13. Juni 2023Fallbericht Endometriumkarzinom/Lynch-Syndrom

Immuntherapie bei Lynch-Syndrom

Daten zur Anwendung einer Immuntherapie mit dem PD1-Inhibitor Pembrolizumab beim Lynch-Syndrom liegen zurzeit nur begrenzt vor. Der Fall einer 46-jährigen Frau mit Lynch-Syndrom und fortgeschrittenem Endometriumkarzinom zeigt, dass ein gutes Ansprechen auch bei metastasierender chemorefraktärer Erkrankung möglich ist.

Gebärmutter mit Eileiter und Eierstöcken. Anatomische Aquarelldarstellung der Gebärmutter. Frauenpower. Anatomisches Schema der Organe des Fortpflanzungssystems gesunder Frauen.
Evgeniya Fedulova/GettyImages

Das Lynch-Syndrom stellt eines der häufigsten erblichen Tumorprädispositionssyndrome und die häufigste Form einer erblichen Darmkrebsprädisposition dar. Zu den Lynch-Syndrom-assoziierten Tumoren zählen mitunter aber auch andere Tumore wie Endometrium- oder Ovarialkarzinom. Frauen mit Lynch-Syndrom haben ein Lebenszeitrisiko von 10–47 Prozent für Gebärmutterkrebs. Etwa drei Prozent aller Endometriumkarzinome gehen auf das Lynch-Syndrom zurück. Als typisches Merkmal weisen diese eine Mismatch-Repair-Defizienz (MMR) und konsekutiv eine Mikrosatelliteninstabilität (MSI) auf. Tumore mit diesem Defekt sprechen üblicherweise gut auf eine Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren an.
In der vorliegenden Studie wird der Fall einer 46-jährigen Frau mit Lynch-Syndrom und fortgeschrittenem Endometriumkarzinom vorgestellt, deren Erkrankung sehr gut auf Pembrolizumab, einen Anti-PD-1-Antikörper, ansprach, nachdem sich eine vorhergehende Chemotherapie als unwirksam erwies. Daten zur Anwendung dieser Immuntherapie beim Lynch-Syndrom liegen zurzeit nur begrenzt vor. Vorhergehende Studien zeigen aber vielversprechende Resultate für den Einsatz von Pembrolizumab bei der Behandlung des fortgeschrittenen Endometriumkarzinoms.

Zur Vorgeschichte
Die 46-jährige Frau wurde bereits ein Jahr vor der Krebsdiagnose mit abnormalen vaginalen Blutungen vorstellig. Nachfolgend wurde aufgrund der Schwellungen in diesem Bereich ein perirektaler Abszess diagnostiziert, bei dessen chirurgischer Entleerung die Tumordiagnose gestellt wurde. Aufgrund der Obstruktion durch den Tumor erhielt die Patientin einen Katheter.
Nach Durchführung der Endometriumbiopsie zeigte sich ein undifferenziertes Karzinom. Die CT-Bildgebung offenbarte einen über zehn Zentimeter großen neoplastischen Prozess mit Myometrium-Infiltration, Verlängerung zum linken Eierstock und zur distalen Vagina und einen vergrößerten bilateralen Darm- und linken Leistenlymphknoten ohne Anzeichen einer metastasierten Erkrankung. Molekulardiagnostische Untersuchungen präsentieren einen hohen MSI-Status und eine Veränderung des MLH1-Gens, was die Diagnose des Lynch-Syndroms bestätigte. In der Familiengeschichte finden sich mehrere männliche Verwandte mit vermutetem Kolon- und/oder Magenkarzinom ohne näher bekannte Krankengeschichte.

Erstlinienbehandlung
Die Erstbehandlung erfolgte, wie bei einem systematischen Rezidiv üblich, durch eine Chemotherapie mit  Carboplatin und Paclitaxel. Nach zwei Zyklen war der Tumor jedoch so weit fortgeschritten, dass er die Vagina fast vollständig verschloss, sodass eine Umstellung der Behandlung auf den PD-L1-Hemmer Pembrolizumab erforderlich wurde. Dieser ist seit April 2022 für Frauen mit fortgeschrittenem Endometriumkarzinom, der nicht mehr operiert oder bestrahlt werden kann, zugelassen.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum onko