Erstmals evidenzbasierte Kriterien zur Eskalation bei MS
Die Ergebnisse einer Multicenterstudie liefern erstmals evidenzbasierte Kriterien für eine Therapieanpassung bei Multipler Sklerose (MS). Österreichische und Schweizer Forschende zeigen, dass 2 oder mehr im MRT sichtbare Läsionen im Gehirn innerhalb eines Jahres für eine Therapieintensivierung sprechen – auch bei klinisch stabilen Personen. Erstautor Ap. Prof. Priv.-Doz. Dr. Gabriel Bsteh, PhD, MSc, von der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien berichtet im Gespräch über dieses Leuchtturmprojekt.
medonline: Herr Dozent Bsteh, Sie sind Erstautor einer kürzlich in „Neurology“ publizierten Studie (siehe Kasten), die den Zusammenhang von Schubrisiko und Eskalation krankheitsmodifizierender Therapien (DMT) auf Basis isolierter MRT-Aktivität untersuchte. Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
Gabriel Bsteh: „Isolierte MRT-Aktivität“ bedeutet, dass Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose (MS) zwar klinisch stabil sind, d.h. keine Schübe und Zunahme ihrer neurologischen Einschränkungen erleiden, aber in MRT-Kontrollen Anzeichen von anhaltender Entzündungsaktivität aufweisen, d.h. neue sogenannte MRT-Läsionen im Vergleich zum Zeitpunkt des DMT-Starts zu finden sind.
Die Ergebnisse unserer Studie lassen sich im Kern so zusammenfassen, dass bei Patientinnen und Patienten, die unter laufender krankheitsmodifizierender Immuntherapie isolierte MRT-Aktivität mit 2 oder mehr neue Läsionen entwickeln, eine Intensivierung der DMT mit einer signifikanten Reduktion des Schubrisikos assoziiert ist, selbst wenn sie eben davor unter der laufenden DMT klinisch stabil waren. Bei Patientinnen und Patienten, die nur eine neue MRT-Läsion aufweisen, zeigt eine Intensivierung dagegen keine solche Reduktion.