26. März 2024Hoffnungsschimmer

ÖGN: Neue Optionen in der Therapie von Gliomen

Gliome und insbesondere Gliobastome waren von den rasanten Entwicklungen, die die Onkologie in den vergangenen Jahren durchgemacht hat, weitgehend ausgenommen, was sich in einer unverändert ungünstigen Prognose niederschlug. Nun sind Veränderungen absehbar und gezielte Therapien könnten vermehrt auch bei Hirntumoren zum Einsatz kommen.

CT-Scan eines Gehirns eines Patienten mit einem großen metastasierten Tumor
SOPONE/AdobeStock

Ungeachtet der Seltenheit vieler in diesen Bereich fallender Erkrankungen ist es mittlerweile gelungen, Tumorerkrankungen im zentralen Nervensystem besser zu charakterisieren. „Wir wissen mittlerweile sehr viel über die Tumor-Environment, die Interaktion zwischen den Tumorzellen, die Blut-Hirn-Schranke und so weiter“, sagt Dr. Tadeja Urbanic-Purkart von der Grazer Universitätsklinik für Neurologie. Das aktuelle und mittlerweile 5. Update des WHO Blue Book zur Klassifikation von ZNS-Tumoren hat viele Neuigkeiten ergeben und fordert eine integrierte Diagnose anhand essenzieller und wünschenswerter („desirable“) Faktoren. Viele dieser wünschenswerten Faktoren sind allerdings unbedingt für die Indikationsstellung zu gezielten Therapien erforderlich. Eine Reihe neuer Tumortypen wurde molekular definiert. Es wird zwischen diagnostischen und prognostischen Markern unterschieden. Wobei es Überschneidungen gibt. So definieren eine TERT-Promoter-Mutation oder eine EGFR-Gen-Amplifikation ein Glioblastom mit entsprechend ungünstiger Prognose – auch wenn der Tumor sonst nicht alle Charakteristika eines Glioblastoms aufweist.1

An therapeutischen Optionen steht nach wie vor an erster Stelle die Chirurgie mit möglichst kompletter Resektion des Tumors, gefolgt von Strahlen- und Chemotherapie, die auch kombiniert oder in Sequenz eingesetzt werden können. Unter den Chemotherapeutika ist Temozolomid, ein alkylierendes Zytostatikum, das die Bluthirnschranke durchdringen kann, die Substanz, für die aktuell beim Glioblastom die beste Evidenz vorliegt. Weitere Chemotherapeutika, die in dieser Indikation zum Einsatz kommen, sind Lomustin und Procarbazin, während Vincristin nur noch selten verwendet wird. Urbanic-Purkart unterstreicht, dass die Zulassung für Temozolomid nun seit mehr als 20 Jahren besteht und dass danach eine Vielzahl klinischer Studien mit Niederlagen endete.  Auch ist Temozolomid nicht bei allen Glioblastomen wirksam, sondern benötigt einen methylierten Promoter des MGMT-DNA-Reparaturgens, um die Tumor-DNA ausreichend schädigen zu können. Ist das Reparatur-Protein MGMT aktiv, so verhindert es die Wirkung des Zytostatikums.2

Widerlegte Mythen rund um das Glioblastom

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