23. Juli 2014

Die Bedeutung von Therapeutischem Drug Monitoring und Pharmakovigilanz

Monika/AdobeStock

Therapeutisches Drug Monitoring in der Kinder- und Jugendpsychiatrie leistet einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Pharmakovigilanz im Sinne der Qualitätssicherung der Pharmakotherapie durch die Etablierung alters- sowie indikationsspezifischer, therapeutischer Blutspiegelbereiche. Nachfolgend gehen wir auf die medizinischen, rechtlichen und ethischen Probleme der medikamentösen Therapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein. Weiters werden die an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie laufenden Studien kurz vorgestellt.

Es liegt bereits mehr als ein Jahrhundert zurück, dass Abraham Jacobi, der Begründer der Kinderheilkunde in den USA, die Wichtigkeit einer altersentsprechenden Pharmakotherapie erkannte. Der Urvater des ersten Kinderkrankenhauses in Nordamerika brachte bereits damals die Problematik, vor der wir heute, mehr als 100 Jahre später, immer noch stehen, auf den Punkt, als er bekräftigte, dass Pädiater nicht kleine Männer und Frauen in kleineren Körpern mit der gleichen Erkrankung mit reduzierter Dosis behandeln können, sondern dass Kinder unabhängig von bei Erwachsenen gültigen Richtlinien medikamentös therapiert werden müssen (Mehler-Wex et al., 2009)
Altersabhängig unterliegen Absorption, Verteilung, Metabolismus und Exkretion jeder oral verabreichten psychotropen Substanz entwicklungsbedingten physiologischen Veränderungen, die damit zu Veränderungen der Pharmakokinetik (Einwirkung des Organismus auf ein Arzneimittel) führen. Dies beeinflusst, abhängig von der verabreichten Substanz, die Konzentration an den Zielstrukturen im Zentralnervensystem und damit auch die Wirkung und Effizienz der Therapie sowie die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Nebenwirkungen (Mehler-Wex et al., 2009).
Auch die Pharmakodynamik (Wirkung des Arzneimittels auf den Organismus) betreffend zeigen Kinder und Jugendliche entwicklungsbedingte und damit altersspezifische Unterschiede in Bezug auf die Plastizität des Gehirns. Synaptogenese (Bildung neuer Synapsen) und Synapsenelimination variieren hier ebenso wie die Neurotransmitter-Rezeptor-Dichte, die die Zielstruktur der meisten, im Kindes- und Jugendalter eingesetzten Psychopharmaka ist. Dies unterstreicht die Notwendigkeit altersspezifischer und damit der Entwicklung der kinder- und jugendpsychiatrischen Patienten angepassten Dosierungen von Psychopharmaka.
Auch das häufig unvorhersehbare Auftreten von UAWs (unerwünschte Arzneimittelwirkungen) bei Kindern und Jugendlichen sowie die schwierige Vorhersage der Dosis-Wirkungs-Beziehung sind auf die Tatsache zurückzuführen, dass Unterschiede im Vergleich zu Erwachsenen in Bezug auf anatomische, physiologische, psychologische und pathologische Besonderheiten bei dieser Patientengruppe bestehen (Gerlach et al., 2006).

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum neuropsy