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20. Okt. 2018Dr. Anna-Sophie Berghoff

ESMO 2018: Wiederkehrende Hirnmetastasen des NSCLC gleichen sich

Dr. Anna-Sophie Berghoff, Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien, kann erstmals zeigen, dass bei einem lokalen Rezidiv die neue Metastase der ursprünglichen in Bezug auf Mutationen und Immunzellinfiltration meist sehr ähnlich ist.

Hirnmetastasen solider Tumore spielen aufgrund des immer besser werdenden Patientenüberlebens durch effektivere Medikation eine immer größere Rolle. Die an der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien tätige Dr. Anna-Sopie Berghoff hielt gestern als einzige österreichische Forscherin eine Präsentation in einer Proffered Paper Session am ESMO 2018. Berghoff stellte im Zuge ihrer Studie eine Kohorte von zwölf Patienten zusammen, bei denen eine Hirnmetastase eines eines nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) operiert wurde und die an exakt derselben Stelle erneut eine Metastase entwickelten. Indem auf die Probensammlung der Vienna Brain Metastasis Registry zurückgegriffen wurde, konnte diese besondere Kohorte untersucht werden.

Am Resektionsmaterial der ursprünglichen Metastase, sowie des lokalen Rezidivs untersuchte Berghoffs Team daraufhin, welche Mutationen in den gepaarten Proben vorhanden waren, und ob es spezifische Mutationen gibt, die für den Rezidiv verantwortlich sind.

Ähnliche Mutationen und Immunzellen in rezidivierten Metastasen

Die Mutationen der nachwachsenden Metastasen waren jedoch den initialen Zellen sehr ähnlich. „Wir glauben, dass multiple kleine Metastasenzellen nach wie vor am Rand der Resektionshöhle vorhanden sind“, so Berghoff. Frühere Forschungsarbeiten von Berghoffs Gruppe sprechen für diese Ergebnisse: nur knapp 50 Prozent der Hirnmetastasen solider Tumore haben eine klare Abgrenzung zum umgebenden Gewebe.

Außerdem analysierte das Forschungsteam, wie sich die Dichte der tumorinfiltrierenden T-Zellen zwischen den Metastasierungszeitpunkten veränderte; knapp die Hälfte der Patienten hatte nachfolgend eine Strahlentherapie (entweder des Ganzhirns oder der Metastase) erhalten – eine Behandlung, die immer wieder mit einem Anheizen des Entzündungsgeschehens im Tumor in Verbindung gebracht wird. Obwohl auch hier die Konkordanz der ersten und zweiten Metastase hoch war, waren einige Metastasen bei der Wiederkehr tatsächlich verändert: Bei ihnen nahmen T-Zell-Zahl sowie PD-L1-Expressionslevels zu. Ein Patient stach diesbezüglich besonders heraus: er hatte interessanterweise nur eine Chemotherapie ohne Radiotherapie erhalten. Beim Tumor Mutational Burden (TMB) war es umgekehrt: hier hatte ein Patient, der eine stereotaktische Radiotherapie der Resektionshöhle erhalten hatte, einen stark erhöhten TMB.

Diese Ergebnisse könnten auch therapeutische Konsequenzen haben: „Gerade bei den Hirnmetastasen stellt die Bestrahlung eine der häufigsten Behandlungsvarianten dar, und es gibt gerade eine große Diskussion darüber, inwiefern man Immuntherapie und Bestrahlung kombinieren sollte“, erläutert Berghoff. Ihre Studie könnte jetzt erste Anhaltspunkte dazu geben, wie eine ideale Kombinationstherapie mit den Bausteinen Chemotherapie – Bestrahlungsvarianten – Immuntherapie bei Hirnmetastasen aussehen könnte. Eine Erweiterung der Kohorte wird, hofft Berghoff, jetzt Aufschluss darüber geben wie zum Beispiel Bestrahlung und T-Zell-Dichte korrelieren.

Immuntherapie: steht der Boom bei den ZNS-Tumoren bevor?

Für Berghoff als ZNS-Forscherin war die Proffered Paper Session für ZNS-Tumore am ESMO 2018 besonders interessant, da sich mehrere Vorträge mit Immuntherapie bei Gliomen befassten.„Alles deutet darauf hin, dass die Immuntherapie im ZNS-Bereich in den nächsten Jahren vielversprechend wird. Wenn die Rekrutierungen der Immuntherapie-Studien abgeschlossen sind, können wir realistisch entscheiden, in welche Richtung die Therapie bei diesen Tumoren gehen wird.“

Zur Person

Nach einem kürzlich abgeschlossenen Postdoc-Forschungsaufenthalt am renommierten DKFZ in Heidelberg forscht Berghoff nun wieder in der Gruppe von Prof. Matthias Preusser, in dessen Gruppe sie auch ihren PhD in klinischen Neurowissenschaften erwarb. Ihr Schwerpunkt liegt auf klinischen und pathologischen Faktoren bei der Hirnmetastasierung. In der ESMO ist sie ein aktives Mitglied bei den Young Oncologists.

Quelle: ESMO Congress 2018

1 Berghoff AS et al. Mutational and inflammatory microenvironment characteristics in primary and matched local recurrent non-small cell lung cancer brain metastases. ESMO 2018 congress, Abstract #372O

2 Proffered Paper Session CNS tumours, ESMO 2018 congress, München, 19. Oktober 2018