18. Juni 2024European Stroke Organisation Conference (ESOC)

Höheres Einkommen senkt Sterblichkeitsrisiko nach Schlaganfall

Ein höheres Einkommen reduziert das Sterblichkeitsrisiko nach einem Schlaganfall um ein Drittel, zeigt eine neue Studie, die am ESOC 2024 präsentiert wurde.

Hände halten Gehirn mit Puzzle-Papier-Ausschnitt, Autismus, Epilepsie ein
SewcreamStudio/AdobeStock

Personen mit hohem Einkommen und Bildungsgrad haben ein um 32% bzw. 26% geringeres Risiko, nach einem Schlaganfall zu versterben. Die Ergebnisse der am ESOC präsentieren Studie weisen auf deutliche Unterschiede im Überleben nach einem Schlaganfall aufgrund der sozialen Determinanten von Gesundheit (SDoH) hin.

Studiendesign

Die registerbasierte Studie analysierte Daten von 6.901 Personen aus Göteborg, Schweden nach einem Schlaganfall.1 Besonderes Augenmerk legten die Autorinnen und Autoren dabei auf die Auswirkungen von SDoH-Faktoren auf das Sterblichkeitsrisiko, wobei sie sich auf 4 SDoH-Faktoren konzentrierten: Wohngebiet, Geburtsland, Bildung und Einkommen.

Ergebnisse

Neben der Identifizierung einer signifikanten Verbindung zwischen Einkommen, Bildungsniveau und Sterblichkeitsrisiko nach einem Schlaganfall fanden die Forschenden einen besorgniserregenden Trend hinsichtlich der kumulativen Auswirkungen von SDoH-Faktoren. Patientinnen und Patienten mit einem ungünstigen SDoH-Faktor hatten ein um 18% höheres Sterblichkeitsrisiko im Vergleich zu Betroffenen ohne ungünstige SDoH-Faktoren. Dieses Risiko stieg auf 24% bei Personen mit 2–4 ungünstigen SDoH-Faktoren. Weiters belegte die Studie einen Zusammenhang zwischen erhöhtem Sterblichkeitsrisiko und weiteren Risikofaktoren wie körperlicher Inaktivität, Diabetes, Alkoholmissbrauch und Vorhofflimmern.

Bei der Untersuchung der Patientencharakteristika innerhalb der Studienkohorte ergaben sich vor allem Erkenntnisse zu geschlechtsspezifischen Unterschieden und dem potenziellen Einfluss von Risikofaktoren. Der Anteil der weiblichen Patientinnen stieg mit der Anzahl der ungünstigen SDoH-Faktoren; nur 41% in der Gruppe ohne ungünstige SDoH-Faktoren waren weiblich, während bereits 59% in der Gruppe mit 2–4 ungünstigen SDoH-Faktoren weiblich waren. Darüber hinaus war Rauchen, ob aktuell oder innerhalb des letzten Jahres, in der Gruppe mit 2–4 ungünstigen SDoH-Faktoren weiter verbreitet als in der Gruppe ohne SDoH-Faktoren (19% vs. 12%).

Fazit

Die Hauptautorin Prof. Dr. Katharina Stibrant Sunnerhagen von der Universität Göteborg kommentiert: „Der sozioökonomische Status eines Individuums kann bei Schlaganfall über Leben und Tod entscheiden, insbesondere wenn mehrere ungünstige SDoH-Faktoren vorliegen. Unsere Studie wurde in Göteborg durchgeführt; wir gehen jedoch davon aus, dass diese Erkenntnisse in ganz Europa, wo ähnliche Gesundheitsstrukturen und soziale Schwachstellen bestehen, von Bedeutung sind und ein weit verbreitetes Problem aufzeigen.“ Mit Blick auf die Maßnahmen zur Verringerung der zukünftigen Schlaganfallbelastung erklärt die Neurologin: „Da die Zahl der von Schlaganfall betroffenen Personen in Europa zwischen 2017 und 2047 voraussichtlich um 27% steigen wird, ist der Bedarf an effektiven Interventionen dringender denn je.“2

Quelle: Presseaussendung ESOC, Basel, 15.5.24