Wann Therapeut:innen ihre Patient:innen googeln

Dr. Google ist heute allgegenwärtig. Neupatient:innen suchen zuerst auf Ärzt:inneplattformen und – wenn sie eine Ordination ins Auge gefasst haben – auf Google nach Informationen über den Arzt oder die Ärztin. Doch wie häufig drehen Mediziner:innen den Spieß um und durchforsten das Netz nach Informationen ihrer Patient:innen? Forscher der Universität Wien haben sich in dem Zusammenhang an 207 österreichische und deutsche Psychotherapeut:innen gewendet (Christiane Eichenberg/Philipp York Herzberg: Do Therapists Google Their Patients?). Psychotherapeut:innen haben zwar eine andere Interessenlage als ihre fachfremden Kolleg:innen, dennoch erlaubt die Online-Umfrage Rückschlüsse, wie Mediziner:innen mit den neuen Medien umgehen. Rund 40 Prozent haben schon einmal Patient:innen gegoogelt. Diejenigen, die ihre Patient:innen googeln, tun dies im Schnitt bei 5,8 Fällen. Drei Viertel unter ihnen suchen im Netz, ohne sich vorher die Erlaubnis zum Datensammeln bei den Patient:innen zu holen. Gerade einmal ein Fünftel verfügt über diese Erlaubnis.

Arzt-Patienten-Verhältnis

Die Forscher:innen fragten zudem, welche Gründe das Googeln eines Patient:innen rechtfertigen könnte. Für über ein Drittel bleibt die Web-Recherche unvorstellbar. Zwei Drittel der teilnehmenden Psychotherapeut:innen finden aber durchaus, dass es bestimmte Situationen gibt, die trotz des Arzt-Patienten-Verhältnisses ein solches Vorgehen erlauben oder gar anzeigen.

Für 13 Prozent ist dies der Fall, wenn Gefahr droht: für den Therapeut:innen, den Patient:innen oder andere. So beschreibt ein Umfrageteilnehmer sehr deutlich eine Situation mit einem selbstmordgefährdeten Patienten. Rund zehn Prozent der befragten Therapeut:innen konsultieren das Internet außerdem, wenn sie das Gefühl haben, dass der Patient:in lügt. Ein Drittel der Psychotherapeut:innen musste aber auch zugeben, dass sie im Internet keine brauchbaren Informationen über die Patient:innen gefunden hatten.

Mag. Iris Kraft-Kinz
MEDplan, 1120 Wien
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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune