7. Mai 2025Lebensgefahr Dermatose

Hauterkrankung und Suizidalität

Hauterkrankungen belasten Patienten oft psychisch – teils so stark, dass sie suizidales Verhalten zeigen. Eine aktuelle Studie bestätigt, dass vor allem Patienten mit Melanom oder Hidradenitis suppurativa gefährdet sind.

Hauterkrankungen begünstigen Depressionen. Für die Hidradenitis suppurativa fand eine Forschergruppe nun auch ein erhöhtes Suizid-Risiko.
Teri Hofford/stock.adobe.com

Frühere Studien zum Suizidrisiko bei Hauterkrankungen definierten „Suizidalität“ uneinheitlich: Sie umfassten nicht nur vollendeten Suizid, sondern auch Suizidgedanken und -versuche. Ein Team um Bor Hrvatin Stancic von der Medizinischen Universität Ljubljana untersuchte nun gezielt den Zusammenhang zwischen bestimmten Hauterkrankungen und vollendetem Suizid. (1)

Die systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse basierte auf einer umfassenden Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed, EMBASE und PsycINFO.

Die Forscher berücksichtigten nur englischsprachige Studien bis Juni 2023. Eine Studie musste mindestens zehn erwachsene Patienten umfassen und den Zusammenhang zwischen spezifischen Hauterkrankungen und vollendetem Suizid untersuchen. Studien, die sich vorwiegend mit suizidalen Gedanken, Suizidversuchen oder Selbstverletzungen befassten, schlossen sie aus.

Melanom und HS erhöhen Suizidrisiko

Die Metaanalyse umfasste 17 Studien mit mehr als 3,8 Millionen Patienten und über 33 Millionen Kontrollpersonen. Die Forscher identifizierten 13 Hauterkrankungen, von denen sie fünf genauer analysierten: Psoriasis, atopische Dermatitis, Hidradenitis suppurativa, nicht-melanotischer Hautkrebs und Melanom.

Bei Psoriasis fanden die Wissenschaftler in sechs Studien keinen signifikanten Zusammenhang (OR 1,42). Die Schwere der Erkrankung spielte keine Rolle. Ähnlich verhielt es sich bei atopischer Dermatitis, Ekzem und Kontaktdermatitis: Auch hier zeigte sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang mit einer erhöhten Suizidrate (OR 1,54).

Anders bei Melanom: In vier Kohortenstudien lag die Mortalitätsrate im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung fast dreimal höher (standardisierte Mortalitätsrate: 2,89). Patienten mit Hidradenitis suppurativa hatten ebenfalls ein signifikant erhöhtes Risiko (OR 2,86). Frauen mit nicht-melanotischem Hautkrebs zeigten ein höheres Risiko (standardisierte Mortalitätsrate: 1,30), bei Männern war die Assoziation nicht signifikant. Für andere Hautkrankheiten lagen zu wenige Daten vor.

Auf suizidale Tendenzen achten!

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldet jährlich über 700.000 Suizid-Tote. Trotz begrenzter Daten zeigt die Studie klar: Patienten mit Hidradenitis suppurativa und malignem Melanom tragen ein erhöhtes Suizidrisiko. Die Autoren vermuten verschiedene Ursachen: Zum einen könnten erhöhte Zytokinspiegel eine Rolle spielen, zum anderen die psychosoziale Belastung durch sichtbare Hautveränderungen. Eine große europäische Studie belegte, dass Patienten mit Hauterkrankungen häufiger an Depressionen und Angststörungen leiden – beides Risikofaktoren für Suizid.

Die Autoren wollen vor allem Ärztinnen und Ärzte sensibilisieren, bei ihren Patienten verstärkt auf suizidale Tendenzen zu achten. Gleichzeitig betonen sie den Bedarf weiterer Forschung, um das Suizidrisiko von anderen Hauterkrankungen besser zu untersuchen.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum derma