄ Priv.-Doz. Dr. Brigitte Mlineritsch lernen. Unterstützung fand er zudem bei Klinikleiter Univ.-Prof. Dr. Richard Greil. „Er hat mir die Wege geöffnet, bereits in jungen Jahren Vorträge bei onkologischen Veranstaltungen halten zu können und international Kontakte zu knüpfen. Das ist nicht selbstverständlich.“
Traumziel: Mehr Zeit für Forschung
Eine grundlegende Veränderung der letzten Jahre ist für Gampenrieder die immer stärkere Ausrichtung der Therapie nach der Tumorbiologie und -epigenetik. Daher forscht er derzeit insbesondere an Single-Nucleotid-Polymorphismen, Tumor-micro-RNA oder Methylierungsmustern als Biomarker für das Ansprechen auf Bevacizumab. Den Spaß an der Forschung macht für Gampenrieder der intellektuelle Stimulus aus, der daraus resultiert: „Es ist ganz eine andere Art zu denken und ermöglicht es, Studiendaten kritischer zur beurteilen, was letztendlich zu einer Steigerung der Qualität der Patientenbetreuung führt.“ Gampenrieder wünscht sich aber mehr Zeit für die Forschung: „Das Ziel wäre, dass man vernünftige Wissenschaft an einer Universitätsklinik auch machen kann, ohne dass man sich die Nächte um die Ohren schlägt.“
Für seine eineinhalbjährige Tochter versucht Gampenrieder sich trotzdem ausreichend Zeit zu nehmen. Auch ein geringes Ausmaß an Sport und das Singen im Chor möchte er nicht aufgeben. Wenn aber wie in seinem letzten Urlaub z.B. kurzfristig eine Deadline für eine Studieneinreichung anstehe, bilde sich schon ein Spannungsfeld in der Familie, sagt Gampenrieder. „Die Arbeitsbedingungen müssen sich weiter verbessern, weil sonst einfach niemand mehr den Beruf des Mediziners ergreifen wird. Und dass meine Generation arbeitsunwillig wäre, kann man ihr wirklich nicht vorwerfen.“ Das Wochenende nach dem Gespräch mit der krebs:hilfe! verbringt Gampenrieder am Europäischen Krebskongress, wo er das ESMO Certificate of Medical Oncology absolvieren möchte.
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