4. Sep. 2023Kopfschmerzprophylaxe

CGRP-Antagonisten bei Migräne: Warum nicht First Line?

Gegen CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) oder den CGRP-Rezeptor gerichtete Therapien werden in der aktuellen EAN/EHS-Leitlinie als dritte Wahl in der Prophylaxe von Migräneattacken empfohlen. Im Rahmen des EAN-Kongresses 2023 wurde die Frage diskutiert, ob diese gut wirksame und verträgliche Option nicht in die First Line aufrücken sollte.

Abstrakte menschliche Gesichter, ki generated
Comofoto/AdobeStock

Migräne ist eine rekurrierende Erkrankung, deren langfristiges Management präventive Therapien erforderlich machen kann. Das Ziel ist, Frequenz, Dauer oder Schwere der Migräneattacken zu reduzieren, nicht jedoch, die Migräne zu heilen. Um diese Ziele zu erreichen, stehen einerseits nicht spezifische Therapien wie Betablocker, Antikonvulsiva oder Antidepressiva sowie bei der chronischen Migräne die lokale Applikation von Botulinumtoxin A zur Verfügung. Dem steht seit einigen Jahren die Gruppe der gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor gerichteten monoklonalen Antikörper gegenüber, wie Prof. Dr. Messoud Ashina vom Rigshospitalet Glostrup, Dänemark, ausführt. Aktuell zugelassen sind die Antikörper Erenumab, Fremanezumab, Galcanezumab und Eptinezumab. Hinzu kommt der orale CGRP-Rezeptor-Antagonist Rimegepant sowie in naher Zukunft Atogepant.1

Anti-CGRP-Therapien sollten in der Migräne-Prophylaxe die erste Wahl sein, betont Ashina und nennt als einen der Gründe die verzögerte Wirkung der konventionellen Therapien. Diese machen in der Regel einen Therapieversuch über zwei bis sechs Monate mit mehrfachen Titrationsphasen erforderlich, bevor ihre maximale Wirksamkeit erreicht werden kann.2 Dies sei für die Menschen, die eine möglichst schnelle und effektive Behandlung ihrer Beschwerden wünschen, belastend. Hinzu kommen Probleme mit der Verträglichkeit. Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Fatigue, Depression oder kognitive Einschränkung kommen bei verschiedenen Vertretern der genannten Substanzgruppen vor. Dies führt am Ende zu deutlich eingeschränkter Adhärenz. Die Mehrheit der Patientinnen und Patienten, die eine orale präventive Migränetherapie einnehmen, brechen diese nach maximal sechs Monaten wieder ab.3 Sie berichten auch häufig von einem plötzlichen Wirkungsverlust dieser Therapien nach wenigen Monaten, so Ashina.

Gezielter Eingriff in den pathophysiologischen Mechanismus der Migräne

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