Studie zu Stress und Long Covid startet; 10 Monate guter Schutz durch Infektion
+++ Chronischer Stress und Long Covid: Med Uni Graz startet Studie – Zehn Monate guter Schutz durch Infektion – Wiener Corona-Regeln mit Maskenpflicht in Öffis enden – Virus-Ursprung für FBI "höchstwahrscheinlich" Laborpanne – Testpflicht für Reisende aus China endet – In Spitälern ist mit Zuwächsen auf den Normalstationen zu rechnen +++
Chronischer Stress und Long Covid: Med Uni Graz startet Studie
Von einer Covid-19-Erkrankung erholen sich die meisten Menschen nach ein bis zwei Wochen wieder vollständig. Bei rund zehn bis 30 Prozent der Erkrankten bleibt jedoch ein Teil der Symptome über mehr als vier Wochen bestehen: Fachleute sprechen in diesem Fall von Long Covid. An der Medizinischen Universität Graz wird untersucht, inwiefern chronischer Stress ein Risikofaktor für das noch wenig erforschte Leiden ist. Studienteilnehmer werden gesucht.
Es kann auch Patienten treffen, die einen milden Verlauf hatten und reicht von Atembeschwerden, chronische Müdigkeit, Erschöpfung bis zu Magen-Darm-Beschwerden: Dies ist die Symptomatik rund um Long Covid, den gesundheitliche Langzeitfolgen, die nach einer akuten Corona-Erkrankung vorhanden sein können. Viele Betroffene sind davon so stark beeinträchtigt, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihren Beruf auszuüben oder ihre Familie zu versorgen.
"Über die Ursachen von Long Covid weiß man noch wenig", wurde jedoch vonseiten der Medizinischen Universität Graz am Montag, 27.2., in einer Aussendung festgehalten. "Es wird angenommen, dass Long Covid prinzipiell jeden treffen kann. Als Risikofaktoren werden Alter, Geschlecht, Übergewicht oder auch die Zahl der Symptome während einer akuten Covid-19-Erkrankung diskutiert", schilderte Christian Fazekas, der Leiter der neuen Studie an der Med Uni Graz. In der StressLoC-Studie wird untersucht, ob chronischer Stress vor einer Infektion mit dem Coronavirus dazu führen kann, dass verschiedene Symptome der Erkrankung über längere Zeit bestehen bleiben.
In die Studie werden rund 600 Personen, die in den letzten sieben Tagen mit SARS-Cov-2 infiziert und Symptome entwickelt haben, aufgenommen. Vonseiten der Universität Klagenfurt ist Barbara Hanfstingl in das Projekt involviert. Die Forscherin hat sich im Bereich Stress und Resilienz spezialisiert. Aus ihrer Sicht bringt chronischer Stress eine Belastung für das Immunsystem mit sich und sie will daher diesen als möglichen Risikofaktor für Long Covid untersuchen: "Von Infektionen mit anderen Coronaviren sowie anderen viralen Atemwegserkrankungen ist bekannt, dass chronischer Stress zu längeren Krankheitsverläufen und eingeschränkter Erholung führen kann", so Hanfstingl. Die Belastung durch chronischen Stress wird psychologisch mithilfe von Fragebögen untersucht.
Den Patienten werden aber auch u.a. Haarproben abgenommen: "Durch die Messung der Konzentration des Stresshormons Cortisol im Haar kann die physiologische Stressbelastung im Organismus vor der Infektion analysiert werden", beschrieb Christian Fazekas von der Grazer Abteilung für Medizinischen Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie den Ablauf.
Der Krankheitsverlauf wird bei den teilnehmenden Personen über ein halbes Jahr beobachtet. So will man feststellen, ob jene Personen, die vor der Infektion eine höhere Belastung mit chronischem Stress aufweisen, auch eher eine anhaltende Covid-19-Erkrankung bzw. Long Covid entwickeln.
Bei den Betroffenen von Long Covid werden die Stoffwechselprozesse im Blut, die mit der Stressreaktion des Körpers in Verbindung stehen, näher untersucht und mit jenen einer Kontrollgruppe ohne Long Covid verglichen.
