Schizophrenie-Leitlinie setzt künftig auf Verlauf statt Subtypen
Die S3-Leitlinie Schizophrenie von 2019 befindet sich derzeit in Überarbeitung. Die Publikation als Living-Guideline soll demnächst erfolgen. Prof. Dr. Alkomiet Hasan, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universitätsmedizin Augsburg, gab Einblicke in die geplanten Neuerungen.

Mit der Einführung der ICD-11 ergeben sich Änderungen. Diese wird man in der neuen Living-Guideline der DGPPN teils berücksichtigen. So werden etwa die Subtypen der Schizophrenie-Spektrum-Erkrankungen weitestgehend abgeschafft.
Die Bedeutung der Erstrangsymptome ist in der ICD-11 reduziert. Stattdessen gibt es eine neue Verlaufsklassifikation, die sich an bisherigen WHO-Definitionen orientiert.
Bereits in der Leitlinienerstellung von 2019 hat man dies berücksichtigt, indem die Krankheitsverläufe differenzierter dargestellt wurden.
Die Katatonie wird in der ICD-11 als eigenständige Diagnose geführt. „Wir werden das aber in der Leitlinie behalten“, so Prof. Hasan.
Hintergrund der Änderung sei, dass gut zwei Drittel der Katatonien nicht aus dem Schizophrenie-Spektrum stammen, sondern aus dem Bereich der Entwicklungsstörungen kommen.
Auch die Differenzialdiagnostik spielt eine Rolle, insbesondere im Hinblick auf autoimmunvermittelte Psychosen.
„Diese präsentieren sich häufig nicht als klassische Schizophrenie, sondern mit einem akut auftretenden polymorphen Syndrom“, erläutert der Referent. Hier seien spezifische Warnsymptome wie extreme Nebenwirkungssensibilität auf Antipsychotika oder epileptische Anfälle ernst zu nehmen.
Ein zentrales Thema ist die Betrachtung somatischer Komorbiditäten. Menschen mit Schizophrenie haben eine erhöhte Mortalität, bedingt durch somatische Erkrankungen, Suizide und Unfälle.
Besonders in den ersten fünf Jahren der Erkrankung stellt das Suizidrisiko den Hauptfaktor dar, während im weiteren Verlauf vor allem somatische Begleiterkrankungen zur erhöhten Sterblichkeit beitragen.
„Diagnostik und Differentialdiagnostik bei schizophrenen Psychosen“, Vortrag im Rahmen des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Berlin, 27.–30.11.24