Phase III: Neues Biologikum für seltene Autoimmunerkrankung
In der Behandlung der Aquaporin-4-Antikörper positiven Neuromyelitis-Optica-Spektrum-Erkrankungen ist seit mehreren Jahren das Biologikum Eculizumab im Einsatz. Mit Ravulizumab zeigte nun ein zweiter monoklonaler Antikörper gegen den Komplementfaktor 5 Wirksamkeit bei dieser seltenen Erkrankung.
Die Neuromyelitis-Optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) sind seltene chronisch-entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die differenzialdiagnostisch von der Multiplen Sklerose abgegrenzt werden müssen. Bei 70 Prozent der Betroffenen können im Serum Antikörper gegen das Wasser-Kanalprotein Aquaporin-4 (Anti-AQP4-AK) nachgewiesen werden. Die Erkrankung verläuft schubförmig und kann zu irreversiblen neurologischen Behinderungen führen. Das Schub-Geschehen ist unberechenbar, Schübe sind auch nach langen Phasen der Remission möglich. Daher werden wirksame und verträgliche Therapien benötigt, die lebenslang angewandt werden können, so Univ.-Prof. Dr. Friedemann Paul von der Charité – Universitätsmedizin in Berlin. Im Zentrum der Pathophysiologie steht die durch Aquaporin-4-Antikörper ausgelöste und durch das Komplement-System vermittelte Zerstörung von Astrozyten. Dabei spielt der Komplementfaktor C5 eine entscheidende Rolle, da aus ihm das potente proinflammatorische Molekül C5a und das Protein C5b hervorgehen, das die Bildung von MAC (membrane attack complex) koordiniert.
Eculizumab und Ravulizumab in der NMOSD-Therapie
Für die Anti-AQP4-positive NMOSD ist seit einigen Jahren mit Eculizumab ein monoklonaler Antikörper gegen den Komplementfaktor C5 verfügbar. Eculizumab bindet an C5 und verhindert so dessen Spaltung in die Fragmente C5a und C5b. In der Zulassungsstudie konnte mit Eculizumab eine Reduktion der Schubaktivität um mehr als 90 Prozent erreicht werden1; das Biologikum ist daher zur Behandlung der AQP4+ NMOSD zugelassen.