21. Juli 2023Coole Tipps für die Hundstage

Sonnenstiche und Co nehmen zu

Rund 3.500 Personen mussten im Vorjahr wegen akuter Hitze in ärztliche Behandlung. 2021 waren es knapp 1.000 weniger, ruft die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) zur Prävention auf. Tipps gibt es auch am Hitzetelefon der AGES. Wien und Eisenstadt bieten „Cooling Center“ an.

Frau leidet unter Hitze und verschwitzter Austrocknung durch starke Sonneneinstrahlung in flachem Design. Heißes Klima im Sommer.
Blueastro/GettyImages

Die Hundstage werden immer länger – nach Sirius, dem Hundsstern und Namensgeber richten sich die heißen Tage im Sommer schon längst nicht mehr. Und auch die Folgen der neuen „dog days“ werden bereits messbar. 2022 mussten in Österreich 3.474 Menschen wegen akuter Folgen von Hitze oder intensiver Sonneneinstrahlung ärztlich behandelt werden.

Ein Jahr davor waren es noch 2.566 Personen, zeigte jüngst der ÖGK-Gesundheitsbarometer an. Belastung und Erschöpfung durch Hitze wie Sonnenstiche, Sonnenbrände oder Sonnenallergien sollte man nicht unterschätzen, warnt ÖGK-Generaldirektor Mag. Bernhard Wurzer.

Sonnenstich die häufigste Diagnose

Knapp neun von zehn Personen, die wegen Hitzebelastung in ärztlicher Behandlung waren, hatten einen Sonnenstich. Die häufigsten Symptome dieser Hirnhautentzündung durch längere, intensive Sonneneinstrahlung sind starke Kopfschmerzen, Fieber, Erbrechen und Nackensteifigkeit. Auch ein Hitzschlag oder Hitzekollaps zählt zu den akuten Folgen.

Aber auch Sonnenbränden und deren langfristigen Auswirkungen gilt es vorzubeugen. 2022 kam es der ÖGK zufolge zu mehr Hautkrebsdiagnosen als 2020 und 2021 zusammen: Im letzten Jahr gingen bei der ÖGK über 2.800 Meldungen von Hautkrebs-Diagnosen ein. Rund die Hälfte der Patientinnen und Patienten leiden am Melanom, dem schwarzen Hautkrebs.

Weißen Hautkrebs nicht unterschätzen

Weiße Hautkrebsarten können aber ebenfalls schwerwiegende Folgen haben, obwohl sie seltener metastasieren, betont die ÖGK. Zuverlässiger Sonnenschutz sei das wirksamste Mittel, um Hitzeschäden und Hautkrankheiten vorzubeugen, sagt Wurzer, „das ist für alle Hauttypen wichtig“. Der Lichtschutzfaktor sollte mindestens 30 betragen und die Sonnencreme im Verhältnis 1:3 vor UV-A- und UV-B-Strahlen schützen.

Gerade die unsichtbaren UV-Strahlen würden häufig unterschätzt, informiert die ÖGK: In Österreich steigt die UV-Belastung, unabhängig von starker Hitze, im Schnitt ab April auf einen Wert von 5–6 im 10-teiligen UV-Index an. Im Vorjahr erreichte die UV-Belastung den Höhepunkt im Juli mit einem UV-Wert von 8.

Neben zuverlässigem Sonnenschutz sollten Sie Ihren Patientinnen und Patienten daher raten, stets eine Kopfbedeckung tragen und auf eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme und regelmäßige Abkühlung achten. Die ÖGK empfiehlt außerdem zweimal jährlich einen Selbst-Check und einmal jährlich eine ärztliche Kontrolle, da die Heilungschancen bei früh erkanntem Hautkrebs hoch sind.

Hitzetelefon neu: 0800 880 800

Auch das Gesundheitsministerium (BMSGPK) berät beim Umgang mit hohen Temperaturen. Schon in der dritten Juniwoche – zu Beginn der ersten Hitzewelle – startete das sogenannte Hitzetelefon. Dieses gibt es bereits seit sechs Jahren, heuer allerdings unter einer neuen Nummer: 0800 880 800. Die Hotline wird von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) betrieben.

