12. Sep. 2023ERS

Small Airways Disease: Screening-Test mit einer einzigen Frage?

Die ATLANTIS-Studie lieferte wertvolle Evidenz zum Stellenwert der distalen Atemwege für die Asthma-Pathophysiologie. Im Rahmen des ERS-Kongresses 2023 in Mailand erläuterte Studienautorin Prof. Dr. Monica Kraft Hintergründe, Ergebnisse und Konsequenzen dieses bahnbrechenden Projekts. Unter anderem wird ein simples Screening-Verfahren für die Diagnose einer Erkrankung der distalen Lunge entwickelt.

Minerva Studio/AdobeStock

Vor mehr als 10 Jahren rückten die distalen Atemwege in den Fokus der Asthma-Forschung und es wurde die Forderung gestellt, die Daten, die kleine Studien zu den „kleinen Atemwegen“ mit weniger als 4mm Durchmesser lieferten, in großen Studien mit einer hohen Zahl an Teilnehmenden zu verifizieren.1 Prof. Dr. Monica Kraft von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, betont, dass bereits seit den frühen 2000er Jahren Hinweise existieren, dass eine Beteiligung der Small Airways unter anderem mit erhöhter Asthmamortalität assoziiert ist. In der Folge mehrte sich die Evidenz für die Bedeutung dieses Lungenabschnitts für die Asthma-Pathologie. Bronchogramme zeigen bei schwerem und fortgeschrittenem Asthma bronchiale eine deutliche Ausdünnung der peripheren Bereiche des Bronchialbaums. Die distale eosinophile Entzündung erwies sich als assoziiert mit einem Verlust an Lungenfunktion.2 Ebenso konnte gezeigt werden, dass jene Tests, die die distalen Atemwege am besten erfassen, auch die besten Prognosen ermöglichen, ob es sich um stabiles oder instabiles Asthma handelt. Dabei spielen die Parameter Verschlussvolumen (Closing Volume = CV), definiert als jenes Lungenvolumen, bei dem es während der Exspiration zum Verschluss der kleinen Atemwege kommt, und Verschlusskapazität (Closing Capacity = CC) als Summe aus Verschlussvolumen und Residualvolumen (RV) eine wichtige Rolle. Als beste Prädiktoren für instabiles Asthma wurden das Verhältnis CV zur Vitalkapazität und das Verhältnis CC zur Gesamtkapazität der Lunge identifiziert.3 Als Techniken zur Messung der Funktion der distalen Atemwege kommen neben der Lungenfunktion die Ganzkörperplethysmographie, die Impulsozillometrie, FEF25–75% (definiert als forcierte exspiratorische Flussrate bei 25–75% der Vitalkapazität) oder die verschiedenen Stickstoff-Auswaschtests infrage.

Zustand der distalen Lunge mit klinischen Daten korreliert

Die Frage nach der Bedeutung der kleinen Atemwege für Diagnose, Therapie und Prognose von Asthma wurde und wird im Rahmen der ATLANTIS(AssessmenT of smalL Airways involvemeNT In aSthma)-Studie untersucht. ATLANTIS wurde designt, um die physiologischen und Imaging-Variablen darzustellen, die Vorhandensein und Ausprägung von „small airways disease“ im Rahmen von Asthma bronchiale beschreiben, und ihre Assoziationen mit Exazerbationen, Asthmakontrolle und Lebensqualität zu erfassen. Die Dysfunktion der kleinen Atemwege kann in frühen Phasen der Erkrankung, bereits vor einer Asthma-Diagnose und durch alle Krankheitsstadien gegeben sein. Sie ist assoziiert mit einer höheren Symptomlast, die sich in Hyperreagibilität, belastungsinduziertem Asthma, Exazerbationen und schlechter Krankheitskontrolle äußert. Man wusste also, so Kraft, welche Bedeutung die distalen Atemwege haben, aber man wusste nicht, wie man ihren Zustand im klinischen Alltag am besten bewerten sollte. ATLANTIS sollte diese Evidenzlücke anhand von Daten aus einer großen Patientenpopulation schließen. Dabei wurden Messwerte sowohl im Querschnitt als auch longitudinal generiert und verglichen, um Assoziationen zwischen dem Zustand der distalen Lunge und klinischen Endpunkten wie zum Beispiel Exazerbationen zu identifizieren. Aus Forschungsinteresse wurden in einem Teil der ATLANTIS-Population auch Untersuchungen wie Computertomografie oder Bronchoskopie vorgenommen, die im klinischen Alltag in der Asthma-Diagnostik keine Rolle spielen. Letztlich wurde auch die Frage gestellt, ob es Hinweise gibt, welche der verfügbaren Medikamente die kleinen Atemwege am besten beeinflussen. Und es sollte ein klinischer Fragebogen entwickelt werden, der ein simples Screening auf Small Airways Disease ermöglicht.

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