17. Okt. 2023Langfristig wirksame Maßnahmen und Prävention

Interview: Krebsprävention bei psychisch kranken Menschen

Jetzt etwas tun, um in 30 Jahren Erfolge zu sehen? Was für Politikerinnen und Politiker unattraktiv klingen mag, ist erklärtes Ziel von Ap. Prof. PD DDr. Igor Grabovac: Der Public-Health-Experte hat einen 2,5 Millionen Euro schweren Horizon Europe Grant eingeworben, um die Krebsprävention bei psychisch kranken Menschen zu verbessern.

Anxiety – Anxious teen girl suffering from depression sitting with head in lap. Woman mental health concept. Vector illustration.
Knut/AdobeStock

CliniCum neuropsy: In Ihrem – von der EU geförderten – Projekt CO-CAPTAIN wollen Sie die gesundheitlichen Ungleichheiten für Menschen mit psychischen Erkrankungen verringern. Wo liegen die größten Probleme?

Igor Grabovac: In diesem Projekt fokussieren wir spezifisch auf Krebsprävention. Menschen mit psychischen Krankheiten haben eine niedrigere Lebenserwartung und die Prävalenz von Krebs ist viel höher als bei Menschen ohne psychische Störungen. Im Vergleich zu somatischen Krankheiten dauert es bei psychischen Erkrankungen normalerweise ziemlich lange, bis Patientinnen und Patienten eine Diagnose bekommen. Zuerst wird alles Körperliche abgeklärt. Wenn man dann eine Zuweisung in die Psychiatrie erhält und eine Diagnose gestellt wird, passiert oft Folgendes: Die körperliche Symptomatik wird lediglich im Zusammenhang mit der psychischen Erkrankung gesehen. Körperliche Symptome werden somit fälschlicherweise bei psychischen Problemen als „psychosomatisch“ abgestempelt. Dieses sogenannte Diagnostic Overshadowing, bei dem, einfach gesagt, die psychische Diagnose einen Schatten auf andere Probleme wirft, kann dazu führen, dass der Zugang zu somatischen Gesundheitsleistungen deutlich erschwert wird.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum neuropsy