21. Sep. 2023Fallbericht

Adenokarzinom der Harnblase mit gastrointestinalen Kennzeichen

Die Suche nach dem Primärkarzinom und die Klassifizierung eines Tumors trägt wesentlich dazu bei, eine adäquate und individuelle Tumortherapie zu erstellen. Trotz aller Bemühungen gibt es jedoch nach wie vor herausfordernde Fälle, die sich nicht in ein traditionellesSchema einfügen und das Behandlungsteam vor Rätsel stellen, da sich keine Leitlinien oder klinischen Studien finden, die sich mit den vorliegenden Befunden in Einklang bringen lassen. Hier bewährt sich die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen und multidisziplinären Team. So war es auch im Fall eines Patienten mit einem Adenokarzinom der Prostata, aus dem sich Jahre später ein Harnblasentumor entwickelte, mit allerdings eindeutig gastrointestinalen Merkmalen.

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Ирина Батюк/AdobeStock

Fallpräsentation

Ein Mann in den 70ern, bei dem zuvor ein Hochrisiko-Adenokarzinom der Prostata diagnostiziert wurde (PSA bis zu 88ng/ml, Gleason-Score 4), erhielt eine perkutane Bestrahlung (External Beam Radiotherapy, EBRT) und eine LDR(Low-Dose-Rate)-Brachytherapie. Zehn Jahre später litt er erneut unter Symptomen des unteren Harntrakts. Die Zytoskopie identifizierte einen Tumor in der hinteren Blasenwand und dem Blasenhals, sodass eine transurethrale Resektion des Tumors durchgeführt wurde. Die pathologischen Untersuchungen ergaben ein hochgradiges Adenokarzinom. Immunhistochemische Tests waren positiv für GDX2, CEA, SATB2, Villin und CK20 und negativ für CK7, NKX3-1, PAP und PSA. Sowohl die Morphologie als auch Färbungen waren mit einem kolorektalen Primärtumor vereinbar.  Eine nachfolgende Koloskopie ergab jedoch keine Hinweise auf einen kolorektalen Ursprung. Die bildgebenden Untersuchungen zeigten eine rezidivierende Erkrankung, die nur die Harnblase und Prostata betraf. Angesichts der uneinheitlichen Befunde wurde eine komplexe molekulare Analyse des genetischen Profils des Tumors (CARIS-Genom-Prävalenztest) durchgeführt, die ebenfalls auf einen kolorektalen Primärtumor hindeutete.
In der nachfolgenden Besprechung des multidisziplinären Tumorboards konnte nicht geklärt werden, ob es sich in diesem Fall um primären Blasenkrebs, ein rezidivierendes Prostatakarzinom oder um ein lokal fortgeschrittenes Rektumkarzinom handelt. Die Experten einigten sich auf die Durchführung einer Zyto-Prostatektomie, die der Patient jedoch vehement ablehnte.

Die weitere Behandlung

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum onko