Informationen zum Projekt und zur Möglichkeit, an der Studie teilzunehmen unter: www.medunigraz.at/stressloc (APA)
Zehn Monate guter Schutz durch Infektion
Die vielen Menschen, die in der jüngsten Vergangenheit eine SARS-CoV-2-Infektion – auch trotz Impfungen – überstanden haben, dürfen sich einige Zeit lang sicher fühlen. Eine überstandene Covid-19-Erkrankung schützt mindestens zehn Monate zu bis zu 90 Prozent vor einer schweren oder tödlich verlaufenden Erkrankung. Das hat eine große Meta-Analyse von US-Experten ergeben.
Die Auswertung von 65 wissenschaftlichen Studien aus 19 Staaten zum Thema der nach einer SARS-CoV-2-Infektion bestehenden Immunität gegen eine neuerliche Ansteckung bzw. symptomatische und schwere Erkrankungen umfasste alle international aufgetauchten Virus-Varianten (Wuhan, Alpha, Beta, Delta und Omikron BA.1) bis 31. September 2022. Die Publikation von Experten rund um Stephen Lim von der University of Washington (Seattle/USA) erfolgte vor wenigen Tagen im Medizinfachblatt "Lancet" (Online; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)02465-5).
Insgesamt zeigte sich ein recht einheitliches Bild, was die Schutzwirkung vor einer neuerlichen Infektion betrifft. "Die Wirksamkeit gegen eine Re-Infektion durch die Omikron BA.1-Variante (nach Erstinfektion; Anm.) lag bei 45,3 Prozent und gegen eine symptomatische Omikron BA.1-Erkrankung bei 44 Prozent", schrieben die Experten. Eine erste Infektion jeglicher SARS-CoV-2-Art verursachte gegen alle Virusvarianten, auch gegenüber Omikron BA.1, zu mehr als 78 Prozent einen Schutz vor schweren oder tödlich verlaufenden Erkrankungen.
Interessant ist auch der zeitliche Verlauf. Bei einer Infektion mit einer Prä-Omega-Variante lag die Schutzrate vor einer neuerlichen Ansteckung mit dem Wildtyp (Wuhan) sowie gegen die Varianten Alpha und Delta nach einem Monat bei 85,2 Prozent, nach 40 Wochen bei 78,6 Prozent, nach 20 Monaten noch bei 55,5 Prozent.
Im Gegensatz dazu nahm der Schutz vor einer Re-Infektion mit Omikron BA.1 deutlich schneller ab und lag nach zehn Monaten nur noch bei 36,1 Prozent. Der durch eine Infektion mit einer Prä-Omega-Variante erzielte Schutz vor symptomatischer Erkrankung entsprach, wie auch das Deutsche Ärzteblatt zu der Studie feststellte, den Schätzungen für eine Reinfektion: Vor einer symptomatischen Erkrankung durch den Wildtyp sowie die Varianten Alpha und Delta schützte sie zu 78,4 Prozent nach zehn Monaten. Eine symptomatische Erkrankung durch Omikron BA.1 verhinderte sie dagegen nur zu 37,7 Prozent.
Besonders wichtig erscheint aber die protektive Wirkung gegen schwere und tödlich verlaufende Erkrankungen durch die Covid-19-Erreger. Nach zehn Monaten schützte eine Erstinfektion mit den Virusvarianten vor Omikron (Wuhan, Alpha, Delta) zu 90,2 Prozent vor einer schweren oder gar tödlichen weiteren Erkrankung.
Eine Omikron-BA.1-Infektion wies nach 40 Wochen noch eine Schutzrate vor einer weiteren Infektion mit schwerem bis tödlichem Verlauf von 88,9 Prozent auf. "Die Schutzrate vor der BA.1-Variante war deutlich geringer und nahm auch schneller ab", fassten die US-Wissenschafter ihre Resultate zusammen. Die sicherste Möglichkeit, zu einer wirksamen Immunität gegen SARS-CoV-2 zu kommen – speziell einen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen –, sei weiterhin die Impfung. (APA)
Wiener Corona-Regeln mit Maskenpflicht in Öffis enden
In Wien sind ab heute, Mittwoch, 1.3., die Wiener Sonderregelungen in Sachen Corona-Maßnahmen Geschichte. Die bis Ende Februar geltende Verordnung wurde nicht verlängert. Damit gibt es keine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Apotheken mehr. Auch die PCR-Testpflicht für Besucherinnen und Besucher in Spitäler und Pflegeheimen entfällt, die Besuchergrenze von drei Personen pro Tag wird aufgehoben.
