APOScout und MediFinder helfen bei Medikamenten-Suche
Die neue Handy-App APOScout zeigt der Wiener Bevölkerung verfügbare Medikamente an. Bisher nimmt gut ein Fünftel der Wiener Apotheken daran teil. In Oberösterreich startete vergangenes Jahr MediFinder – im Gegensatz zu Wien ein IT-Tool ausschließlich für Apotheken. MediFinder ist nach einer erfolgreichen Testphase mittlerweile in ganz Österreich ausgerollt.
Erklärtes Ziel ist da wie dort, die Medikamentenversorgung insbesondere bei Lieferengpässen zu verbessern. „Dass es trotz massiver Lieferprobleme zu keinem Versorgungschaos kommt, ist nicht zuletzt dem unermüdlichen Einsatz der Apothekerinnen und Apotheker zu verdanken“, betont Priv.-Doz. DDr. Philipp Saiko, Präsident der Apothekerkammer Wien, die Projektpartner im Bereich Kommunikation der neuen APOScout-App ist. Diese soll nun die Suche nach schwer erhältlichen Medikamenten deutlich erleichtern.
Und so funktioniert die kostenlose App: Sofort nach dem Download* können Patientinnen und Patienten das Medikament eingeben und erfahren, wo es gerade vorrätig ist – samt Navigation zum nächsten Standort. „Mit wenigen Klicks ist es möglich, einfach, schnell und bequem die Verfügbarkeit bestimmter Medikamente in aktuell 70 Wiener Apotheken abzufragen“, freut sich Saiko. Damit nehmen etwas mehr als 20% der 338 öffentlichen Apotheken in Wien teil, weitere sollen rasch folgen.
Für die teilnehmenden Apotheken ist APOScout ebenfalls kostenlos. Die Verfügbarkeitsangaben würden automatisch aus dem Warenwirtschaftssystem eingespeist, erklärt Mag. Thomas Brosch, Geschäftsführer Kwizda ApoApp GmbH, die das Projekt finanziert. Auch Systeme anderer Großhändler können die Schnittstelle verwenden. Brosch zeigt sich stolz, dass Kwizda mit der App eine moderne und maßgeschneiderte Lösung anbieten könne: „Dieses Service ist vollkommen neu, einzigartig und löst ein wichtiges Bedürfnis der Menschen.“
Wien: Warenbestand alle 30 Minuten aktualisiert
Auch Mag. Christian Wurstbauer, Apotheker und Berater Gesundheits-IT-Projekte, schwärmt: „Lange und mühsame Suchen oder zahllose frustrierende Telefonate gehören damit der Vergangenheit an. Alle 30 Minuten aktualisiert APOScout den Warenbestand der teilnehmenden Apotheken.“ Die Suche nach den Medikamenten funktioniere über Textfeld, Spracheingabe oder Barcodescanner.
Bei Dauermedikation könne man Medikamente und die Stammapotheke auch als Favoriten speichern, um die Verfügbarkeit immer rasch abrufen zu können und bei Bedarf direkt aus der App telefonisch vorzubestellen. „Falls ein Medikament in der Lieblingsapotheke einmal nicht lagernd sein sollte, zeigt mir die App genau an, in welchen anderen Wiener Apotheken ich mein Medikament sofort bekomme“, erklärt Wurstbauer.
Die App informiert auch über verfügbare wirkstoffgleiche Medikamente, alternative Packungsgrößen und über Nacht- und Bereitschaftsdienste. Letzteres sogar schon österreichweit – die App kann alle Standorte der rund 1.400 Apotheken nach Nähe und Bereitschaftsdiensten reihen. Die Medikamentensuche funktioniert aktuell nur in Wien, soll jedoch in den nächsten Monaten auf andere Bundesländer ausgerollt werden.
Kooperation mit Hotline 1450 für jene ohne App
Die Stadt Wien unterstützt die Initiative. „Es freut mich sehr, dass der Arzneimittelgroßhandel und die Apotheken auch in enger Abstimmung mit der Stadt Wien und in wenigen Wochen auch über das Gesundheitstelefon 1450 abfragbar immer wieder neue Wege gehen und innovative Zukunftslösungen finden“, sagt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Die Auskunft bei der Hotline 1450 ist für jene gedacht, die keine Handy-Apps verwenden oder mit ihnen nicht so vertraut sind.
