25. Mai 2022Covid-19 Update 25.05.2022

Studie zu psychischen Auswirkungen des ersten Lockdowns; Sterberate von 15% bei hospitalisierten Covid-Patienten

+++ Lockdown setzte jungen und ärmeren Menschen stärker zu – Rund 15 Prozent der hospitalisierten Covid-Kranken gestorben – Nachfrage nach Schmerzmedikamenten stark gestiegen – Varianten BA.4 und BA.5 laut London besorgniserregend – Empfehlung für "4. Stich" für alle derzeit nicht in Sicht – Experten pochen auf Herbstvorbereitung ohne rosarote Brille – Psychische Krankheiten in Italien um 30 Prozent gestiegen – Biontech plant Impfstoff-Zulassung für Kleinkinder – EU genehmigt AstraZeneca-Impfstoff als Booster +++

Coronavirus Warnung
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Lockdown setzte jungen und ärmeren Menschen stärker zu

Wie es über 700 Menschen in Österreich, Italien und Deutschland während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 im Tagesverlauf erging, haben Wiener Wissenschafter analysiert. In der Fachzeitschrift "Proceedings of the Royal Society B" berichten sie nun (https://dx.doi.org/10.1098/rspb.2021.2480), dass die so ungewohnte Situation bei vielen Menschen die Konzentration des Stresshormons Kortisol sogar absinken ließ. Höhere Stresslevels zeigten jedoch junge Menschen und Personen, die finanziell schlecht abgesichert waren.

Das Team um Claus Lamm, Urs Nater und Giorgia Silani von der Fakultät für Psychologie der Universität Wien bat Menschen in der ersten Phase der Covid-19-Pandemie darum, Aufzeichnungen über ihre Stimmung und ihr Stresserleben zu führen. Mehrmals täglich beantworteten die Teilnehmer über eine Smartphone-App eine Woche lang Fragen. In der Regel empfinden Menschen vermehrt Stress, aber mehr Energie unter Tags, daraufhin folgt ein Abfall zum Abend hin, "wohingegen Gefühle der Entspanntheit am Abend in der Regel eher ansteigen. Die Analyse der Alltagsdaten aus dem ersten Lockdown zeigen demgegenüber andere Stress- und Stimmungsverläufe im Alltag in Abhängigkeit bestimmter personenbezogener Risikofaktoren", so Lamm am Mittwoch, 25.5., in einer Aussendung der Uni Wien.
In der Studie zeigten sich geschlechtsbezogene Unterschiede. Männer berichteten über mehr Stress, Frauen erlebten im Verlauf des Tages mehr Energielosigkeit und Müdigkeit. Ein genereller Effekt war auch, dass Personen, die eher einsam waren, vor allem über weniger Energie am Morgen und Stimmungstiefs gegen Abend hin klagten.

In Bezug auf das Stressempfinden zeigte sich, dass vor allem in den Abendstunden jüngere Menschen ein hohes Stresslevel empfanden. Gleiches galt auch für Personen, die finanziell weniger gut abgesichert waren. Diese Erkenntnis deckt sich mit relativ vielen anderen wissenschaftlichen Befunden aus dieser Pandemie-Phase. Ältere Menschen dagegen erlebten gegen Abend den quasi üblichen Rückgang des Stressempfindens.

Allerdings gingen die Kortisol-Konzentration bei weitem nicht bei allen Studienteilnehmern im ersten Lockdown hinauf, ganz im Gegenteil: In Haarproben, die die österreichischen Testpersonen schickten, zeigte sich zumeist ein Rückgang der Konzentration des Hormons in den Haaren. Nur bei einem geringen Prozentsatz der Proben wurde ein Kortisol-Anstieg nachgewiesen. "Dies könnte möglicherweise darauf hindeuten, dass die meisten Studienteilnehmenden während des ersten Lockdowns unter weniger Alltagsstressoren litten als zuvor, wohingegen nur bestimmte Personengruppen mit einer endokrinen Stressantwort auf die Lockdownmaßnahmen reagierten. Dies deckt sich mit der bisherigen Literatur, die beispielsweise Kortisol-Anstiege bei in der Pandemie besonders herausgeforderten Personengruppen nachwies, wie beispielsweise bei Personal des Gesundheitswesens", so Silani. (APA)

