16. Okt. 2024Was tun gegen die Quälgeister?

Blutsaugende Wanzen lauern in Hotels, Schiffen und Spitälern

Das Lieblingsopfer der Bettwanzen ist der Mensch, doch auch Haustiere werden nicht verschont. Wie kann man sich vor den Blutsaugern schützen und was hilft, wenn sie bereits zugeschlagen haben?

Symbolbild Bettwanzen.
Abbildung: neonnspb/AdobeStock

Die Bettwanze ist ein blutsaugendes Insekt, das weltweit verbreitet ist und sich in bewohnten Innenräumen besonders wohlfühlt. Zwar überträgt das Tierchen keine Krankheiten, jedoch kann ein Befall heftige Hautreaktionen hervorrufen, schreiben Dr. Sebastian Wendt vom Universitätsklinikum Halle und Prof. Dr. Christoph Lübbert vom Universitätsklinikum Leipzig.

Die flügellosen, abgeplatteten Insekten der Gattung Cimex erreichen eine Größe von 4–9mm und ähneln Apfelkernen. Sie durchlaufen fünf Larvenentwicklungsstadien und benötigen für ihr Wachstum alle 3–5 Tage frisches Blut. Beim Stich in die Haut injizieren Bettwanzen auch antikoagulierende, anästhesierende und hämolysierende Substanzen. Die anschließenden kutanen Reaktionen fallen sehr unterschiedlich, manchmal aber ziemlich heftig aus: Beschrieben werden unter anderem Juckreiz, Quaddelbildung und Hämorrhagien.

Präventionstipps für die Ferien

Auf Reisen

  • Hotelzimmer oder Ferienwohnung sollte man überblicksartig auf verdächtige Wanzenspuren (Kot, Häutungshüllen) überprüfen.
  • Ein süßlicher Geruch kann auf Bettwanzen hinweisen.
  • Koffer und Taschen samt Wäsche sollten geschlossen im Zimmer gelagert und nicht auf Bett oder Polstermöbeln abgestellt werden.
  • Die Lagerung des Koffers ist im Badezimmer am sichersten.

Nach der Rückkehr

  • Das Gepäck sollte außerhalb der Wohnung oder in der Badewanne ausgepackt und sorgfältig inspiziert werden.
  • Es empfiehlt sich, die Wäsche umgehend zu waschen (>60°C).

Die Stiche sind oft linear oder kurvenförmig angeordnet ("Wanzenstraßen"), können aber auch einzeln auftreten, wenn das Insekt bereits beim ersten Versuch auf ein Blutgefäß gestoßen ist. Unbedeckte Hautareale sind bevorzugt betroffen. Sehr selten kommt es zu fieberhaften Reaktionen, blasigen Hauterscheinungen oder Lymphadenitiden. Werden die Stiche aufgekratzt, entwickeln sich manchmal behandlungsbedürftige bakterielle Superinfektionen. Differenzialdiagnostisch kommen als Verursacher von Stichen gerade in den Sommermonaten auch andere stechende Insekten infrage. Manchmal kann es schwierig sein, Bettwanzenstiche von allergischen Reaktionen (z.B. Urtikaria), Windpocken oder Prurigo simplex subacuta abzugrenzen.

Der Juckreiz kann durch Kühlen gelindert werden. Bei ausgeprägten Entzündungsreaktionen empfehlen die Autoren topische Kortikosteroide, lokale Antihistaminika, Lokalanästhetika oder Zink-Schüttelmixturen. Bei starkem Juckreiz sind orale Antihistaminika eine Option. Unkomplizierte Wanzenstiche heilen innerhalb von 1–2 Wochen ab.

Wo herrscht Gefahr von Bettwanzen?

Die Ektoparasiten verbreiten sich überwiegend passiv als "blinde Passagiere" über Koffer, Wäsche, gebrauchte Möbel oder Matratzen. Vor allem Reisegepäck stellt ein relevantes Bettwanzen-Vehikel dar. Sie lauern an Orten mit hoher Personenfluktuation – darunter Hotels, Schiffe, Wohnheime und Kliniken. Aus Metropolregionen kommen immer wieder Berichte über größere Ausbrüche. Da es aber keine Meldepflicht gibt, existieren kaum zuverlässige epidemiologische Daten.

Verwanzte Räume riechen oft unangenehm süßlich

Für einen nachhaltigen Therapieerfolg ist aber eine Sanierung des Wohnumfeldes unabdingbar, betonen die Kollegen. Ob die Tiere eingezogen sind, erkennt man aufgrund der versteckten und nachtaktiven Lebensweise der "Tapetenflundern" meist nur indirekt – etwa an punktförmigen braun-schwarzen Kotspuren auf Bettlaken, Matratzen oder Tapeten sowie an herumliegenden Häutungshüllen der Larven. In Kombination mit aneinander gereihten Stichen und damit zusammenhängenden Hautreaktionen können diese Hinweise auf einen Bettwanzenbefall (Cimikose) hindeuten. Verwanzte Räume riechen oft unangenehm süßlich. Dieser Geruch kann sich nach dem Abklopfen von Matratzen oder Polstermöbeln verstärken, da er aus Abwehrsekreten der Stinkdrüsen der Tiere stammt.

Die Bekämpfung eines Bettwanzenbefalls in der Wohnung gehört in professionelle Hände. Zur Schädlingsbekämpfung kommen Kontaktinsektizide wie Pyrethroide, Carbamate und Pyrrole zum Einsatz, teilweise zusammen mit einer Wärmeentwesung >55°C. Manchmal sind wiederholte Entwesungsmaßnahmen erforderlich, um die blutgierigen Störenfriede endgültig loszuwerden.