
Erste Asthma-Leitlinie für Kinder
Erstmals wurde am ERS eine Asthma-Leitlinie für Kinder1 präsentiert. Zentrales Element der Leitlinie ist der diagnostische Algorithmus.

„Die Prävalenz von Asthma bronchiale bei Kindern wird in der EU auf 9,4 Prozent geschätzt, das entspricht rund 5,5 Millionen betroffenen Kinder“, informiert Dr. Erol Gaillard, Department of Respiratory Sciences, University of Leicester, Großbritannien. „Die unterschiedlichen Prävalenzen in den europäischen Ländern sind zumindest teilweise auf die unterschiedlichen nationalen Asthma-Leitlinien zurückzuführen.“ Asthma bronchiale weist verschiedene Trigger auf sowie mehrere Phänotypen der Inflammation in den Atemwegen. „Das Kennzeichen von Asthma bronchiale sind variable Symptome sowie eine wechselnde und üblicherweise reversible Atemwegsobstruktion. Die bisherigen Leitlinien beziehen sich nicht speziell auf Kinder und geben zudem widersprüchliche Empfehlungen“, bemängelt Gaillard. „Eine korrekte Diagnose spielt sowohl für die betroffenen Kinder als auch ihre Familien eine große Rolle. Verschiedene Untersuchungen bei europäischen Schulkindern zeigen, dass Unter- und Überdiagnose häufig sind.“ Die Konsequenzen sind laut Gaillard unzureichende Verschreibung von (Asthma-)Medikamenten, unnötige Nebenwirkungen, Fehlzeiten in der Schule und nicht zuletzt stellt eine ausstehende korrekte Diagnose ein Risiko für höhere Morbidität und schwerere Asthma-Anfälle dar.
Empfehlungen der ERS-Task Force
„Die Asthma-Diagnose bei Kindern stellt eine klinische Herausforderung dar“, betont Dr. Carmen Cornelia Maria De Jong, Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM), Universität Bern. Eine von der ERS unterstützte Task Force hat kürzlich evidenzbasierte Leitlinien für die klinische Praxis für die Diagnose von Asthma bronchiale bei Kindern im Alter von fünf bis 16 Jahren erstellt. Zentrales Element ist der diagnostische Algorithmus. So werden etwa Spirometrie, Bronchospasmolysetest und fraktioniertes exhaliertes Stickstoffmonoxid (FeNO) als Erstlinien-Diagnosetests bei Kindern mit Verdacht auf Asthma bronchiale empfohlen. Bronchospasmolysetests sollten bei allen Kindern erfolgen, deren FEV<LLN oder <80% und/oder FEV/FVC<LLN oder <80% liegt. „Dagegen soll die Diagnose Asthma bronchiale bei Kindern nicht auf Basis der klinischen Entwicklung bzw. von Symptomen alleine oder einzelnen Tests wie z.B. Peak Respiratory Flow Rate (PERF), Prick-Test oder Serum-IgE gestellt werden“, betont De Jong. Der Methacholin-Provokationstest sollte nur dann zum Einsatz kommen, wenn die Asthma-Diagnose mit den Erstlinien-Tests nicht bestätigt werden konnte. Eine indirekte Testung mittels Laufband oder Fahrrad sollte ebenfalls nur dann durchgeführt werden, wenn der Verdacht auf ein durch körperliche Aktivität induziertes Asthma bronchiale besteht und die Erstlinien-Diagnostik zu keinem Ergebnis geführt hat.