Rund 15 Prozent der hospitalisierten Covid-Kranken gestorben

Fast 15 Prozent der seit Ausbruch der Pandemie bis Ende März 2022 in den heimischen Krankenhäusern stationär aufgenommenen Covid-Patienten haben die Krankheit nicht überlebt. Im intensivmedizinischen Bereich (ICU) sind 34,5 Prozent der schwerkranken Patienten gestorben. Die Omikron-Welle hat die Infektionszahlen mit Jahresbeginn zwar deutlich in die Höhe getrieben, zugleich ist aber die Sterblichkeit in den Spitälern markant zurückgegangen.

Jüngsten Zahlen der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) zufolge (https://goeg.at/) hat sich zwischen Anfang Jänner und Ende März die Letalität bei hospitalisierten Covid-Kranken auf 8,6 Prozent reduziert. Auf den Intensivstationen lag die Sterblichkeit bei 25,4 Prozent und verlief damit in jedem vierten Fall tödlich. Interessantes Detail: Fast die Hälfte aller seit Pandemie-Beginn verzeichneten Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 - exakt 47 Prozent - hat Menschen betroffen, die ausschließlich auf Normalstationen gepflegt wurden. Auf den ICU-Bereich entfielen 25 Prozent, 28 Prozent verstarben außerhalb von landesfondsfinanzierten Krankenanstalten.

Seit Ausbruch der Pandemie sind in Österreich drei Prozent aller positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Personen in einem Krankenhaus behandelt worden. 0,49 Prozent haben ein Intensivbett benötigt, wobei der Anteil der Männer mit 0,64 Prozent deutlich über jenem der Frauen (0,35 Prozent) liegt. Die durchschnittliche Verweildauer auf Intensivstationen betrug 13,1 Tage. Seit der Dominanz der Omikron-Variante ist sie spürbar zurückgegangen. Im Schnitt führte eine Spitalsaufnahme im Zusammenhang mit Covid-19 von Jänner bis Februar 2022 zu einem achttägigen Krankenhausaufenthalt. (APA)

Nachfrage nach Schmerzmedikamenten stark gestiegen

Während der Coronapandemie ist die Nachfrage nach Schmerzmedikamenten in Österreich am stärksten angestiegen. "Konkret um 17 Prozent hat der Bedarf an sogenannten Analgetika seit Ausbruch der Corona-Pandemie zugenommen", hieß es in einer Aussendung des Verbands der österreichischen Arzneimittel-Vollgroßhändler PHAGO. Auch der Bedarf an stimmungsaufhellenden Substanzen ist um fünf Prozent gestiegen.

Seltener brauchen die Österreicher hingegen Antibiotika. Während der Bedarf an dieser Medikamentengruppe zu Pandemie-Beginn massiv gesunken ist, werden seit heuer aber wieder mehr Antibiotika gegen bakterielle Infektionen verordnet. Insgesamt hat sich der Antibiotika-Verbrauch in Österreich seit der Pandemie allerdings um zehn Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch entwickelt.

Für PHAGO liegt derzeit angesichts der volatilen Nachfrage das Hauptaugenmerk auf einer sicheren Arzneimittelversorgung in naher Zukunft. PHAGO-Präsident Andreas Windischbauer: "Was die medizinische und weltpolitische Krise zuletzt klar gezeigt hat: Das Wichtigste für eine sichere Arzneimittelversorgung ist, dass es eine stabile Logistik und die nötige Infrastruktur dafür vor Ort gibt. Als österreichische Arzneimittel-Vollgroßhändler können wir binnen zwei Stunden wichtige Medikamente an jede Apotheke liefern."

