Kräutergarten: Zart gebaut – das Eisenkraut
Nicht Eisenhut, der tut nicht gut! Eisenkraut sei vertraut! Reimerei – sorry, kann‘s nicht lassen! Der Fokus liegt heute auf einem mythologisch und pharmakologisch interessanten Kraut. Fast in Vergessenheit geraten, wollen wir den Fall aufrollen. Die sagenhafte „Träne der Göttin Isis“ nannten es die Ägypter, als wesentlichen Bestandteil von Räucherritualen und Wundkraut nach Kampfverletzungen. Auch Dioskurides erwähnte Eisenkraut in der Materia medica. Die Römer übernahmen Verbena officinalis natürlich sofort und es durfte an keinem Altar Jupiters fehlen. Plinius schrieb begeistert in seiner „Historia naturalis“ über die berühmteste Heilpflanze der römischen Flora gegen entzündliche Erkrankungen, auch im Bereich der inneren Organe. Diese Berichte erhärten die Theorie des Ursprungs von Eisenkraut im Mittelmeerraum. Die Verbreitung des Krauts erstreckt sich mittlerweile über alle gemäßigten Zonen der Erde. Zwar benötigt Verbena officinalis L. zur Blütenbildung hohe Wärmegrade, die Winter kann es im östlichen Österreich gut überstehen und es gedeiht in idealen Lagen mehrjährig. Der Habitus ist unscheinbar mit zartrosa Blüten in traubig angeordneten Ähren. Feuchte Wiesen mit nährstoffreichem Boden werden von diesem Stickstoffanzeiger bevorzugt. Im Mittelalter war Eisenkraut in Europa wohlbekannt. Hildegard von Bingen wies auf die Wirkung bei Entzündungen oberflächlicher Wunden der Haut und Schleimhaut hin. In der Volksmedizin wird Eisenkraut vorwiegend innerlich als Sekretolytikum und entzündungshemmendes Mittel, Diuretikum und zur Förderung der Milchbildung eingesetzt. Alkoholische Auszüge sind als Migränemittel empfohlen. Frisches Kraut wird als Wundauflage bei akuten Verletzungen empfohlen. Pharmakognostische und pharmakologische Forschung beförderten Verbena officinalis L. als traditionelles standardisiertes Heilmittel ins Europäische Arzneibuch.