SMA-Therapie bei Erwachsenen
Seit 2017 gibt es nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene mit spinaler Muskelatrophie (SMA) die Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung. Ein Grazer Experte berichtet über die Studienlage und seine Erfahrung mit den ‚small molecules‘ Nusinersen und Risdiplam.
Die spinale Muskelatrophie ist nach der zystischen Fibrose die zweithäufigste autosomal-rezessive Erkrankung beim Menschen. Ursache sind Mutationen im SMN1-Gen (survival motor neuron gene), das auf dem langen Arm des Chromosoms 5 lokalisiert ist und für das SMN-Protein kodiert. Dieses Protein spielt eine sehr wichtige Rolle für das Überleben und die Funktion der Motoneurone. Der durch die Mutationen verursachte SMA-Mangel führt zu einem fortschreitenden Untergang von motorischen Nervenzellen im Vorderhorn des Rückenmarks und einer dadurch bedingten Muskelatrophie. Aus therapeutischer Sicht interessant ist, dass es auf dem Chromosom 5q noch ein zweites SMN-Gen gibt: SMN2 unterscheidet sich in einem einzigen Nukleotid von SMN1, produziert jedoch nur etwa 10 Prozent funktionales Protein, weil einem Großteil der mRNA-Moleküle das Exon 7 fehlt. Eine Besonderheit ist, dass bei Menschen eine unterschiedliche Anzahl von SMN2-Genkopien vorkommt (1–6 Kopien). Höhere SMN2-Kopienzahlen sind in der Regel mit einem milderen Krankheitsverlauf assoziiert.
Klassifikation
Ursprünglich wurden die SMA-Patientinnen und -Patienten in fünf Typen klassifiziert. In der Leitlinie zur spinalen Muskelatrophie wurde 2020 eine neue phänotypische Klassifikation eingeführt, nach der nun nur noch zwischen Non-Sitter (freies Sitzen wurde nicht erlernt oder wieder verloren), Sitter (Patient:in kann ≥10sek frei sitzen) und Walker (Patient:in kann ≥10m frei gehen) unterschieden wird.