Wenn Immuntherapien das Nervensystem schädigen
Die Blockade von Immuncheckpoints durch monoklonale Antikörper bedeutet einen Paradigmenwechsel in der onkologischen Therapie. Typisch für diese Therapien ist ein Nebenwirkungsspektrum, das an Autoimmunerkrankungen erinnert. Diese Komplikationen können auch das zentrale und periphere Nervensystem betreffen. Sie müssen erkannt und behandelt werden.
Da Immuncheckpoint-Inhibitoren nicht gegen Tumorzellen gerichtet sind, sondern gegen Immunzellen, ergibt sich für diese neue Medikamentenklasse ein Nebenwirkungsspektrum, das sich deutlich von den Toxizitäten der klassischen onkologischen Therapien unterscheidet. Diese Nebenwirkungen können nicht zuletzt auch das Nervensystem betreffen, erläutert Prof. Dr. Alberto Vogrig vom Universitätsspital Udine.
Antikörperkombination erhöht Inzidenz neurologischer Nebenwirkungen
Diese neurologischen Nebenwirkungen sind glücklicherweise selten, so Vogrig. Laut einem vor zwei Jahren publizierten Review sind 3,8 Prozent der Patientinnen und Patienten unter Therapie mit Anti-CTLA4-Therapien sowie 6,1 Prozent unter Therapie mit PD(L)1-Inhibitoren von neurologischen Nebenwirkungen unterschiedlichen Schweregrades betroffen.1 Werden diese Antikörper in Kombination eingesetzt, steigt die Inzidenz neurologischer Nebenwirkungen auf 12 Prozent. Schwere Toxizitäten sind jedoch deutlich seltener und betreffen weniger als ein Prozent der Patientinnen und Patienten, so Vogrig.2 Neuromuskuläre Komplikationen sind dabei häufiger als zentralnervöse. Die Mortalität ist bei einigen dieser Zustandsbilder, insbesondere bei Myasthenia gravis und Enzephalitis, mit jeweils über 20 Prozent durchaus hoch.