15. Jän. 2025Nagelfalz beim Raynaud-Phänomen unter der Lupe

Dermoskopie reicht zum Sklerodermie-Ausschluss

Ob hinter einem Raynaud-Phänomen eine Sklerodermie steckt, lässt sich mittels Videokapillaroskopie gut beurteilen. Zum Ausschluss einer Sklerodermie reicht aber schon die traditionelle Nagelfalz-Dermoskopie.

Die Hände einer an Sklerodermie leidenden Frau.
Foto: DOUGLAS/AdobeStock
Die Hände einer an Sklerodermie leidenden Patientin.

Ein Raynaud-Phänomen ist in den meisten Fällen primärer Natur. Dennoch müssen mögliche Ursachen eines sekundären Auftretens ausgeschlossen werden, insbesondere eine Sklerodermie. Das gelingt gut mit der Nagelfalz-Videokapillaroskopie (NVC): Findet man darin keine Sklerodermie-typischen Merkmale, ist ein primäres Raynaud-Phänomen sehr wahrscheinlich. Allerdings steht die NVC, die Kapillaren mit einer 50- bis 200-fachen Vergrößerung sichtbar macht, meist nicht routinemäßig zur Verfügung. Ob die normale Nagelfalzdermoskopie mit 15-facher Vergrößerung eine zuverlässige Alternative darstellt, prüften Dr. Jean-Benoît Monfort von der Sorbonne-Universität in Paris und Kollegen.

105 Patient:innen, die sich erstmals wegen eines bilateralen Raynaud-Phänomens vorstellten, wurden in die prospektive Studie eingeschlossen. Sie unterzogen sich jeweils einer normalen Nagelfalzdermoskopie und einer NVC. Die Untersucher:innen waren ein nicht mit der Kapillaroskopie vertrauter Dermatologe und ein Gefäßspezialist. Folgende mit einer Sklerodermie assoziierten fünf Kriterien wurden geprüft:

  • Megakapillaren,
  • geringe Kapillardichte,
  • avaskuläre Bereiche,
  • kapilläre Desorganisation und
  • Hämorrhagien.

Fand sich bei der Dermoskopie kein einziges Sklerodermie-Kriterium, betrug der positive prädiktive Wert für eine unauffällige NVC 100% – allerdings bei einer Sensitivität von nur 37,9%. Die für ein Screeningverfahren viel zu geringe Sensitivität führten die Autoren insbesondere auf das Kriterium Hämorrhagien zurück: Diese werden zwar am häufigsten gesehen, können aber viele unterschiedliche Ursachen haben. Verzichtete man auf das Kriterium Hämorrhagie und zog nur die verbleibenden vier heran, blieb der positive prädiktive Wert bei 100% und die Sensitivität stieg auf 73,7%, wenn alle vier Kriterien unauffällig waren.

Bei einer befundlosen Nagelfalzdermoskopie auf Basis der vier leicht erkennbaren Kriterien kann man mit hoher Sicherheit davon ausgehen, dass auch die NVC normal ist. Eine Bestätigung durch das aufwendige Verfahren ist den Autor:innen zufolge in diesem Fall nicht nötig.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum derma