12. Okt. 2025Randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-II-Studie

SARS-CoV-2-Infektionen: Prävention mit Azelastin-Nasenspray

Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Azelastin-Nasenspray möglicherweise SARS-CoV-2-Infektionen und andere virale Atemwegserkrankungen verhindern kann.

Illustration Coronavirus
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Eine Forschergruppe vom Universitätsklinikum Saarland führte von März 2023 bis Juli 2024 eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-II-Studie mit 450 gesunden Erwachsenen durch. Die Studie basierte auf der Erkenntnis, dass Azelastin in vitro antivirale Aktivität gegen respiratorische Viren, einschließlich SARS-CoV-2, zeigt. Die Forscher wollten herausfinden, ob Azelastin-Nasenspray auch in vivo wirksam ist und veröffentlichten nun die Ergebnisse (1).

Die Teilnehmer wurden zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe erhielt über 56 Tage dreimal täglich Azelastin-Nasenspray (0,1%), die andere ein Placebo.

Die Probanden wurden zweimal wöchentlich mittels Schnelltests und bei positiven Ergebnissen via PCR auf SARS-CoV-2 getestet. Symptomatische Teilnehmer mit negativem Befund wurden einem Multiplex-PCR-Test auf Atemwegsviren unterzogen.

Der primäre Endpunkt der Studie war die Anzahl der bestätigten SARS-CoV-2-Infektionen während des Studienzeitraums.

Weniger Infektionen in der Verum-Gruppe

Die Intention-to-Treat(ITT)-Analyse ergab, dass die Inzidenz von PCR-bestätigten SARS-CoV-2-Infektionen in der Verum-Gruppe signifikant niedriger war als in der Placebo-Gruppe.

Im Azelastin-Arm traten 5 Infektionen auf, im Placebo-Arm 15 (2,2% vs. 6,7%; OR, 0,31). Auch die Zeit bis zum Auftreten einer Infektion war in der Verum-Gruppe länger (durchschnittlich 31 vs. 19 Tage). Azelastin reduzierte zudem die Anzahl der symptomatischen SARS-CoV-2-Infektionen (1,8% vs. 6,3%).

Auch Infektionen durch andere Atemwegserreger nahmen ab. Besonders deutlich war dies bei Rhinovirus-Infektionen, die unter Azelastin seltener auftraten (1,8% vs. 6,3%).

Insgesamt verzeichnete die Verum-Gruppe weniger laborbestätigte Infektionen, sei es durch SARS-CoV-2 oder andere Viren. Dies spiegelte sich auch in einer geringeren Zahl selbstberichteter Krankheitstage wider.

Die Sicherheit des Präparats wurde ebenfalls untersucht. Azelastin-Nasenspray zeigte etwas häufiger die bereits aus der Allergie-Behandlung bekannten Nebenwirkungen wie bitteren Geschmack und leichtes Nasenbluten. Schwere Nebenwirkungen waren selten und standen nicht im Zusammenhang mit der Behandlung.

Weitere Forschung notwendig

Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass Azelastin-Nasenspray ein sicheres und leicht verfügbares Mittel zur Verringerung des Infektionsrisikos durch SARS-CoV-2 und andere Atemwegsviren, insbesondere Rhinoviren, sein könnte.

Die Autoren weisen jedoch auf die Limitationen der Studie hin. Die Stichprobengröße war relativ gering, die Zahl der Infektionen insgesamt niedrig und die Untersuchung auf ein einzelnes Zentrum beschränkt. Zudem könnte der charakteristische Geschmack des Sprays die Verblindung teilweise beeinträchtigt haben.

Da fast alle Teilnehmenden geimpft waren, bleibt die Frage offen, wie gut Azelastin bei ungeimpften oder immungeschwächten Personen wirkt. Die Autoren empfehlen daher, größere multizentrische Studien durchzuführen, um die Wirksamkeit in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und gegenüber weiteren Erregern zu untersuchen.