Saiko hebt zudem die enorme Zeitersparnis für Apotheken hervor. Denn im Schnitt beschäftige sich in jedem Betrieb pro Tag eine Mitarbeiterin bzw. ein Mitarbeiter nur mit Telefonaten und der Suche nach notwendigen Medikamenten für die Patientinnen und Patienten. „Wir arbeiten tagtäglich intensiv daran, die zunehmenden Arzneimittel-Engpässe abzufedern.“ Wurstbauer ergänzt, dass es derzeit zwar ausreichend Medikamente gegen Erkältungskrankheiten gebe. Was aber knapp werden könnte: Kinder-Antibiotikasäfte. Umso wichtiger seien daher die neu eingerichteten Wirkstofflager für magistrale Zubereitungen.
IT-Tool MediFinder als Plattform für Apotheken
Auch MediFinder soll Lieferengpässen bei Medikamenten entgegenwirken. Es handelt sich dabei um eine digitale Austausch-Plattform, die die Österreichische Apothekerkammer (ÖAK) ausschließlich für Apothekerinnen und Apotheker entwickelt hat. Diese können mit wenigen Klicks Suchanfragen nach fehlenden Medikamenten schnell und unkompliziert eingeben, informierte die ÖAK in einer Aussendung Mitte Dezember anlässlich des erfolgreichen Abschlusses der Testphase, in der das Tool nur in Oberösterreich zur Verfügung gestanden ist.
Weiters sei es möglich, die Suche auf ein bzw. mehrere Bundesländer einzugrenzen oder ganz Österreich abzubilden. Die Kontaktaufnahme erfolge dann per Mail oder Telefon. Oder auch umgekehrt: „Mein Handy zeigt mir nun zum Beispiel an, dass in der Apotheke im Nachbarort ein Medikament fehlt und ich kann – wenn ich das Arzneimitte lagernd habe – sofort reagieren“, erklärt ÖAK-Präsidentin Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr.
Oberösterreich als Pilotbundesland auserkoren
Pilotiert wurde der MediFinder in Oberösterreich in den dortigen 211 Apotheken. Nach der Pilotphase wurde die IT-Lösung am 13. Dezember 2023 auf ganz Österreich ausgerollt . „Wir sind stolz darauf, in Oberösterreich mit diesem Projekt gestartet zu haben“, sagt Oberösterreichs LH-Stellvertreterin Mag. Christine Haberlander (ÖVP). „Danke an die Apothekerkammer für diese Initiative“, fährt Haberlander fort, „gemeinsam schaffen wir einen unmittelbaren Vorteil für die Menschen.“ Gerade für Familien mit Kindern bedeute es oft eine „mittlere Katastrophe“, wenn ein Medikament nicht verfügbar sei.
„Medikamenten-Engpässe entstehen, wenn internationale Lieferketten nicht funktionieren“, betont Mag. pharm. Thomas W. Veitschegger, Präsident der Apothekerkammer Oberösterreich. Rund 600 Arzneimittel waren laut Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) gegen Jahresende durchschnittlich nicht oder nur eingeschränkt lieferbar, darunter Antibiotika, Blutdruckmittel oder Schmerzmittel. Diese Zahl gilt nach wie vor, wie ein Blick in das BASG-Vertriebseinschränkungen-Register zeigt: 580 Medikamente sind nicht uneingeschränkt verfügbar (Stand: 08.02.2024).
Pochen auf EU-weite Lösung
Die Apotheken stünden in dieser Kette am „undankbaren vorletzten Platz“ – unmittelbar vor den Patientinnen und Patienten und bekämen ihren Frust mitunter deutlich zu spüren. „Der MediFinder ist eine zusätzliche Möglichkeit, diese für alle unzufriedenstellende Situation gemeinsam noch effizienter zu lösen“, erklärt Veitschegger. Mursch-Edlmayr und Veitschegger weisen einmal mehr darauf hin, dass Engpässe und Lieferschwierigkeiten EU-weit gelöst werden müssen.
Das Rohstofflager sei ein von der ÖAK schon lange geforderter und wichtiger Schritt. Doch damit sei es nicht getan, die Produktion von Arzneimitteln müsse aus dem asiatischen Raum zurück in europäische Länder geholt werden. Auch Haberlander sieht die EU dringend gefordert, „Schritte zur Re-Europäisierung“ u.a. bei Medikamenten zu setzen.
*Download „APOScout“ für Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.apostock
Für Apple: https://apps.apple.com/at/app/aposcout/id6473729173