Öffi-Nutzer in Wien werden auch eine weitere Änderung bemerken: Parallel zum Ende der Maskenpflicht öffnen die Wiener Linien ab heute auch wieder die vorderen Türen in Bussen sowie älteren Straßenbahnen, in denen die Fahrerkabine nicht geschlossen ist. Die Türen waren zu Beginn der Pandemie abgesperrt worden, um Lenkerinnen und Lenker vor einer Ansteckung zu schützen.
Als Maßnahme bleibt bis 30. April noch die Maskenpflicht in vulnerablen Bereichen wie Spitälern oder Pflegeheimen aufrecht. Dies ist jedoch eine Bundesregelung und gilt in ganz Österreich. Der Bund hat zuletzt ein Ende der Coronabestimmungen bis spätestens 30. Juni angekündigt. (APA)
Virus-Ursprung für FBI "höchstwahrscheinlich" Laborpanne
Der Direktor der US-Bundespolizei FBI hat eine frühere Einschätzung seiner Behörde bestätigt, wonach eine mögliche Laborpanne in China "höchstwahrscheinlich" für die Ausbreitung des Coronavirus verantwortlich gewesen ist. "Das FBI geht schon seit geraumer Zeit davon aus, dass der Ursprung der Pandemie höchstwahrscheinlich ein möglicher Laborvorfall in Wuhan ist", sagte Christopher Wray in einem am Dienstagabend (28.2., Ortszeit) veröffentlichten Interview des US-Senders Fox News.
"Hier geht es um ein mögliches Leck in einem von der chinesischen Regierung kontrollierten Labor", sagte Wray und fügte hinzu, dass die Untersuchungen weitergingen, und viele Details noch nicht genannt werden könnten. Er wolle aber anmerken, dass die chinesische Regierung "ihr Bestes getan" habe, um die Arbeit der US-Regierung und ausländischer Partner "zu behindern und zu verschleiern".
Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, hatte am Montag deutlich gemacht, dass es über die Entstehung des Coronavirus noch keine einheitliche Auffassung innerhalb der US-Regierung gebe. "In der US-Regierung herrscht derzeit keine Einigkeit darüber, wie Covid genau entstanden ist", sagte er.
Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge soll das US-Energieministerium seine Einschätzung zum Ursprung des Coronavirus geändert haben und nun von einer möglichen Laborpanne ausgehen - aber nur mit einem "niedrigen" Grad der Gewissheit. China hatte dies zurückgewiesen. Pekings Außenamtssprecherin Mao Ning sagte, die Suche nach dem Ursprung des Virus sei eine wissenschaftliche Angelegenheit und solle "nicht politisiert" werden. (APA/dpa)
Testpflicht für Reisende aus China endet
Reisende aus der Volksrepublik China müssen künftig vor dem Abflug nach Österreich keinen negativen PCR-Test mehr vorweisen. Die entsprechende Novelle der Einreiseverordnung wurde am Montag, 27.2., vom Gesundheitsministerium kundgemacht und tritt am Mittwoch, 1.3., in Kraft. Analysen des Abwassers ankommender Flugzeuge hätten bisher keine neuen Virusvarianten gezeigt. Mit der Aufhebung der PCR-Testpflicht für Einreisende aus China folgt Österreich dem Beispiel mehrerer europäischer Staaten.
