Decitabin: verträgliche Induktion bei AML
In einer Phase-III-Studie zeigt Decitabin bei älteren Patienten mit akuter myeloischer Leukämie im Vergleich zu einer Standard-Induktionstherapie deutlich bessere Verträglichkeit bei weitgehend vergleichbarer Wirksamkeit.
Die akute myeloische Leukämie (AML) betrifft mehrheitlich Menschen über 65 Jahre, die im Vergleich zu Jüngeren konventionelle Induktions-Chemotherapien schlechter vertragen. Ohne hämatopoetische Stammzelltransplantation ist ihr Überleben schlecht. Weniger toxische Induktionsregime werden daher dringend benötigt. Seit einigen Jahren werden DNA-hypomethylierende Substanzen wie Decitabin als verträglichere Alternativen für Patienten untersucht, die die Standard-Induktionstherapien nicht vertragen.
Decitabin ist ein synthetisches Nukleosid und ein chemisches Analogon des Nukleosids Desoxycytidin. Es wird in die DNA eingebaut, wo es selektiv die DNA-Methyltransferase hemmt und dadurch hypomethylierend bzw. demethylierend wirkt. Eine auf zehn Tage verlängerte Behandlung mit Decitabin hat in Studien mit älteren Patienten Potenzial gezeigt und könnte in dieser Population eine Alternative zur Standard-Induktionstherapie vor Stammzelltransplantation sein.
Im Rahmen des EHA-Kongresses 2022 präsentierte Prof. Dr. Michael Lübbert vom Universitätsklinikum Freiburg nun die Ergebnisse einer randomisierten open-label Phase-III-Studie, die in einer Kohorte von AML-Patienten über 60 Jahren die Wirksamkeit und Sicherheit einer zehntägigen Induktion mit Decitabin mit einer konventionellen Induktionstherapie vor hämatopoetischer Stammzelltransplantation verglich. Patienten, die zumindest eine Stabilisierung der Erkrankung erreichten und für die ein HLA-gematchter Spender vorhanden war, wurden ermutigt, sich nach zumindest einem Zyklus einer Stammzelltransplantation zu unterziehen. Die Rate an Stammzelltransplantationen war letztlich in den beiden Armen vergleichbar (40% vs. 39%). Die Auswertung der Studie zeigte im Standard-Arm im Vergleich zu Decitabin zwar eine höhere Rate an kompletten Remissionen (61% vs. 48%), dabei aber ein vergleichbares Gesamtüberleben. Dieses lag im Decitabin-Arm bei 15 Monaten und im Standard-Arm bei 18 Monaten. Nach vier Jahren waren 26 Prozent der Patienten aus dem Decitabin-Arm und 30 Prozent der Patienten aus dem Standard-Arm am Leben.