ESMO 2018: Länger leben mit Brustkrebs
Zwei im Presidential-Symposium 1 vorgestellte Phase-III-Studien zeigen ein klinisch relevant verlängertes Überleben bei hormonrezeptorpositivem bzw. triple-negativem Mammakarzinom.
PALOMA-3: Palbociclib/Fulvestrant verlängert OS um fast sieben Monate
Der CDK4/6-Inhibitor Palbociclib in Kombination mit Fulvestrant führte zu einer klinisch relevanten Verbesserung des Gesamtüberlebens (OS) bei Frauen mit hormonrezeptorpositivem (HR+), HER2-negativem, fortgeschrittenem Mammakarzinom nach einem Progress unter Hormontherapie, so die Ergebnisse der PALOMA-3-Studie mit 521 Patientinnen.
Die randomisierte Phase-III-Studie hatte bereits zuvor eine signifikante Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS) mit Palbociclib/Fulvestrant vs. Placebo/Fulvestrant gezeigt.
Die nun, nach einem Follow-up von 44,8 Monaten präsentierte Auswertung zeigte ein medianes Gesamtüberleben von 34,9 vs. 28 Monaten mit Palbociclib/Fulvestrant vs. Placebo/Fulvestrant, wobei ein statistisch signifikanter Unterschied nicht nachweisbar war. Patientinnen, die gegenüber vorheriger endokriner Therapie sensibel waren, profitierten mit einer OS-Verlängerung um zehn Monate noch deutlicher. In der Gruppe ohne viszerale Erkrankung war das OS um 11,5 Monate verlängert.
„Hiermit präsentieren wir erstmals Gesamtüberlebensdaten aus einer Phase-III-Studie mit einem CDK4/6-Inhibitor. Das ist die erste Studie, die zeigt, dass ein ähnlicher absoluter Zugewinn im Gesamtüberleben wie bereits im PFS für die gesamte Population erzielt werden kann“, kommentiert Erstautor Prof. Dr. Massimo Cristofanilli, Northwestern University, Feinberg School of Medicine, Chicago, USA. “
ESMO-Sprecherin, Dr. Carmen Criscitiello, Europäisches Krebsinstitut, Mailand, Italien, sagt: „Diese Studie zeigt zum ersten Mal eine Verbesserung des OS mit einem CDK4/6-Inhibitor im metastasierten Setting bei HR+, HER2-negativem Brustkrebs. Da die Studie nicht darauf ausgelegt war, das Gesamtüberleben zu untersuchen, sollten die Daten trotzdem mit Vorsicht interpretiert werden auch wenn die Ergebnisse sehr dafür sprechen, dass sich der PFS-Benefit in einen OS-Benefit überträgt. Weitere Studien mit CDK4/6-Inhibitoren werden dazu beitragen Gewissheit zu erhalten.“
Dr. Matteo Lambertini, ESMO-Fellow am Institut Jules Bordet, Brüssel, Belgien, stimmt zu: „Reifere OS-Daten nach längerem Follow-up sind zentral um ein klares Verständnis des Benefits dieser teuren Wirkstoffe zu bekommen. Die limitierten OS-Daten, die wir bisher hatten, werden nun von den PALOMA-3-Ergebnissen unterstützt, was stark dafür spricht, diese Therapie für Frauen mit HR+, HER2-negativer Erkrankung breit verfügbar zu machen. Weitere Forschung ist jedoch notwendig, um besser zu verstehen wie die Sequenz der verfügbaren Optionen in diesem Setting optimiert werden kann und um jene Patientinnen zu identifizieren, die von einer endokrinen Therapie alleine profitieren.“
Cristofanilli: „Der signifikante Einfluss von CDK4/6-Inhibitoren auf das krankheitsfreie und Gesamtüberleben lässt auf ebensolches Potenzial bei frühem Brustkrebs hoffen. Dazu laufen zwei randomisierte Studien mit Palbociclib im adjuvanten Setting, nämlich PENELOPE-B und PALLAS.“
IMpassion130: Atezolizumab effektiv bei triple-negativen, PD-L1-positiven Tumoren
Die Phase-III-Studie IMpassion130 mit 902 Patientinnen, die an metastasiertem, triple-negativem Brustkrebs erkrankt waren, zeigte nach 12,9 Monaten Follow-up ein numerisch längeres Gesamtüberleben von 21,3 vs. 17,6 Monaten nach einer Therapie mit Atezolizumab/nab-Paclitaxel vs. Standardchemotherapie. Die PD-L1-positive Subgruppe erreichte ein OS von 25 vs. 15,5 Monaten (HR 0,62). Zum Zeitpunkt der Auswertung waren mehr als die Hälfte der Patientinnen am Leben, somit handelt es sich um eine Interims-Auswertung des OS.
