Neue Nummer – Ärztekummer
Mit 1. April starten sowohl die Hotline 1450 als auch der neue Bereitschaftsdienst mit nur mehr 24 Sprengeln. Spitalsärzte befürchten mehr Arbeit in den Ambulanzen, von einer Entlastung ist gar nicht mehr die Rede. (Medical Tribune 12/19)
Hochrangige Stakeholder versuchten vergangene Woche, der steirischen Öffentlichkeit die Hotline schmackhaft zu machen. Allen voran VP-Gesundheitslandesrat Christopher Drexler, der die Nummer 1450 als „die zentrale Anlaufstelle“ für alle medizinischen Anliegen vorstellt: „Die Spezialisten der Leitstelle des Roten Kreuzes sorgen dafür, dass die Steirer, die die Nummer 1450 wählen, die gesundheitliche Einschätzung und die Hilfe bekommen, die sie brauchen.“
Die maßgeschneiderte Information ermögliche „beste individuelle Versorgung von höchster medizinischer Qualität“. Ähnlich SP-Bildungslandesrätin Ursula Lackner, die 1450 als wesentlichen „Mosaikstein“ des „Gesundheitsplan 2035“ bezeichnet, und Michael Koren, Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark: Die „abgestufte Notfallversorgung“ werde neu aufgesetzt. Das Gesundheitstelefon 1450 sei dabei „ein wesentlicher Baustein“ auch für die Realisierung des Bereitschaftsdienstes neu. Das Telefon sei ein „zusätzliches Angebot“. Doch egal, was die Steirer wählen: Anrufe bei 144 oder 141 gehen auch zur Gesundheitshotline 1450, informiert die Ärztekammer Steiermark auf Anfrage. Die Hotline wurde bereits in drei Pilotbundesländern – Niederösterreich, Wien und Vorarlberg – getestet und wird heuer bundesweit ausgerollt.
Die Steiermark sei hier schon wie bei ELGA „vorne dabei“, lobt Sektionschefin Dr. Silvia Türk in Vertretung von FP-Sozial- und Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein. „Gemeinsam wollen wir die Gesundheitsversorgung näher an die Menschen bringen“, sagt Türk, aber auch die Menschen zum „Best Point of Service“. STGKK-Obmann Josef Harb ist überzeugt davon, dass via 1450 die für alle Anrufer optimale medizinische Betreuung „gewählt werden kann“. Auch Dr. Werner Weinhofer, Präsident des Roten Kreuzes Steiermark, hält die Hotline „für absolut notwendig“. Nur einer stimmt nicht in die Schalmeientöne ein, zumindest nicht uneingeschränkt: Niedergelassenen-Chef und ÄK-Vize Dr. Norbert Meindl. Die „planerische Grundlage“ sei zwar, dass durch 1450 der Bereitschaftsdienst deutlich entlastet werden sollte.
Kein Bereitschaftsdienst mehr von 24 bis 7 Uhr
Das neue Modell (siehe Karte) mit freiwilliger Teilnahme bringe eine wesentliche Verbesserung aus Sicht der Ärzte, er hoffe damit wieder auf eine weitgehend flächendeckende Bereitschaftsdienstversorgung an Wochenenden und unter der Woche (bis zu 50 Prozent der Nachtdienste unter der Woche waren unbesetzt, Anm.). Aber: „Sollte es zu Problemen kommen, und das ist bei einer so umfassenden Veränderung immer möglich, muss rasch reagiert werden.“ Deswegen müsse man die Auswirkungen auf die Belastungen der Spitalsambulanzen laufend beobachten. „Wenn die stark steigen, muss es Nachbesserungen geben“, sagt Meindl. Bemerkenswert: Von einer Entlastung der Ambulanzen – eines der Ziele von 1450 – wird gar nicht mehr gesprochen.
Schärfer formulierte es sein Präsident Dr. Herwig Lindner, Spitalsarzt, in einer Aussendung Anfang März: „Niemand kann wollen, dass die Steiermark in ein paar Jahren vor den Scherben des ärztlichen Bereitschaftsdienstes steht“, deswegen müsse dieser „rasch lernfähig“ sein. Da von 24 bis 7 Uhr der Bereitschaftsdienst wegfällt, hätten die Spitalsärzte „die große Sorge, dass die Ambulanzen in der Nacht deutlich mehr belastet sein werden“. Eine laufende Beobachtung bei der Ambulanz-Beanspruchung sei laut seinen Informationen aus der Kages (Spitalsholding, Anm.) tagesaktuell möglich. Anpassungen müssten dann auch unmittelbar erfolgen, „nicht erst in drei Jahren“, z.B. Dienste auch nach 24 Uhr, Verkleinerung der Sprengel, Ordinationen am Wochenende, Fahrdienste oder Verstärkung der Ambulanzteams.
Gesundheitsfonds teilt die Sorge der Spitalsärzte nicht
Der Gesundheitsfonds teilt die Sorge der Spitalsärzte nicht, zeigt eine Anfrage der Medical Tribune. Man verweist auf die Statistik: Von den derzeitigen 150 Anrufen fallen außerhalb von Graz nur etwa 18 Prozent (27 Anrufe) nach 24 Uhr an. „Ausgehend von der Triage am Gesundheitstelefon (durch DGKP, Anm.) verbleiben daher steiermarkweit nur zirka zehn Anrufe zwischen 24 und 7 Uhr, welche keine zeitkritische medizinische Versorgung benötigen. Wegen der bisherigen mangelhaften Besetzungssituation wird ein Großteil dieser Anrufe jetzt schon vom Roten Kreuz übernommen, sodass sich keine wesentliche Änderung zum Ist ergeben wird.“