Als Puffer bei kurzfristigen Lieferproblemen bevorraten die PHAGO-Betriebe über 40.000 Artikel von mehr als 1.200 verschiedenen Lieferanten, davon rund 9.500 rezeptpflichtige Medikamente, in ihren 23 Lagern in ganz Österreich. (APA)

Varianten BA.4 und BA.5 laut London besorgniserregend

Großbritannien hat die Omikron-Untervarianten BA.4 und BA.5 als besorgniserregende Varianten eingestuft. Die bisherigen Analysen der vorliegenden Daten wiesen auf einen Wachstumsvorteil gegenüber der noch vorherrschenden Omikron-Untervariante BA.2 hin, teilte die britische Gesundheitsbehörde am Freitag, 20.5., mit. Bisher sei die Zahl der Fälle in Großbritannien jedoch sehr überschaubar: von BA.4 gebe es 115 bestätigte oder Verdachtsfälle, von BA.5 80 Fälle.

In Österreich wurden die neuen Covid-19-Untervarianten BA.4 und BA.5 Anfang des Monats erstmals nachgewiesen worden. Die Stadt Wien hat dem Gesundheitsministerium erste Fälle der Variante BA.4 und einen Fall der Variante BA.5 gemeldet, auch in der Steiermark und in Salzburg wurden zu diesem Zeitpunkt einzelne Fälle identifiziert. Das Covid-Prognose-Konsortium berichtete in seinem damaligen Update unter Berufung auf internationale Beobachtungsdaten über den wahrscheinlichen Wachstumsvorteil.

Auch in Deutschland wächst der Anteil der Omikron-Subvariante BA.5, aber bisher auf sehr niedrigem Niveau. Er lag nach den jüngsten verfügbaren Daten, einer Stichprobe von vorletzter Woche, bei 1,4 Prozent. In den Wochen zuvor waren es 0,5 und 0,3 Prozent, wie aus dem Corona-Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) von Donnerstag, 19.5., hervorgeht. Bei BA.4 sei in Deutschland bisher nur eine sehr kleine Zunahme auszumachen, von 0,1 auf 0,3 Prozent.

Bei der Weltgesundheitsorganisation WHO gelten die Omikron-Subvarianten BA.1 bis BA.5 und davon abstammende sowie Misch-Varianten des Erregers als besorgniserregende Varianten. Die ersten Unterarten von Omikron hatten im Winter für massive Infektionswellen gesorgt. (APA/dpa)

Empfehlung für "4. Stich" für alle derzeit nicht in Sicht

Eine generelle Empfehlung für die vierte Impfung gegen SARS-CoV-2 für alle ab zwölf Jahren in Österreich wird es nach Einschätzung von Ursula Wiedermann-Schmidt vom Nationalen Impfgremium (NIG) nur geben, falls eine neue Coronavariante auftritt, die das nötig machen sollte. In der Tageszeitung "Die Presse" (Ausgabe vom Montag, 23.5.) betonte sie indes die Bedeutung des "3. Stichs". Mit der vollständigen Grundimmunisierung sei man gut geschützt.

Bisher hat das NIG eine Empfehlung für die vierte Corona-Impfung für alle ab 80 Jahren sowie immunsupprimierte Risikopatienten nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung mit dem behandelnden Arzt abgegeben. Sie erfolgt derzeit "Off Label", weil noch keine entsprechende Zulassung seitens der EMA vorliegt.

"In den vergangenen Wochen und Monaten sind wichtige Publikationen zur Kompetenz der dritten Impfung erschienen. Aus ihnen geht hervor, dass sich das immunologische Repertoire nach der dritten Dosis extrem vergrößert. Und zwar nicht nur, was die Anzahl der langlebigen Plasmazellen und sogenannten B-Gedächtniszellen angeht, auch Memory-Zellen genannt, die nach einem Viruskontakt rasch neutralisierende Antikörper produzieren; sondern auch hinsichtlich ihrer Vielschichtigkeit, sodass nach der dritten Impfung ein breiter Schutz auch gegen verschiedene Varianten gegeben ist", betonte Wiedermann-Schmidt in der "Presse".

Daher bestehe aus immunologischer Sicht derzeit kein Bedarf, die gesamte Bevölkerung ein viertes Mal zu impfen, auch weil Omikron zumeist milde Verläufe verursache "und wir mittlerweile eine hohe Durchseuchung haben. Rund 80 Prozent der Bevölkerung dürften schon in Kontakt mit dem Virus gekommen sein", so die Expertin. "Sollte sich aber unerwartet eine neue modifizierte Variante durchsetzen, müsste die Situation neu bewertet werden."

