22. Apr. 2025EAU 2025

Vorteile von pflanzlichen Lebensmitteln bei Prostatakrebs

Lebensstilfaktoren beeinflussen nicht nur die Entstehung von Prostatakrebs. Auf der EAU 2025 präsentierte eine Expertin eindrucksvolle Daten: Eine pflanzenbasierte Ernährung kann das Rezidivrisiko bei Prostatakrebs senken und die Lebensqualität, einschließlich der sexuellen Funktion, verbessern.

Ein Mann mit einer Gemüseernte im Garten. Selektiver Fokus. Essen.
yanadjan/stock.adobe.com
Eine vegane oder vegetarische Ernährung kann das Rezidivrisiko für Prostatakarzinome und Prognose sowie Lebensqualität von betroffenen Männern verbessern.

„Bei Prostatakrebs spielt die Lifestyle-Medizin eine große Rolle“, sagt Prof. Dr. Stacy Loeb von der New York University Langone Health. (1) „Unsere Patienten mit Prostatakarzinomen haben eine lange Lebenserwartung. Viele sterben häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als an ihrem Krebs.“

Selbst bei metastasierter Erkrankung sterben 17% der Patienten aus anderen Gründen, meist an kardiovaskulären Erkrankungen. (2) Für Männer mit Prostatakrebs ist die Herz-Kreislauf-Gesundheit entscheidend, da sie die sexuelle und urologische Funktion beeinflusst.

Tierische und stark verarbeitete Lebensmittel vermeiden

Die WHO stuft verarbeitetes Fleisch als Gruppe-1-Karzinogen ein, also als krebserregend, erinnert Prof. Loeb. Rotes Fleisch, wie Rind, Schwein und Lamm, gilt als Gruppe-2a-Karzinogen, was es wahrscheinlich krebserregend macht.

Metaanalysen zeigen einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Konsum von rotem oder verarbeitetem Fleisch und einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs (3), ebenso wie beim Verzehr von Milchprodukten (4).

„Es geht nicht um ein das eine Lebensmittel, sondern um das gesamte Ernährungsverhalten“, erklärt Prof. Loeb. „Richtet man die Ernährung konsequent auf Lebensmittel aus, die der Prostata nachweislich guttun – etwa Tomaten (aufgrund ihres Lycopingehalts), Kreuzblütler wie Brokkoli, Zwiebeln, fermentierte Produkte und Nüsse – dann sprechen wir im Grunde über eine pflanzenbasierte Ernährung.“

Wichtig ist der Verzicht auf oder die Reduktion von tierischen Produkten und stark verarbeiteten Lebensmitteln.

Eine US-Studie mit 1.400 gesunden Männern (5) zeigt: Teilnehmer, die viele gesunde pflanzliche Lebensmittel konsumierten, hatten ein geringeres Risiko für eine PSA-Erhöhung.

Auch eine Studie von Prof. Loeb mit über 47.000 Gesundheitsfachkräften (6) ergab: Ein höherer Anteil pflanzlicher und niedriger Anteil tierischer Lebensmittel senkte das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, um 19%. Das Ergebnis hielt auch nach Korrektur von Störfaktoren wie körperlicher Aktivität, BMI und Kalorienzufuhr.

Vorteile auch für bereits Erkrankte

Die pflanzenbasierte Ernährung nützt in allen Krankheitsphasen bei Prostatakrebs.

Nach der Diagnose verlangsamt sie die Krankheitsprogression und verringert Nebenwirkungen der Behandlung. Eine systematische Analyse von Studien (7) zu Männern mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom, die sich vor oder nach der Diagnose vegetarisch oder vegan ernährten, zeigt dies.

Interventionsstudien legen nahe, dass Patienten in aktiver Überwachung («active surveillance»), die eine vegane Low-Fat-Ernährung, moderate Bewegung und Stressreduktion praktizierten, seltener eine medizinische Intervention benötigten. Ihre PSA-Werte und ihr Körpergewicht sanken. Der Cholesterinspiegel reduzierte sich, vergleichbar mit der Wirkung eines Statins.

Auch bei biochemischen Rückfallraten gibt es vielversprechende Daten. Männer, die ein Lebensstilprogramm mit pflanzenbasierter Ernährung begannen, zeigten eine verlangsamte PSA-Verdoppelungszeit und eine geringere PSA-Anstiegsrate. Beides sind Hinweise auf einen günstigeren Krankheitsverlauf.

„Wir fanden keine Studie, die negative Effekte einer pflanzenbasierten Ernährung zeigte“, betont Prof. Loeb. „Im Gegenteil. Es gibt mittlerweile eine breite Datenlage, insbesondere zu den positiven Effekten bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, und Gewichtsreduktion – und das auf Basis einer Evidenz der höchsten Stufe (Level 1)."

Bessere Auswirkungen auf die sexuelle Funktion als mediterrane Ernährung

Eine Studie von Prof. Loeb zeigte, dass Patienten mit Prostatakarzinom, die operiert oder bestrahlt wurden und sich pflanzenbasiert ernährten, über eine bessere Lebensqualität und sexuelle Funktion berichteten. Eine frühere Untersuchung hatte gezeigt, dass eine mediterrane Ernährung diesen Aspekt nicht verbessern kann.

Prof. Loeb weist auch auf die globale Dimension dieser Ernährung hin. Fleisch verursacht eine hohe ökologische Belastung, ebenso Milchprodukte, sei es durch Flächen- oder Wasserverbrauch, Nährstoffeinträge oder Treibhausgasemissionen.

Pflanzliche Alternativen belasten die Umwelt deutlich weniger. „Die pflanzliche Ernährung ist ein integraler Bestandteil der persönlichen, urologischen und planetaren Gesundheit.“