Atopische Dermatitis erhöht Risiko für entzündliche Darmerkrankungen
Bisherige Studien deuteten zwar auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Atopischer Dermatitis (AD) und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) hin, führten allerdings zu keiner finalen Conclusio. Nun bestätigen Daten aus einer israelischen dermatologischen Klinik ein erhöhtes Risiko für Personen, die an AD leiden, zeitgleich eine CED zu entwickeln.
Atopische Dermatitis (AD) ist eine häufige chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die mit verschiedenen Begleiterkrankungen einhergehen kann, darunter allergische Rhinitis, Asthma und Nahrungsmittelallergien. Zur Pathogenese der AD gehören Faktoren wie eine gestörte Hautbarrierefunktion, eine Dysregulation des Immunsystems und eine genetische Veranlagung.
Epidemiologische Studien lieferten Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen AD und CED wie Morbus Crohn (CD) und Colitis ulcerosa (UC). Diesen Erkrankungen liegen gemeinsame Prädispositionsloci im Zusammenhang mit der Immunregulation zugrunde. Dennoch wurden bisher teils gegensätzliche Ergebnisse erhoben, was auf Einschränkungen der durchgeführten Studien zurückzuführen ist, die auf elektronischen Datenbanken oder Registern basierten.
Mittelschwere bis schwere AD erhöht CED-Risiko
Mit dem Ziel, die Prävalenz von CED bei AD-Patientinnen und -Patienten zu untersuchen, wurde eine retrospektive Querschnittsanalyse anhand von Krankenakten von Erwachsenen mit verifizierter AD, die in einer israelischen AD-Klinik betreut wurden, durchgeführt. Die Vergleichsgruppe bestand aus alters- und geschlechtsgleichen (1:2) Kontrollen aus der allgemeinen dermatologischen Klinik desselben Krankenhauses.
In der Analyse wurde bei 2,47% (9 von 364) der Patientinnen und Patienten mit AD eine CED festgestellt, während 0,97% (7 von 725) der Kontrollgruppe eine CED hatten (p=0,0512). Nach Bereinigung um Alter, Geschlecht und Rauchen mittels multivariabler logistischer Regression zeigte sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang (bereinigte Odds Ratio [OR]=3,89; 95% Konfidenzintervall [CI]: 1,28–11,85). Innerhalb der AD-Gruppe wurde festgestellt, dass ein höheres Alter mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von CED verbunden ist (p=0,0172).
Betrachtet man den Schweregrad der AD, so zeigte sich nur bei mittelschwerer bis schwerer AD ein signifikanter Zusammenhang mit CED (p=0,035), mit einer bereinigten OR von 4,45 (95% CI: 1,43–13,90). Bei leichter AD hingegen wurde kein signifikanter Zusammenhang mit CED festgestellt. Allerdings war die Studie für diese spezifische Subanalyse statistisch nicht ausgelegt.
Einschränkungen und Implikationen
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Patientinnen und Patienten mit AD eine höhere Prävalenz von CED aufweisen als Personen ohne AD in derselben Klinik. Dies deckt sich mit früheren Untersuchungen, die auf einen Zusammenhang zwischen Neurodermitis und CED hinweisen.
Allerdings sollten auch die Limitationen der Studie festgehalten werden, wie z.B. das retrospektive Design an einem einzigen Zentrum, potenziell nicht diagnostizierte Fälle von CED und nicht gemessene Störfaktoren wie Genetik und Lebensstil.
Die klinischen Implikationen unterstreichen die Notwendigkeit eines umfassenden Ansatzes bei der Behandlung von AD. Insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit mittelschweren bis schweren Formen sollte auf eine mögliche CED geachtet werden. Ein multidisziplinärer Behandlungsansatz, der beide Erkrankungen berücksichtigt, sollte das Ziel sein.