Aus für „Lade auf, Lade zu“
Das Konzept „Lade auf, Lade zu“ soll künftig ausgedient haben. So wollen die rund 1.400 österreichischen Apotheken künftig mehr beraten. Ein Beispiel dafür könnte der neu eingeführte HIV-Selbsttest sein, wie auf einer Pressekonferenz am Rande der Alpbacher Gesundheitsgespräche bekannt gegeben wurde.
„HIV ist ein klassisches Beispiel für eine chronische Erkrankung. Je früher die Diagnose erfolgt, desto eher kommen die Leute zum Arzt und bekommen eine Therapie“, erklärte Apothekerkammerpräsidentin Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr. Bei einem positiven Testergebnis sollen die Patienten daher an eine medizinische Einrichtung weiterempfohlen werden, um möglichst frühzeitig eine Diagnose stellen und eine Behandlung beginnen zu können. Das wiederum wirkt sich positiv auf Therapieerfolg und Lebensqualität der Patienten aus. Mursch-Edlmayr: „Durch ihre Beratungstätigkeit schaffen Apothekerinnen und Apotheker hier einen immensen Mehrwert für die Betroffenen, den es in dieser Art noch nie zuvor gegeben hat.“
Schulungen und Infomaterial
Gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium, Ärzten, der Österreichischen AIDS Gesellschaft und der Aids Hilfe wurden zertifizierte Schulungen für Apothekerinnen und Apotheker sowie standardisierte Beratungsleitfäden erarbeitet. Auch eigene Kundeninformationsbroschüren wurden erstellt. Weiters sollen laufend regionale Fortbildungsveranstaltungen sowie Online-Schulungen angeboten werden.
Für Ärztekammerpräsident Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres ist der HIV-Selbsttest ein „gutes Beispiel für eine Kooperation zugunsten der Menschen.“ Einerseits sei der niederschwellige Zugang wichtig, andererseits zähle der Umgang mit einem positiven Testergebnis „zu den anspruchsvollen Aufgaben in der Medizin und muss von Ärzten übernommen werden.“ FPÖ-Nationalratsabgeordneter und Apotheker Mag. Gerhard Kaniak verwies darauf, dass Gesundheitsministerin Mag. Beate Hartinger-Klein die Aufnahme des HIV-Tests in die Gesundenuntersuchung angekündigt habe. Kaniak: „Angesichts der Wichtigkeit des Themas HIV herrscht unter den Regierungsparteien große Einigkeit, wenn es darum geht, die Vorsorge auszubauen.“
Status kennen
„Österreich ist zwar ein ‚Weltmeister‘ im HIV-Testen“, erklärte Life-Ball-Organisator Gery Keszler, „Letztenendlich sind wir aber Schlusslicht in der EU – es dauert im Durchschnitt 3,8 Jahre, bis ein Betroffener eine HIV-Diagnose bekommt.“ Er betonte die Bedeutung von HIV-Selbsttests. „Der Test setzt die Hemmschwelle, sich auf HIV untersuchen zu lassen, weiter herunter. Er bedeutet für alle Personen, die ihren Status checken wollen, eine große Chance. Das Motto ‚Know Your Status‘ ist aktueller denn je.
Informationen zu den neuen HIV-Selbsttests
- HIV-Selbsttests sind Schnelltests, die speziell für die Laienanwendung zu Hause konzipiert sind.
- Derzeit können in Österreich zwei Tests ausschließlich über Apotheken bezogen werden. Bei beiden Produkten handelt es sich um Bluttests:
- autotest VIH®
- INSTI®
- Durchführung, Ablesung, Interpretation erfolgt durch die betroffene Person selbst.
- Ergebnis innerhalb von 30 Minuten
- Diagnostisches Fenster ca. 12 Wochen. D.h.: Der Test kann erst 12 Wochen nach dem letzten Risikokontakt eine HIV-Infektion sicher ausschließen.
- Es kann verkommen, dass der Test ein positives Ergebnis anzeigt, obwohl keine HIV-Infektion vorliegt.
- Ein positives Testergebnis bedeutet daher noch keine HIV-Infektion! Jeder positive Test muss durch einen spezifischen Labortest (Hausarzt, medizinisch-diagnostisches Labor, Aids Hilfe) bestätigt werden.
- Sicherheit des HIV-Selbsttests: positives Ergebnis > 99,5 Prozent, negatives Ergebnis 99,9 Prozent.