Umso wichtiger sei die dritte Impfung. Viele "haben sich ja noch nicht einmal den Booster abgeholt", so Wiedermann-Schmidt. Bisher zweifach Geimpfte sollte aber den Spätsommer bzw. Herbst abwarten, "denn dann ist der Schutz im Herbst und Winter am höchsten, nämlich auch die mukosale Immunität, also die Immunität auf den Schleimhäuten, wodurch nicht nur schwere Verläufe, sondern auch Ansteckungen - für eine kurze Zeit - zu einem hohen Prozentsatz verhindert werden". Dies wiederum "könnte im Übrigen schon ein Grund sein, im Herbst eine generelle Empfehlung für die vierte Impfung abzugeben - eine beginnende starke Welle, die mit einer weiteren Dosis und der damit verbundenen Schleimhautimmunität, die Ansteckungen verhindert, gebrochen werden könnte", schränkte die Expertin ein. (APA)

Experten pochen auf Herbstvorbereitung ohne rosarote Brille

Eine an sorgfältig erarbeiteten Szenarien orientierte Vorbereitung auf die Pandemieentwicklung in Richtung Herbst und Winter forderten Vertreter der Forschungsplattform "Covid-19 Future Operations" am Dienstag, 24.5., in Wien. "Man muss auch auf den ungünstigen Fall vorbereitet sein", mahnte die Virologin Dorothea van Laer vor Journalisten. Die Lockerungen ab Juni kommentierten die Experten teils kritisch, die Politik sei heuer aber empfänglicher für das Thema "Vorbereitung".

Dass nun die Maskenpflicht im lebensnotwendigen Handel und in Öffis ab 1. Juni für vorerst drei Monate ausgesetzt wird - in Spitälern und Heimen aber aufrecht bleibt -, die Impfpflicht über den Sommer ausgesetzt bleibt und an den Schulen bald nicht mehr verpflichtend PCR-getestet wird, sei aus Sicht des momentan nicht vor Auslastungsgrenzen stehenden Gesundheitssystems durchaus vertretbar. Van Laer hätte ein Beibehalten der Maskenpflicht in Apotheken und im lebenswichtigen Handel aber auch befürwortet, um vulnerable Gruppe leichter schützen zu können, erklärte die Forscherin von der Medizinischen Universität Innsbruck bei einer Pressekonferenz im Rahmen der Konferenz "Science for Resilience" am Vienna Biocenter.

Auch der Genetiker Ulrich Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zeigte sich nicht ganz erfreut über die so weit gehenden Lockerungen. Es werde jetzt keine Überlastung in den Spitälern geben, die Zahlen würde aber wieder über den Sommer hinweg ansteigen, und die Masken im Herbst voraussichtlich wieder notwendig. Fährt man jetzt etwa die in den öffentlichen Verkehrsmitteln die gut funktionierenden Maßnahmen herunter, stelle sich die Frage, ob die Bevölkerung dann wieder mitmache, so Elling: Das "Hin und Her" könne diese Disziplin durchaus wieder erodieren lassen.

An den Schulen sei es durchaus vertretbar, das Testregime nun zurückzufahren, so Elling. Gerade in dem Bereich stoße die Akzeptanz für eine Wiedereinführung von Eindämmungsmaßnahmen vermutlich auf viel Akzeptanz, glaubte Tanja Stamm von der MedUni Wien. Man werde die Masken im Herbst jedenfalls in vielen Bereichen voraussichtlich wieder brauchen, konstatierte auch Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien (IHS).

