COVID-19 aus infektiologischer Sicht
Sechs Monate Erfahrung haben österreichische Mediziner mittlerweile mit COVID-19 gesammelt. Und so viel steht fest: Eine Infektion mit SARS-CoV-2 ist keinesfalls nur eine andere Form der Grippe, sondern eine schwerere Erkrankung mit deutlich höherer Sterblichkeit, wie Prim. Univ.-Doz. Dr. Christoph Wenisch in seinem Vortrag anlässlich der virtuellen Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie betonte.
„Aus unserer Erfahrung mit über 800 Patienten – davon rund 100 auf der Intensivstation – verlaufen 81 Prozent der Infektionen mit SARS-CoV-2 mild bis moderat“, berichtet Prim. Univ.-Doz. Dr. Christoph Wenisch, Vorstand der 4. Medizinischen Abteilung mit Infektions- und Tropenmedizin, Klinik Favoriten, Wien, aber betont gleichzeitig: „14 Prozent der Patienten entwickeln eine klinische Verschlechterung mit Dyspnoe und/oder Hypoxämie im Verlauf aus. Typischerweise ist dies ca. 7–10 Tage nach Symptombeginn der Fall. In dieser kritischen Phase sollte Patienten, die in Heimquarantäne sind, durch andere überwacht werden, da auch eine stille Hypoxämie lebenslimitierend sein kann.“ Bei acht Prozent der hospitalisierten Patienten besteht die Indikation zur intensivmedizinischen Therapie. Ein Großteil davon (ca. 48%) benötigt eine invasive Beatmungstherapie aufgrund eines hypoxämischen respiratorischen Versagens. Der Fall-Verstorbenen-Anteil (case-fataliyt rate, CFR) liegt laut Wenisch bei vier bis fünf Prozent.