HIV-Therapie: Statt täglich nur mehr alle zwei Monate
Seit Anfang des Jahres ist die HIV-Kombinationstherapie Vocabria® plus Rekambys® in der gelben Box und wird somit rückerstattet. Diese Behandlung ist die bisher einzige, bei der Patient:innen nur sechsmal pro Jahr Injektionen erhalten versus der bisherigen täglichen Tabletteneinnahme.
„Bis 2022 waren in Österreich orale Therapeutika (single tablet regiments) der gängige Standard zur Behandlung einer HIV-Erkrankung“, erklärt der HIV-Experte Univ.-Prof. Dr. Alexander Zoufaly, Leiter des Tropeninstituts Wien. Diese müssen mindestens einmal täglich eingenommen werden, je nach Präparat zu unterschiedlichen Bedingungen. Eine Kombinationstherapie aus Vocabria® (Cabotegravir), einem Integrasehemmer von ViiV Healthcare, und Rekambys® (Rilpivirin), einem Reverse-Transkriptase-Inhibitor von Janssen, ist die erste und bisher einzige HIV-Therapie, die für Patient:innen nicht mehr eine tägliche Tabletteneinnahme bedeutet. Diese Behandlung kann Patient:innen angeboten werden, die sechs Monate lang keine nachweisbare Viruslast aufweisen und bei denen keine Resistenzen gegen einen der beiden Wirkstoffe vorliegen. Anstatt der täglichen Tablette wird diese Therapie alle zwei Monate in einer HIV-Klinik von geschultem medizinischem Personal intramuskulär in den Gluteus maximus injiziert. Seit Anfang des Jahres werden die Kosten auch rückerstattet.
Patient:innen wünschen sich Alternative zur täglichen Tablette
In Studien wurde gezeigt, dass sich 39 Prozent der befragten HIV-Patient:innen eine Alternative zur täglichen Tabletteneinnahme wünschen. 73 Prozent gaben an, dass sie eine injizierbare HIV-Therapie testen würden. Gründe dafür waren unter anderem die Angst, dass die Erkrankung durch tägliche Tabletteneinnahme leichter entdeckt werden könnte, die tägliche Erinnerung an die eigene Erkrankung und auch Therapiemüdigkeit. „Besonders die Therapiemüdigkeit muss in jedem Gespräch mit den Patient:innen besprochen werden“, erläutert Zoufaly. Unregelmäßige Einnahme oder gänzliches Absetzen führt zu einer erhöhte Viruslast und steigert das Risiko von Resistenzen. „Die vollständige Unterdrückung der Viruslast ist die absolute Voraussetzung jeder HIV-Therapie“, so Zoufaly.