Gleiches gelte auch für eine höhere Impfquote. Verwundert zeigte sich Czypionka, dass sich in puncto Impfungen hierzulande gerade wenig tue. Würde nämlich eines der ungünstigeren Szenarien eintreffen, die die Expertengruppe kürzlich in einem "Arbeitspapier" (http://go.apa.at/QSUtAiWk) formuliert haben, hänge von der Immunisierungsrate sehr stark ab, wie rigide die Maßnahmen gestaltet werden müssen.
Vieles steht und fällt mit der weiteren Entwicklung des Virus selbst, der Immunität in der Bevölkerung, was vor allem den Schutz vor schwereren Krankheitsverläufen betrifft, dem Aufbau von Früherkennungssystemen zum Infektionsgeschehen oder der Test- und Spitalsinfrastruktur, heißt es in dem Papier, das mittlerweile zu einer wichtigen Diskussionsgrundlage der Politik und der Behörden wurde, so die Wissenschafter. In den günstigeren Szenarien, in denen entweder nur kleinere Wellen bzw. Winterwellen alle ein bis zwei Jahre auftreten, bräuchte es demnach nur sehr eingeschränkt Maßnahmen. Es gibt aber auch Modelle, in denen die Pandemie anhält, weil der SARS-CoV-2-Erreger selbst nochmals infektiöser, die Erkrankungen wieder schwerwiegender und der Immunschutz weniger wird. Diese dürfe man nicht unter den Tisch kehren, da die Pandemie sich schon öfters unerwartet entwickelt habe, betonte Elling.

Um die Situation möglichst im Auge zu behalten brauche man daher eine Art "Radar zur Früherkennung", sagte Arne Bathke von der Universität Salzburg. Man sollte sich hier auf nationale Abwassermonitoring-Programme, ein aktives Überwachungssystem für Covid-19-Fälle bei niedergelassenen Ärzten oder auch Untersuchungen von Zufallsstichproben in der Bevölkerung stützen. Weiters brauche es den Blick über Fachgrenzen hinweg in andere Länder und auf deren Strategien.

Dass Österreich nach nunmehr über zwei Jahren Pandemie zu einem Modus gelangt, in dem die Vorbereitung auf den Herbst besser läuft, glaubt Ex-Verteidigungsminister und Mitorganisator der "Future Operations Plattform", Thomas Starlinger. Es komme jetzt "ein gesamtstaatlicher Ansatz herein". Das gelte hoffentlich auch für die Kommunikationsstrategie, die über weite Strecken von kurzfristigen und unklaren Botschaften dominiert war. Dass bei den heutigen Ankündigungen zu den bevorstehenden weiteren Lockerungen aber zumindest die Pandemie nicht wieder quasi abgesagt wurde, sei als Fortschritt anzusehen, so die Forscher. (APA)

Psychische Krankheiten in Italien um 30 Prozent gestiegen

Italien, das als erstes westliches Land vom Coronavirus betroffen war, ist nun mit den schweren Folgen der Pandemie auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung konfrontiert. Die diagnostizierten Fälle von Depression und psychischen Krankheiten sei gegenüber den Jahren vor der Pandemie um 30 Prozent gestiegen und hätten sich vor allem unter den Jugendlichen erhöht, warnten Psychiaterverbände in Italien am Dienstag, 24.5.

Trotz dieser akuten Lage seien bis 2025 keine Investitionen in diesem Bereich geplant. Wegen Pensionierungen und Kündigungen würden demnächst 1.000 Psychiater wegfallen. Dies bedeute, dass es schwierig sei, auch das Mindestmaß an Dienstleistungen im psychiatrischen Bereich zu garantieren, so die Verbände. Sie forderten die Einrichtung einer nationalen Behörde für die psychische Gesundheit.

Bis 2024 werden voraussichtlich 40.000 Ärzte weniger in Italiens nationalem Gesundheitsdienst tätig sein. Dies geht aus einer Einschätzung der größten italienischen Ärztegewerkschaft, Anaao Assomed, hervor. Die Gewerkschaft analysierte die wichtigsten Faktoren des Mangels an Fachärzten, die hauptsächlich auf Pensionierungen und Kündigungen zurückzuführen seien.

Die Probleme der Krankenhauseinrichtungen seien das Erbe einer fehlerhaften Planung. Die Schwierigkeiten hätten sich während der Covid-19-Pandemie deutlich verschärft. Diese Probleme sind die Folge der Haushaltsprobleme, die zu einem Abbau des nationalen Gesundheitssystems geführt haben. (APA)

Biontech plant Impfstoff-Zulassung für Kleinkinder

Biontech plant die Zulassung seines Corona-Impfstoffes für Kleinkinder. "Wir gehen davon aus, dass wir den Einreichungsprozess für die Notfallzulassung in den USA noch in dieser Woche abschließen können", sagte Biontech-Chef Ugur Sahin am Montag, 23.5. Einreichungen bei der EU-Arzneimittelbehörde EMA und anderen Behörden weltweit sollen in den kommenden Wochen folgen. Bisher ist der Impfstoff in der EU und den USA nur zum Einsatz bei Kindern ab fünf Jahren freigegeben.

