Cephalgien bei Schülern häufiger als gedacht
Nicht nur Erwachsene leiden an Migräne und Kopfschmerzen, sondern auch Kinder. Doch bei ihnen wird der Brummschädel oft nicht ernst genommen und schon gar nicht behandelt, wie eine nationale Befragung ergab.
Das Gefährliche: Kopfschmerzerkrankungen in jungen Jahren können die körperliche und seelische Gesundheit stark beeinträchtigen. Sie erhöhen zudem das Risiko für chronische Kopfschmerzen im Erwachsenenalter und bahnen oft den Weg für eine Suchtkarriere und Drogenmissbrauch.
Wie weit verbreitet Cephalgien zum Beispiel unter Schülern sind, war bisher unklar. Nun präsentiert das Team um Professor Dr. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel die Zwischenauswertung einer repräsentativen Befragung von Schülerinnen und Schülern aus der 3. Sekundarstufe. In der Zufallsstichprobe von mehr als 2100 Kindern litten 72% in den vorangegangenen drei Monaten mindestens einmal an Kopfschmerzen, von denen vor allem die Mädchen betroffen waren. Bei 39% der befragten Schüler sprachen die Symptome für eine Migräne, bei 33% für einen Spannungskopfschmerz. Von den jungen Migränepatienten und -patienten litt etwa jede/jeder vierte unter starken Kopfschmerzen und der Großteil fühlte sich dadurch im Alltag stark beeinträchtigt. Bei Spannungskopfschmerzen traf dies nur auf etwa 8% zu.
Auffällig war die Häufung von Kopfschmerzen in den Familien der betroffenen Kinder. Das spricht dafür, dass neben einer genetischen Veranlagung auch das psychosoziale Umfeld, der familiäre Umgang mit Cephalgien und das allgemeine Gesundheitsverhalten eine wichtige Rolle spielen, schreiben Göbel et al.
Präventionsprogramme dringend benötigt
Nur ein Viertel der betroffenen Schülerinnen und Schüler suchte wegen der Kopfschmerzen eine Ärztin bzw. einen Arzt auf, aber die Hälfte nahm deswegen Medikamente ein. Die Befragung zeigte auch mögliche Präventionsansätze auf: Kinder, die beispielsweise maßvoll Sport trieben, ausgeglichen waren, sich genügend Schlaf gönnten und regelmäßige Essens- und Zubettgehzeiten einhielten, hatten weniger Migräne und andere Kopfschmerzen.
Nach Einschätzung der Autorinnen und Autoren unterstreichen ihre Studienergebnisse den dringenden Bedarf an Präventionsprogrammen wie die „Aktion Mütze – Kindheit ohne Kopfschmerzen“. Diese können das Wissen um Kopfschmerzen und ihre Behandlung bei Eltern, Lehrpersonal und Schülerinnen und Schülern verbessern und so Verhaltensänderungen bewirken.