24. Okt. 2024Gastkommentar Apothekerkammer

Ein Rückblick auf die vergangene Legislaturperiode

Apothekerkammerpräsidentin Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr zieht Bilanz über die Errungenschaften der letzten Jahre und zeigt auf, was noch zu tun ist.

Meine Bilanz für die vergangene Legislaturperiode hinsichtlich der Interessen der Apothekerschaft fällt unter dem Strich positiv aus. Diese Zeitperiode hat mehrere, für die Apothekerschaft zukunftsweisende Änderungen gebracht.

Der Nationalrat hat die Apothekengesetznovelle beschlossen. Auf der Basis der neuen Gesetze werden Österreichs Apotheken ihre gesundheitlichen Angebote für die Bevölkerung ausweiten. In Zukunft werden moderne und innovative Gesundheitstests wie etwa Blutzucker- und Cholesterinmessungen oder Analysen von Mikronährstoffen wie Vitamin D angeboten. Dazu kommen Vor-Ort-Nachweise von Infektionskrankheiten wie Influenza, RSV oder COVID-19.

Apropos COVID-19: Das großartige Engagement der Apothekerinnen und Apotheker während der Corona-Pandemie wurde und wird nicht nur von der Bevölkerung honoriert, sondern auch von der Politik. Das Übernehmen von Verantwortung in Krisenzeiten hat das ohnehin schon große Vertrauen in unseren Berufstand weiter ausgebaut.

Ein großer Erfolg ist auch die Bestätigung des Apothekenvorbehalts durch den Verfassungsgerichtshof. Demnach dürfen rezeptfreie Arzneimittel weiterhin nur von Apotheken abgegeben werden und nicht etwa über Drogeriemarktketten. Es handelt sich um eine richtungsweisende Entscheidung im Sinne der Sicherheit für Patientinnen und Patienten.

Wo gibt es Verbesserungspotenziale?

Noch nicht enthalten im neuen Apothekengesetz ist die gesetzliche Grundlage, bestimmte Auffrischungsimpfungen für Erwachsene wie FSME oder Grippe in der Apotheke durchzuführen, um die erschreckend niedrigen Durchimpfungsraten in Österreich zu erhöhen. Die Zahl der Länder mit Impfermächtigung für Apothekerinnen und Apotheker steigt schnell. Dabei zeigt sich, dass die Durchimpfungsraten durch das Impfen in der Apotheke signifikant steigen. Mehr als 2000 Apothekerinnen und Apotheker in Österreich haben die vorgeschriebene Impfausbildung auf höchstem internationalem Niveau bereits absolviert und stehen bereit.

Was wünsche ich mir von der nächsten Regierung?

Abgesehen von der rechtlichen Grundlage zum Impfen in den Apotheken: Apothekerinnen und Apotheker können als zusätzliche lokale 1450-Lotsen zur standardisierten Begleitung der Patientinnen und Patienten durch unser Gesundheitssystem eingesetzt werden. Die Apotheke kann eine Lotsenfunktion inklusive Arzttermin-Vereinbarung übernehmen sowie im Bedarfsfall eine telemedizinische Konsultation mit anschließender medikamentöser Versorgung anbieten. Mit diesem niederschwelligen Angebot kann die Steuerung der Bevölkerung zum „best point of care“ vereinfacht und verbessert werden. Die Wohnortnähe der 1450 flächendeckend und gleichmäßig verteilten Apotheken kann helfen, dass der Grundsatz „digital vor ambulant vor stationär“ tatsächlich zu einer Veränderung der Versorgungswege führt.

Ein weiterer Wunsch an die Regierung: Telemedizin in den Apotheken ermöglichen – Wartezeiten reduzieren. Im Rahmen der zunehmenden Digitalisierung des Gesundheitswesens sollten telemedizinische Versorgungsformen (z.B. Videosprechstunden) in bestehenden gesundheitlichen Anlaufstellen wie den öffentlichen Apotheken ermöglicht werden, um den Druck auf Ordinationen abzufedern und Wartezeiten auf ärztliche Termine zu reduzieren. 1450 gleichmäßig in ganz Österreich verteilte Apotheken mit Fachpersonal, ELGA-Anbindung und langen Öffnungszeiten bieten den idealen Rahmen, um neue telemedizinische Angebote in Österreich sinnvoll zu etablieren und die Patientenversorgung in ländlichen Regionen und zu Randzeiten spürbar zu verbessern.

Mein abschließender Appell an die kommende Regierung: Denken Sie nicht nur in medizinischer Dimension, sondern berücksichtigen Sie auch die öffentlichen Apotheken entsprechend!

Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Gastkommentar, für den der jeweilige Autor verantwortlich ist; die Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und Herausgeber wieder.