24. Nov. 2025Therapiestopp kann Entzündungsaktivität begünstigen

MS-Therapie absetzen – für stabile Patienten sinnvoll?

Das Absetzen einer krankheitsmodifizierenden Therapie bei stabiler Multipler Sklerose (MS) ist kaum erforscht. Die DOT-MS-Studie liefert nun erstmals eine verlässliche Entscheidungsgrundlage.

Das Absetzen einer MS-Therapie geht mit Risiken einher.
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Die niederländische randomisierte und Bewerter-verblindete Nichtunterlegenheitsstudie (1) prüfte, ob Patienten mit seit mindestens fünf Jahren stabiler schubförmig remittierender MS ihre Erstlinientherapie (DMT) sicher beenden können.

Der primäre Endpunkt war das Auftreten signifikanter Krankheitsaktivität, definiert als klinischer MS-Rückfall, drei oder mehr neue T2-Läsionen oder zwei oder mehr kontrastmittelanreichernde MRT-Läsionen.

Studie vorzeitig beendet

Von den 89 Teilnehmenden (67,4% Frauen, medianes Alter 54 Jahre) setzten 45 die Therapie ab, während 44 sie fortführten. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 15,3 Monaten (IQR: 11,4–23,9) wurde die Studie wegen signifikanter Krankheitsaktivität in der Absetzgruppe vorzeitig abgebrochen. Ursprünglich war eine Laufzeit von 3,5 Jahren geplant.

In der Absetzgruppe zeigten 8 von 45 Teilnehmenden (17,8%) signifikante Krankheitsaktivität. In der Fortsetzungsgruppe trat bei keinem der 44 Betroffenen Krankheitsaktivität auf (p < 0,001). Die mediane Zeit bis zum Auftreten der Krankheitsaktivität betrug 12 Monate (6,0–12,0).

Trotz der kleinen Studienkohorte war die Entzündungsrate in der Absetzgruppe deutlich höher als in der Weiterbehandlungsgruppe und auch höher als in der DISCOMS-Studie, die nur Personen ab 55 Jahren untersuchte, berichten die Forschenden.

Eine wichtige Erkenntnis beider Studien: Klinische Rückfälle traten nach dem Absetzen selten auf. Meist entdeckten routinemäßige MRT-Scans die Krankheitsaktivität.

Individuell über Absetzen der MS-Therapie entscheiden

Die Forschenden stellten zudem fest, dass sich die meisten Teilnehmenden innerhalb von sechs Monaten nach Wiederaufnahme der DMT stabilisierten. Die Entscheidung zum Absetzen der Therapie sollte individuell getroffen werden, schreiben die Autoren. Dabei sind Alter und Krankheitsstabilität entscheidende Faktoren.

Neben den Daten aus DISCOMS und DOT-MS weisen Real-World-Daten und der VIAADISC-Risiko-Score auf ein geringes Risiko einer Krankheitsreaktivierung bei Betroffenen ab 55 bis 60 Jahren hin, insbesondere bei langfristiger Stabilität (≥8 Jahre). Das Absetzen von Therapien wie Natalizumab oder S1P-Modulatoren bleibt jedoch wegen möglicher Rebound-Aktivität riskant.