15. Jän. 2025Babybrei als Prophylaxe

Allergien bei atopischer Dermatitis mit Beikost und Kortikoiden vorbeugen

Potenziell allergene Nahrungsmittel sollten möglichst früh auf dem Speiseplan von Säuglingen stehen – inbesondere, wenn sie unter atopischer Dermatitis leiden. Schutz vor Nahrungsmittelallergien bietet aber auch eine rechtzeitige und proaktive Ekzem-Therapie.

Baby hat sich den Brei ins Gesicht geschmiert.
Foto: Nikname/AdobeStock

Für die Allgemeinbevölkerung hält die aktuelle S3-Leitlinie Allergieprävention zum Thema Beikost fest: Mit der Zufütterung startet man frühestens ab Beginn des 5. und spätestens ab dem 7. Lebensmonat. Ein Verzicht auf potenziell allergene Lebensmittel im ersten Jahr soll nicht erfolgen. Ein präventiver Effekt dieser diätetischen Restriktion ist nicht belegt, erläuterte PD Dr. Dr. Katharina Blümchen von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Frankfurt.

Eine vielfältige Beikost beinhaltet kleine Mengen Fisch, Kuhmilch oder Naturjoghurt und durcherhitztes Hühnerei (kein Rührei). Insbesondere bei Risikokindern aus Atopie-belasteten Familien gilt es, durch die frühe Einführung von potenziell allergenen Nahrungsmitteln entsprechenden Allegien vorzubeugen.

In Familien mit regelmäßigem Erdnusskonsum bietet es sich beispielsweise an, die Beikost um Erdnussprodukte in altersgerechter Form zu ergänzen. Bei Risikokindern kann es sinnvoll sein, mit der Gabe von Erdnussbutter (z. B. 3 x 1 Teelöffel pro Woche) bereits im Alter von drei bis zehn Monaten zu beginnen. Besteht im Säuglingsalter eine moderate bis schwere atopische Dermatitis (AD), soll laut Leitlinie zunächst eine Erdnussallergie ausgeschlossen werden.

Je schwerer die AD, desto höher das Allergie-Risiko

Je schwerer eine AD ausgeprägt ist, desto größer ist das Risiko, eine Sensibilisierung auf Nahrungsmittel und entsprechende Allergien zu entwickeln, ergänzte Alisa Arens vom Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult in Hannover. Es stelle sich die Frage, ob eine optimierte Ekzem-Behandlung bei Kindern Nahrungsmittelallergien verhindern kann. Einem Cochrane-Review zufolge scheint eine konsequente Basispflege mit regelmäßigem Eincremen nichts zu bringen. Dieses Vorgehen könnte vielmehr mit einem leicht erhöhten Risiko für Nahrungsmittelallergien einhergehen.

Für topische Kortikosteroide (TCS) wurde in einer retrospektiven Kohortenstudie gezeigt, dass ein früherer proaktiver Beginn (Alter ≤ 4 Monate) die Rate an Nahrungsmittelallergien im Alter von 22 bis 24 Monaten reduziert. In einer kontrollierten prospektiven Studie aus Japan erhielten 650 Kinder mit AD ab der 8.–14. Lebenswoche entweder eine TCS-Behandlung der ganzen Haut oder nur der Läsionen. Unter dem Strich führte die intensivierte Therapie im Alter von 28 Wochen zwar zu deutlich weniger Hühnereiallergien (31,4 % vs. 41,9 %). Die Teilnehmenden zeigten aber auch ein reduziertes Längenwachstum.

Einen kombinierten Ansatz wählte man in der PETIT-Studie. 147 Säuglinge mit AD bekamen zusätzlich zur konsequenten Ekzem-Behandlung mit TCS randomisert entweder erhitztes Volleipulver (50 mg/d vom 6.–9. Monat und danach 25 mg/d bis zum 12. Monat) oder Placebo. In der Verum-Gruppe sank die Inzidenz von Hühnereiallergien gegenüber der Kontrollgruppe um 78%. Eine frühe proaktive antiinflammatorische Behandlung zusammen mit der frühen Einführung potenziell allergener Nahrungsmittel könnte somit die beste Präventionsstrategie sein, sagte Arens.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum derma