Diese hatten mehrheitlich die Testpflicht für Einreisende aus China im Februar aufgehoben. Die Entnahme von Proben aus den Abwassertanks von Flugzeugen aus China wird auch über den 1. März hinaus weitergeführt, teilte das Gesundheitsministerium mit. Überlegt werde derzeit eine Anpassung des Intervalls. Nach der Aufhebung der Null-Covid-Politik in China sollte die Probenentnahme aus Flugzeugen eine schnelle Detektion von bisher in Europa unbekannten SARS-CoV-2 Varianten gewährleisten. In den Proben der letzten Wochen seien keinerlei Auffälligkeiten bezüglich neuer Virusvarianten festgestellt worden, stand in der Ministeriumsaussendung vom Montag. Dauerhaft weitergeführt würden im Auftrag des Gesundheitsministeriums auch die Proben von 48 strategisch ausgewählten Kläranlagen Österreichs. Sie würden durch die Nationale Referenzzentrale für das SARS-CoV-2-Abwassermonitoring in Österreich analysiert. Auch hier könnten neue Virusvarianten rasch gefunden werden. Das Programm decke rund 58 Prozent der österreichischen Bevölkerung ab. (APA)
In Spitälern ist mit Zuwachs auf Normalstationen zu rechnen
Die Corona-Zahlen und damit einhergehend auch die Zahl hospitalisierter Covid-19-Patient:innen sind in Österreich zuletzt wieder gestiegen. Das Covid-Prognosekonsortium geht in seiner aktuellen Einschätzung davon aus, dass auf den Normalstationen mit einem weiteren Zuwachs zu rechnen ist.
1.582 coronapositive Patient:innen haben sich am Dienstag, 28.2., in den heimischen Spitälern befunden, davon 86 auf Intensivstationen. Die Sieben-Tage-Inzidenz (Anzahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner, Anm.) lag in Österreich bei 435,8, wobei von den einzelnen Bundesländern Wien mit 639,7 den Spitzenwert erreichte (Stand: 28.2.). Der Bezirk mit der vom Covid-19-Dashboard der AGES ausgewiesenen höchsten Inzidenz betraf das Burgenland – in Oberpullendorf kamen umgelegt auf 100.000 Einwohner 852,1 bestätigte Corona-Infektionen. Die gegenwärtige Situation relativiert sich allerdings, wenn man sich Lage vor einem Jahr vor Augen führt. Am 28.2.2022 wurden über 20.000 Neuinfektionen verzeichnet, die Sieben-Tage-Inzidenz betrug damals 2.073,4 Fälle je 100.000 Einwohner und vor allem lagen 2.435 Personen mit einer Corona-Infektion in den Krankenhäusern, wovon 189 intensivmedizinisch betreut werden mussten.
Dennoch halten es die Expert:innen vom Covid-Prognosekonsortium für nicht ausgeschlossen, dass in zwei Wochen in den Spitälern wieder über 2.000 coronapositive Patient:innen auf den Normalstationen behandelt werden müssen. Im aktuellen Rechenmodell ist für den Stichtag 15.3. ein Minimumwert vom 1.224 angegeben, als Maximum 2.257. Der errechnete Mittelwert beträgt 1.744. Im intensivmedizinischen (ICU) Bereich bleibt dagegen die Lage stabil, der prognostizierte Mittelwert liegt bei 94.
In ihrem wöchentlichen Corona-Bericht hatte die AGES am vergangenen Montag darauf hingewiesen, dass die Anzahl der positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Spitalspatient:innen binnen zwei Wochen um immerhin 64 Prozent gestiegen war. Auf den Intensivstationen hatte sich die Covid-19-Bettenbelegung mehr als verdoppelt. Gegenwärtig werden allerdings nur mehr 24 Prozent aller Corona-Fälle in den Spitälern aufgrund einer Covid-19-Symptomatik stationär auf Normalstationen aufgenommen, während mehr als drei Viertel der positiv Getesteten aus anderen Gründen hospitalisiert wurden. Bei 76 Prozent ist somit die Primärdiagnose nicht mehr Covid-19 – eine deutliche Verschiebung, wenn man die gesamte Pandemie überblickt. Über den Zeitraum seit Ausbruch der Pandemie gerechnet, macht der Anteil der Patient:innen mit Covid-19 als Nebendiagnose 54 Prozent aus.
Was die Fallzahlen anlangt, weisen die Daten aus dem Abwassermonitoring (aktuell liegen solche bis zum 22.2. vor) auf ein vorläufiges Ende des Aufwärtstrends im Infektionsgeschehen hin. Die laborbestätigten Fälle dürften damit dem Covid-Prognosekonsortium zufolge bis Mitte des Monats nicht weiter steigen. (APA)