„Die gesundheitlichen Folgen von Hitzewellen werden oft unterschätzt“, betont Gesundheitsminister Johannes Rauch, „unser Hitzetelefon bietet eine einfache Möglichkeit, um sich bestmöglich beraten zu lassen.“ Anrufen kann man wochentags von 6 bis 22 Uhr, samstags von 8 bis 20 Uhr und sonntags von 8 bis 18 Uhr.

Einfache Präventionsmaßnahmen

„Die Klimakrise führt auch in Österreich zu immer mehr und längeren Hitzewellen“, konstatiert Rauch und appelliert, deren gesundheitliche Folgen nicht zu unterschätzen: „Hitzewellen sind unbedingt ernst zu nehmen.“ Sie seien für viele Menschen belastend. Besonders würden jedoch Säuglinge, Kleinkinder, ältere und chronisch kranke Personen sowie Menschen mit Behinderung unter heißen Temperaturen leiden.

Mit einfachen Präventionsmaßnahmen* lasse sich das gesundheitliche Risiko „schon deutlich“ mindern. Dazu gehört, sich an heißen Tagen nur kurz im Freien aufzuhalten, körperliche Anstrengungen zu vermeiden, ausreichend zu trinken, am besten Wasser, verdünnte Säfte oder ungesüßte Tees (1,5–3l/Tag), ausgiebig in der Früh, am Abend und in der Nacht zu lüften sowie untertags die Räume abzudunkeln. Die Kleidung sollte leicht und luftig sein.

Kostenlose Abkühl-Räume für Hitzegeplagte

In der Bundeshauptstadt gibt es auch dieses Jahr wieder das „Cooling Center“, das seit 2018 vom Wiener Roten Kreuz (WRK) gemeinsam mit Kooperationspartnern angeboten wird. Heuer erstmals aber nicht nur an meteorologischen Hitzetagen, sondern den gesamten Juli und August über – jeweils von Montag bis Freitag von 12 bis 17 Uhr. Seit Mitte Juli ist auch ein zweiter Raum für Hitzegeplagte geöffnet: neben jenen im Shopping Center Nord in Floridsdorf auch einer in der MILLENNIUM City.

Im Rathaus in Eisenstadt hat Mitte Juli das erste Cooling Center im Burgenland seine Pforten geöffnet. Die Kälte kommt aus erneuerbarem Strom aus der Eigenerzeugung der PV-Anlage am Rathausdach und aus der Eisenstädter Energiegenossenschaft. Basis ist das Projekt „Creative Circle“, eine Zusammenarbeit der Landeshauptstadt mit der Nachhaltigkeitsinitiative von Raiffeisen Burgenland (RNI) und der Forschung Burgenland GmbH.

Auf Mitmenschen achten und bei Bedarf handeln

Hertz rät ebenfalls, bei großer Hitze präventiv – also auch ohne Durst – viel zu trinken, dabei aber auf Kohlensäure und Alkohol zu verzichten: „Bei hohen Temperaturen erhitzt sich auch unser Körper und braucht mehr Energie und mehr Wasser, um wieder auf Normaltemperatur zu kommen.“ Eine kühle Dusche, kalte Umschläge oder kühle Unterarm- und Fußbäder würden ebenfalls helfen.

Besonderes Augenmerk gelte auch den Mitmenschen, insbesondere wenn sie zu einer Risikogruppe zählen. Erste Anzeichen eines Hitzekollapses wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit oder schwacher Puls sollten unbedingt ernst genommen werden: Betroffene sofort aus der Sonne bringen, ihnen zu trinken geben und kalte Tücher auf Stirn und Nacken, Arme und Beine legen – und bei Bewusstlosigkeit sofort die Rettung rufen, unterstreicht der Chefarzt.

* Alle Tipps und Info-Folder unter: https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Gesundheitsfoerderung/Hitze.html