4. Juli 2023EAN 2023

Kranke Gehirne: Verlust an gesunden Lebensjahren und hohe Kosten

Erkrankungen des Gehirns nehmen weltweit stark zu, wie eine aktuelle Auswertung der Global Burden of Disease Study zeigt. Maßgeblich für diese Entwicklung verantwortlich gemacht wird die zunehmende Alterung der Bevölkerung. Wirksame Prävention wird ebenso gefordert wie bessere und leicht verfügbare Therapien.

Gehirnaktivität, Schädigung des menschlichen Gehirns, neuronales Netzwerk, künstliche Intelligenz und Ideenkonzept
nopparit/GettyImages

Erkrankungen des Gehirns verursachen ebenso hohen Schaden wie kardiovaskuläre Erkrankungen. Dies zeigen aktuelle Daten aus der Global Burden of Disease (GBD)-Studie, die im Rahmen des diesjährigen Kongresses der European Academy of Neurology in Budapest präsentiert wurden. Daraus ergibt sich eine gewaltige Belastung, die mit 1,22 Billionen US-Dollar an Verdienstentgang für die Betroffenen und 1,14 Billionen US-Dollar an direkten Behandlungskosten beziffert werden. Der Verlust an Lebensjahren in voller Gesundheit (disability-adjusted life years – DALYs) wird von den Autorinnen und Autoren mit 406 Millionen allein für das Jahr 2021 beziffert. Das entspricht 15% des gesamten Verlustes an Gesundheit in diesem Zeitraum und übertrifft bei weitem dem Verlust durch Krebs, der mit 260 Millionen DALYs angegeben wird. Ausschlaggebend sind dafür stark steigende Inzidenzen und Prävalenzen einiger neurologischer Erkrankungen. So nahmen die Zahlen der Alzheimer-Patienten und -Patientinnen und der Schlaganfälle seit 1990 um 178 bzw. 98% zu.

Weiter starke Zunahme neurologischer Erkrankungen erwartet

Als wichtigsten Treiber dieser Entwicklung bezeichnet Studienautorin Shayla Smith, Epidemiologin am Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) der University of Washington, die alternde Bevölkerung. Das IHME koordiniert die GBD-Studie seit 2007 und verarbeitet mehr als 200.000 Datenquellen, um populationsbasierte Gesundheitstrends über die Zeit zu berechnen. Die aktuelle demografische Entwicklung werde die Zunahme neurologischer Erkrankungen fördern: „Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Menschen zwischen 65 und 79 Jahren und damit der Menschen mit erhöhtem Risiko für Schlaganfall und Demenz stark zunehmen. Darüber hinaus hat die Covid-19-Pandemie zu einer Zunahme psychischer Erkrankungen geführt, da die Menschen gezwungen waren, sich zu isolieren, und die sozialen Netzwerke zusammengebrochen sind. Weiters untersuchen wir auch andere potenzielle Treiber von Erkrankungen des Gehirns wie Bildungsniveau, Übergewicht und Rauchen.“ Smith: „Daten wie diese sind wichtig, um evidenzbasierte Planung und Allokation von Ressourcen zu ermöglichen.“  Dies werde notwendig sein, da man mit einer Zunahme des Problems und damit mit erheblichen Herausforderungen für Gesundheitssysteme, Arbeitgeber, Familien und nicht zuletzt für die Betroffenen selbst rechne. Das sei umso besorgniserregender, als man bereits heute nicht genügend Personal habe, um die alternde Bevölkerung adäquat zu versorgen. In vielen Regionen sei auch die neurologische Versorgung nicht ausreichend gegeben.

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