Imperativer Stuhldrang bei Colitis ulcerosa
Im Englischen spricht man von bowel urgency, im Deutschen ist der Begriff imperativer Stuhldrang geläufig. Wie auch immer man das Symptom nennt: Für viele Menschen mit Colitis ulcerosa ist es überaus belastend und kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Doch aus Scham sprechen viele Betroffene das Thema nicht an. Das müssen Ärztinnen und Ärzte wissen.
Etwa 80% der Patientinnen und Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) kennen imperativen Stuhldrang oder bowel urgency nur zu gut – und zwar unabhängig davon, ob sie unter Therapie stehen oder nicht. 50% leiden mindestens einmal am Tag darunter und nicht wenige tragen deshalb Windeln oder Einlagen. Imperativer Stuhldrang korreliert mit der Krankheitsaktivität der Colitis ulcerosa und ist mit einem erhöhten Risiko für eine Kolektomie oder eine Hospitalisation assoziiert, schreiben Prof. Dr. Marla Dubinsky von der Icahn School of Medicine in New York und Mitforschende.
Die Angst, es nicht rechtzeitig zu schaffen, schränkt ein
Die Lebensqualität ist bei Betroffenen deutlich reduziert – das Risiko für Angst, Depression und Fatigue erhöht. Sie fühlen sich in ihrer körperlichen Aktivität eingeschränkt. Die Angst, es nicht rechtzeitig zur Toilette zu schaffen, kann zu sozialem Rückzug und Verzicht auf z.B. Reisen oder kulturelle Veranstaltungen führen. Patientinnen und Patienten bewerten den imperativen Stuhldrang oft als unangenehmer als Bauchschmerzen, Blut im Stuhl oder hohe Stuhlfrequenz. Eine persistierende bowel urgency ist ein häufiger Grund für Unzufriedenheit mit der Therapie. Trotzdem wurde das Symptom in Studien bisher zumeist nicht als klinischer Endpunkt verwendet und fehlte auch in den meisten Aktivitäts-Scores. Erst in jüngster Zeit wird der imperative Stuhldrang als Schlüsselsymptom bei der Diagnose der CU genannt. Von einer internationalen Konsensuskonferenz wurde die bowel urgency ebenso wie rektale Blutung und hohe Stuhlfrequenz als wichtiger patientenrelevanter Outcome-Parameter gewertet.