Die Kombination reduzierte das Progressionsrisiko um 20 Prozent in der Gesamtpopulation bzw. um 38 Prozent bei Patientinnen mit PD-L1-positiven Tumoren. Das progressionsfreie Überleben für die Gesamtpopulation lag bei 7,2 vs. 5,5 Monaten (HR 0,8; p=0,0025). Bei PD-L1-Positivität belief sich das PFS auf 7,5 vs. fünf Monate (HR 0,62; p<0,0001). Die objektive Ansprechrate war sowohl in der Gesamtpopulation (56 vs. 46%) als auch bei PD-L1-positiven Tumoren (59 vs. 43%) im Atezolizumab/nab-Paclitaxel-Arm deutlich erhöht.
In der Auswertung der Sicherheit fiel eine geringgradig erhöhte Rate an Übelkeit und Husten mit der Kombinationstherapie auf. Ansonsten war die Rate an Nebenwirkungen laut den Autoren in beiden Armen ähnlich, wobei die meisten Nebenwirkungen durch die Chemotherapie hervorgerufen wurden. Immunmediierte Nebenwirkungen waren selten. Hier kam es am häufigsten zu Hypothyreose, die bei 17,3 vs. 4,3 Prozent der Patientinnen im Kombinations- vs. Chemotherapie-Arm auftrat.
„Atezolizumab in Kombination mit nab-Paclitaxel ist die erste zielgerichtete Therapie, die das Überleben bei metastasiertem, triple-negativem Brustkrebs verbessert”, sagt Prof. Dr. Peter Schmid, Clinical Director of London’s St. Bartholomew’s Breast Cancer Centre, Barts Health NHS Trust, UK. „Den größten Vorteil hatten Patienten mit PD-L1-positiven Tumoren, bei denen sich das OS um zehn Monate verlängerte. Diese Kombination sollte eine neue Therapieoption für Patientinnen mit metastasiertem, triple-negativem Brustkrebs werden.”
ESMO-Sprecherin, Dr. Marleen Kok, Niederländisches Krebsinstitut, Amsterdam, Niederlande: „Etwa 40 Prozent der Tumore waren PD-L1-positiv. Die IMpassion130-Studiendaten werden wahrscheinlich die Therapielandschaft für Patientinnen mit triple-negativem Brustkrebs verändern.“
Die ESMO-Sprecherin ergänzt, dass noch unklar sei, welches das beste Chemotherapie-Backbone für eine anti-PD(L)1-Therapie sei und dass viele Studien laufen würden, die einen zusätzlichen Effekt von anti-PD(L)1 in Kombination mit einer Chemotherapie bei metastasiertem und frühem Brustkrebs untersuchen. „Wir brauchen zudem mehr Studien, um Biomarker zu finden, die uns helfen jene Patientinnen auszuwählen, die am ehesten von dieser Therapie profitieren.“
Quelle
ESMO 2018
Cristofanilli M et al., Overall survival (OS) with palbociclib plus fulvestrant in women with hormone receptor-positive (HR+), human epidermal growth factor receptor 2-negative (HER2−) advanced breast cancer (ABC): Analyses from PALOMA-3; LBA2 PR
Schmid P et al., IMpassion130: Results from a global, randomised, double-blind, phase 3 study of atezolizumab (atezo) + nab-paclitaxel (nab-P) vs placebo + nab-P in treatment-naive, locally advanced or metastatic triplenegative breast cancer (mTNBC); LBA1 PR
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