ÖGN: Geschlechtsunterschiede bei Alzheimer
Demenz, von der weltweit mehr als 55 Millionen Menschen betroffen sind, ist die siebthäufigste Todesursache und eine der Hauptursachen für Behinderungen bei älteren Menschen.1 Die häufigste Form ist die Alzheimer-Krankheit. Dr. Maria Teresa Ferretti, Neurowissenschaftlerin und Expertin für Sex- und Gendermedizin, sprach auf der ÖGN-Jahrestagung in Wien über Geschlechtsunterschiede bei Alzheimer.
Die Alzheimer-Krankheit (AD) beginnt typischerweise mit einem fortschreitenden Gedächtnisverlust, oft gefolgt von anderen kognitiven Beeinträchtigungen wie exekutiven Funktionsstörungen und Sprachschwierigkeiten, die das tägliche Leben beeinträchtigen. Während die genaue Ursache noch unklar ist, wurden zwei pathologische Schlüsselmerkmale identifiziert: Amyloid-beta(Aβ)-Plaques und neurofibrilläre Tangles (NFTs), die aus hyperphosphoryliertem Tau-Protein bestehen. Die Anhäufung von Aβ, die Jahre vor dem Auftreten von Symptomen auftritt, wird als zentrales Ereignis bei der Entwicklung von Alzheimer angesehen.
Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei Alzheimer: weit über die Prävalenz hinaus
Der offensichtlichste Unterschied zwischen den Geschlechtern ist die Prävalenz der Alzheimer-Krankheit, die bei Frauen doppelt so häufig auftritt wie bei Männern. Dieser geschlechtsspezifische Unterschied ist jedoch nur ein Aspekt des breiteren Spektrums von Geschlechtsunterschieden bei Alzheimer, die biologische Mechanismen, Risikofaktoren, Biomarker, Symptome, Krankheitsverlauf, Reaktion auf Behandlung und Pflege umfassen.
- Global status report on the public health response to dementia. Geneva: World Health Organization 2021
- Lin KA et al.: Marked gender differences in progression of mild cognitive impairment over 8 years. Alzheimer’s and Dementia: Translational Research and Clinical Interventions 2015; 1:103–110
- Digma LA et al.: Women can bear a bigger burden: ante- and post-mortem evidence for reserve in the face of tau. Brain Commun 2020; 2:1–12
- Sundermann EE et al.: Better verbal memory in women than men in MCI despite similar levels of hippocampal atrophy. Neurology 2016; 86:1368–1376
- Sundermann EE et al.: Sex-specific norms for verbal memory tests may improve diagnostic accuracy of amnestic MCI. Neurology 2019; 93:E1881–E1889
- Ferretti MT et al.: Maximizing utility of neuropsychological measures in sex-specific predictive models of incident Alzheimer’s disease in the Framingham Heart Study. Alzheimer’s and Dementia 2023; 20(2):1112–1122; doi:10.1002/alz.13500
- Haeberlein SB et al.: Two Randomized Phase 3 Studies of Aducanumab in Early Alzheimer’s Disease. Journal of Prevention of Alzheimer’s Disease 2022; 9:197–210
- Van Dyck CH, Swanson C, Aisen P & Bateman R.: Lecanemab in Early Alzheimer’s Disease. N Engl J Med 2023; 33:9–21
- Bateman RJ et al.: Two Phase 3 Trials of Gantenerumab in Early Alzheimer’s Disease. New England Journal of Medicine 2023; 389:1862–1876
- Sims JR et al.: Donanemab in Early Symptomatic Alzheimer Disease: The TRAILBLAZER-ALZ 2 Randomized Clinical Trial. JAMA 2023; 330:512–527
- Brady B, Zheng L, Kootar S & Anstey KJ.: Sex and gender differences in risk scores for dementia and Alzheimer’s disease among cisgender, transgender, and non-binary adults. Alzheimer’s and Dementia 2024; 20:5–15