Geringeres Sterberisiko bei Spitalsaufenthalt; hohe Impfraten in westlichen EU-Ländern
+++ Covid-19-Sterberisiko bei Spitalsaufenthalt stark reduziert – Weltweit 5,6 Milliarden mindestens einmal geimpft – China bezeichnet WHO-Kritik als "respektlos" +++
Covid-19-Sterberisiko bei Spitalsaufenthalt stark reduziert
Covid-19 bleibt eine Gefahr für bestimmte Risikopersonen. Doch insgesamt hat sich die Sterblichkeit von hospitalisierten Patienten im Vergleich zu Kranken mit schweren saisonalen Influenza-Verläufen von 2020 bis 2022/2023 stark reduziert: von einer fünffach höheren Mortalität zu einem Plus von immerhin noch rund 60 Prozent. Das haben in ähnlicher Form wiederholte Studien aus den USA ergeben.
Yan Xie vom Zentrum für Klinische Epidemiologie des St. Louis Health Care System (US-Bundesstaat Missouri) und ihre Ko-Autoren haben im November 2020 im angesehenen British Medical Journal (BMJ; doi: https://doi.org/10.1136/bmj.m4677) und aktuell in der Zeitschrift der US-Ärztegesellschaft (JAMA; doi:10.1001/jama.2023.5348; 6. April 2023) praktisch in gleicher Form durchgeführte Studien veröffentlicht. Sie erfolgten jeweils mit Daten aus der Gesundheitsversicherung für ehemalige Angehörige des US-Militärs (US-Department of Veterans Affairs).
Die erste Studie lief zwischen 1. Februar 2020 und 17. Juni 2020. Dabei verglichen die Wissenschafter die Mortalität bei 3.641 Covid-19-Patienten, die hospitalisiert worden waren, mit den Informationen von 12.676 Personen, die zwischen 2017 und 2019 wegen einer schweren saisonalen Influenza ins Spital gekommen waren. Das Ergebnis, so die Wissenschafter damals im BMJ: "Verglichen mit der saisonalen Influenza war Clovid-19 mit einem höheren Risiko für Tod, maschinell unterstützte Beatmung und Aufenthalt in der Intensivstation verbunden." So lag das Mortalitätsrisiko um den Faktor 4,97 höher, die Covid-19-Patienten im Krankenhaus mussten fast zweieinhalb Mal häufiger als Influenzakranke beatmet werden und landeten dreimal öfter auf einer Intensivabteilung.
Das Autorenteam wiederholte schließlich die Untersuchung aktuell für den Zeitraum von 1. Oktober 2022 bis 31. Jänner 2023. Dieses Mal wurde der Verlauf der Erkrankungen bei Covid-19-Patienten mit Notwendigkeit einer Spitalsaufnahme (8.996 Erkrankte) direkt mit jenem von 2.403 Influenza-Kranken verglichen, die im Winter 2022/2023 ebenfalls ins Krankenhaus kamen. Das Hauptergebnis: Mit 5,98 Prozent Sterblichkeit durch Covid-19 und 3,75 Prozent Mortalität durch Influenza war der Unterschied zwischen den beiden Gruppen signifikant geringer. Die Sterberate infolge einer SARS-CoV-2-Infektion mit schwerem Verlauf "nur" um 61 Prozent höher als bei schwerer "Grippe".
"Die Todesraten bei wegen Covid-19 hospitalisierten Patienten betrugen im Jahr 2020 zwischen 17 bis 21 Prozent im Vergleich zu nur noch rund sechs Prozent in dieser (aktuellen; Anm.) Studie", stellten die US-Fachleute fest. Dabei war die Häufigkeit von Todesfällen durch Influenza in den beiden wissenschaftlichen Untersuchungen mit 3,8 bzw. 3,7 Prozent praktisch gleich geblieben. Die Gründe für diese Entwicklung dürften vielfältig sein: wahrscheinlich besonders die "schwächeren" Omikron-Virusvarianten, dann vermehrte Impfungen und Immunschutz durch bereits überstandene Covid-19-Erkrankungen und schließlich ein Lernprozess der Medizin in der Behandlung von Covid-19 auch bei schweren Verläufen. (APA)
Weltweit 5,6 Milliarden mindestens einmal geimpft
Weltweit sind dem Statistik-Portal Our World in Data zufolge fast 5,6 Milliarden Menschen mindestens einmal gegen Corona geimpft worden. Das ist weit mehr als die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung, die nach UN-Berechnungen im November die 8-Milliarden-Marke überschritten hatte. Im EU-Schnitt haben laut der EU-Gesundheitsbehörde ECDC rund 338 Mio. Menschen (fast 76%) mindestens eine Impfung erhalten.
In einigen westlichen EU-Ländern war die Impfbereitschaft größer, wie Zahlen der EU-Gesundheitsbehörde ECDC zeigen, zum Beispiel in Italien (84 grundimmunisiert und 76 Prozent mindestens ein Booster) oder Dänemark (81 und 63 Prozent). In Frankreich (79 und 61 Prozent) und Österreich (75 und 60 Prozent) sind die Zahlen auf ähnlichem Niveau. Bei den östlichen Nachbarn in Polen (60 und 33 Prozent), Tschechien (65 und 41 Prozent) oder Ungarn (63 und 40 Prozent) wollten sich zum Teil deutlich weniger Menschen impfen lassen. (APA/dpa-AFX)
China bezeichnet WHO-Kritik als "respektlos"
Der Leiter des chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle und -prävention hat die Kritik der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei der Suche nach dem Ursprung der Corona-Pandemie scharf zurückgewiesen. Die Kritik sei "beleidigend und respektlos", sagte Shen Hongbing am Samstag, 9.4. China habe stets "aktiv Forschungsergebnisse mit Wissenschaftern aus aller Welt geteilt". Zudem warf Shen der WHO vor, "China zu verleumden" und die Suche nach dem Ursprung des Virus zu politisieren.
Zuletzt hatte Maria Van Kerkhove, die ranghöchste Covid-19-Expertin der WHO, China mit ungewöhnlich scharfen Worten zu Kooperation bei der Erforschung des Coronavirus gemahnt. Sie kritisierte unter anderem in einem Kommentar in der renommierten US-Fachzeitschrift "Science", dass chinesische Wissenschafter Daten von Virenproben aus der Metropole Wuhan drei Jahre lang zurückgehalten hatten. "Die mangelnde Offenlegung von Daten ist einfach unentschuldbar", schrieb die Epidemiologin.
Seit Beginn der Pandemie hat China die Sorge, dass ihm die Schuld für den weltweiten Ausbruch zugeschoben wird. Regierung und Staatsmedien verfolgen seither eine massive Desinformationskampagne, die auf die Möglichkeit abhebt, dass das Virus auch aus dem Ausland gekommen sein könnte und nicht aus China stammte. Erst im Jahr 2021 konnte eine gemeinsame Untersuchungskommission mit WHO-Experten nach Wuhan reisen. Eine Fortsetzung der Ermittlungen kam nicht zustande. (APA/dpa)