Kinder unter fünf Jahren benötigen drei Dosen des Covid-19-Impfstoffs von Biontech und Pfizer für einen ausreichenden Schutz. Drei Impfungen erzeugten starke Immunantworten und eine hohe Wirksamkeit, teilten das Mainzer Biotechunternehmen Biontech und der US-Pharmakonzern Pfizer am Montag mit.

Die beiden Partner veröffentlichten erste Ergebnisse aus ihrer klinischen Studie der Phase 2/3 mit Kindern im Alter von sechs Monaten bis unter fünf Jahren. Demnach wurde eine Wirksamkeit von gut 80 Prozent gegen eine symptomatische Covid-Erkrankung nach der dritten Dosis beobachtet, während die hochansteckende Omikron-Variante vorherrschte. Die Impfungen seien gut vertragen worden, die Nebenwirkungen mild bis moderat gewesen. Bei einer Zulassung wäre es der erste verfügbare Covid-Impfstoff für Kinder unter fünf Jahren.

Bisher ist der Impfstoff in der EU und den USA nur zum Einsatz bei Kindern ab fünf Jahren freigegeben. Sie erhalten zwei Dosen wie Jugendliche ab zwölf Jahren und die Erwachsenen, allerdings in einer niedrigeren Dosis von zehn Mikrogramm - ein Drittel der Erwachsenendosis. Die Dosierung für unter Fünfjährige ist mit drei Mikrogramm nochmals deutlich niedriger. In Deutschland gibt es rund vier Millionen Kinder unter fünf Jahren.

Die Impfserie bei Babys und Kleinkindern umfasst insgesamt drei Dosen, da nach ersten Studiendaten zwei Dosen zwar bei sechs bis 24 Monate alten Kindern ausreichten. Bei Zwei- bis Vierjährigen erzeugten sie aber keine ausreichende Wirksamkeit. Biontech und Pfizer entschieden sich daher im Dezember, eine dritte Dosis, die mindestens zwei Monate nach der zweiten Dosis verabreicht wird, zu untersuchen, um einen ausreichend hohen Schutz zu gewährleisten. Auch bei verschiedenen Kinderimpfstoffen sind bis zu drei Teilimpfungen für die Grundimmunisierung erforderlich, etwa bei Tetanus, Diphtherie, Polio und Keuchhusten.

"Die Studiendaten deuten darauf hin, dass unser Impfstoff mit der sorgfältig ausgewählten, niedrigen Dosierung von drei Mikrogramm wirksam genug ist, um auch bei den Jüngsten einen hohen Schutz gegen die neuesten Covid-19 Varianten zu bieten", sagte Sahin. Die vorläufigen Daten aus der Studie mit 1678 geimpften Kindern unter fünf Jahren basieren auf zehn symptomatischen Covid-Fällen, die sieben Tage nach der dritten Dosis auftraten und bis Ende April registriert wurden. Eine formale Analyse zur Wirksamkeit ist nach mindestens 21 Fällen vorgesehen, danach sollen die endgültigen Wirksamkeitsdaten veröffentlicht werden.

Auch bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern über fünf Jahren weisen Studiendaten darauf hin, dass drei Dosen den Schutz gegenüber zwei Impfdosen verbessern. (APA/ag)

EU genehmigt AstraZeneca-Impfstoff als Booster

Der Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca ist in der Europäischen Union als dritte Auffrischimpfung für Erwachsene zugelassen worden. Die Zulassung folge einer Empfehlung des zuständigen Gremiums der EU-Arzneimittelbehörde EMA für den Einsatz bei Erwachsenen, die für ihre ersten beiden Impfungen auch AstraZeneca erhielten oder einen der mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna, teilte der Konzern am Montag, 23.5., mit. (APA/ag)