Wirksame Prophylaxe von Migräneattacken mit CGRP-Antikörpern
Die Gruppe der monoklonalen Antikörper gegen CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) hat die medikamentöse Prävention von Migräneattacken maßgeblich verändert. Im Vergleich zu den oralen Substanzen, die in dieser Indikation eingesetzt werden, fallen die CGRP-Antikörper durch höhere Wirksamkeit bei gleichzeitig besserer Verträglichkeit auf. Das Verhältnis zwischen der Number Needed to Treat und der Number Needed to Harm konnte damit um mehr als eine Zehnerpotenz verbessert werden.
Der Weg zu einer korrekten Migräne-Diagnose und damit einer adäquaten Behandlung kann langwierig sein, wie Prof. Dr. Dawn Buse vom Albert Einstein College of Medicine in New York ausführt. Dies sei umso problematischer, als Migräne nicht nur häufig und belastend ist, sondern auch progredient verlaufen kann. Jedes Jahr kommt es bei rund 3% der Betroffenen zur Progression von der episodischen zur chronischen Migräne.1 Laut der Global Burden of Disease-Studie sind Kopfschmerzerkrankungen in der Population zwischen 15 und 49 Jahren die wichtigste Ursache für Verlust an Lebensjahren in voller Gesundheit (disability-adjusted life years – DALYs). Bei jungen Frauen steht Migräne auf Platz eins der Ursachen für DALYs.2 Die Eurolight-Studie mit mehr als 6.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in neun Ländern zeigt, dass viele Migräne-Patienten und -Patientinnen über ihr Leiden schweigen und davon ausgehen, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber und Familie nicht verstehen, worunter sie leiden.3 Die Auswirkungen auf den Alltag und die Lebensplanung sind beträchtlich, wie PD Dr. Christoph Schankin vom Inselspital in Bern ausführt. So zeigen Studiendaten, dass 20% der befragten Frauen wegen ihrer Migräne Schwangerschaften vermeiden, weil sie befürchten, dass sich ihre Migräne wegen der Schwangerschaft verschlechtern könnte, dass die Medikamente oder die Migräne selbst ungünstigen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes nehmen könnten oder dass die Einschränkungen durch die Migräne die Schwangerschaft verkomplizieren könnten.4
Mit steigender Attacken-Frequenz nehmen Angst und Depression zu
Die Daten der Eurolight-Studie zeigen auch, dass Migräne nicht ausschließlich ein Problem der akuten Schmerztage ist. Auch im Intervall zwischen den Attacken, der sogenannten interiktalen Phase, sind mehr als ein Viertel der Patientinnen und Patienten nicht vollkommen symptomfrei bzw. berichten von Angst vor der nächsten Attacke. Die mittlere Zeit im interiktalen Zustand betrug in Eurolight 317 Tage im Jahr.3 Wenig überraschend nehmen mit zunehmender Frequenz der Migräneattacken die Einschränkungen zu und die Lebensqualität ab. Die chronische Migräne stellt in diesem Sinne nur den worst case in einer kontinuierlichen Entwicklung dar. Auch Angst und Depression sind mit zunehmender Frequenz der Attacken assoziiert.5
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