Ö: sehr hohe Zahl an Neuinfektionen und landesweite Dominanz von Omikron-Subtyp BA.2
+++ Experten erwarten Plateau-Bildung bei Neuinfektionen – Zwei Drittel weniger Tote durch Omikron in Großbritannien – Angst und Depressionen im ersten Corona-Jahr deutlich häufiger – Valneva erhielt Notfallzulassung in Bahrain – Vier Pfoten: Ohne Änderungen drohen weitere Pandemien und Zoonosen – 77 Prozent der Infizierten im Spital mit Covid-Hauptdiagnose +++
Experten erwarten Plateau-Bildung bei Neuinfektionen
Die Experten des Covid-Prognose-Konsortiums gehen davon aus, dass es in der Mehrheit der Bundesländer zu einer Plateau-Bildung im Infektionsgeschehen kommt. Die Fallzahlen bleiben weiterhin auf einem hohen Niveau. Der Omikron-Subtyp BA.2 ist laut den Wissenschaftlern mittlerweile österreichweit dominant, berichteten die Experten am Mittwoch, 2.3., in ihrer wöchentlichen Vorschau. Bei den Krankenhäusern dürfte die Entwicklung weiterhin relativ konstant sein.
Weiterhin günstig dürfte der Verlauf auf den Intensivstationen sein, auf Normalstationen dürfte die Zahl der Patienten zumindest diese Woche noch weiter ansteigen. Am heutigen Mittwoch benötigten 190 Covid-Patienten im intensivmedizinischen Bereich (ICU) Betreuungsbedarf. Am kommenden Mittwoch (9.3.) werden zwischen 162 und 216 ICU-Patienten erwartet, in zwei Wochen dann zwischen 146 und 236 (16.3.).
Auf den Normalstationen mussten heute 2.432 Covid-19-Infizierte versorgt werden. Ihre Zahl dürfte diese Woche weiter zunehmen. Für den Samstag (5.3.), jenen Tag, an dem die Corona-Schutzmaßnahmen in Österreich fallen, erwarten die Experten als Konfidenzintervall zwischen 2.181 und 2.642 Infizierte auf den Normalstationen. Nächsten Mittwoch werden dann zwischen 2.067 und 2.724 Patienten prognostiziert. In zwei Wochen rechnen die Wissenschaftler mit 1.840 bis 3.010 Spitalspatienten, der bedingt aussagekräftige Punktschätzer liegt dann bei 2.353 Patienten und somit rund 80 weniger als heute.
Das Infektionsgeschehen ist weiterhin durch den Anstieg des Omikron-Subtyps BA.2 getrieben. Nachdem gleichzeitig der Subtyp BA.1 rückläufig ist, kommt es in der Mehrheit der Bundesländer zu einer Plateau-Bildung im Infektionsgeschehen. Sollte sich die Entwicklung so weiter fortsetzen, erwarten die Experten, dass die BA.2-Welle in den nächsten zwei Wochen ihren Höhepunkt erreichen würde. Die am 5.3. geplanten Öffnungsschritte könnten das Erreichen dieses Höhepunkts jedoch verzögern.
Am heutigen Mittwoch wurde der bisher zweithöchste Wert an Neuinfektionen registriert, beinahe 40.000 Fälle kamen binnen 24 Stunden hinzu, der Sieben-Tages-Schnitt betrug 27.665. Ähnlich hoch mit 27.000 Neuinfektionen dürften der Sieben-Tages-Schnitt auch in der kommenden Woche bleiben. Die errechnete Schwankungsbreite ist allerdings groß, sie liegt für kommenden Mittwoch zwischen 22.128 und 36.430. Den Punktschätzer gaben die Experten für den 9.3. mit 27.608 an.
Für den kommenden Mittwoch wird eine Sieben-Tage-Inzidenz im Bereich von 1.700 bis 2.900 Fällen je 100.000 Einwohner erwartet. Als Mittelwert nannten die Experten den Punktschätzer von 2.200, das ist mehr als am heutigen Mittwoch mit 2.168. (APA)
Zwei Drittel weniger Tote durch Omikron in Großbritannien
Der Grund dafür, warum bei anhaltend hohen SARS-CoV-2-Infektionszahlen viele Staaten Anti-Covid-19-Maßnahmen aufheben, liegt in der geringeren Belastung des Gesundheitswesens durch die Omikron-Welle. Diese Argumentation wird jetzt durch Zahlen aus Großbritannien gestützt. Dort wurde durch die Omikron-Variante im Vergleich zu Delta-Infektionen eine um 67 Prozent geringere Mortalität registriert, zeigte eine Analyse des nationalen britischen Statistikamtes.
Das britische Office for National Statistics untersucht ständig die Daten zu den SARS-CoV-2-Infektionen und die Todesfälle durch Covid-19. Vor kurzem wurde die aktuelle Studie mit einer Analyse von etwa einem Drittel aller Menschen veröffentlicht, die im Dezember 2021 in England positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden waren. 78,6 Prozent der Fälle erwiesen sich als Omikron-verursacht. Damit entfiel damals nur noch etwas mehr als ein Viertel auf die Delta-Variante (21,4 Prozent).
Omikron war jedenfalls deutlich weniger gefährlich. Das Sterberisiko unter den Infizierten war um 67 Prozent geringer. Interessant sind die Unterschiede nach den Altersgruppen: Unter den 18- bis 59-Jährigen war dieSterblichkeit nach Omikron-Infektion sogar um 87 Prozent niedriger als nach einer Erkrankung durch die Delta-Variante des Virus. Unter den 60- bis 69-Jährigen betrug dieser Rückgang minus 86 Prozent.
Erst bei den über 70-Jährigen flachte die Kurve ab. Es wurde nach Omikron-Infektion aber trotzdem noch eine um 55 Prozent reduzierte Mortalität registriert. Im Vergleich zwischen Omikron- und Delta-Varianten waren in Großbritannien die Männer offenbar besser dran: Die Mortalität durch Omikron war bei ihnen um 75 Prozent geringer, bei den Frauen nur um 56 Prozent. Die britischen Statistiker glichen eine ganze Reihe von möglichen Einflussfaktoren in ihren Rechnungen aus: so zum Beispiel sozialer Status, chronische Erkrankungen und andere Begleitfaktoren. (APA)
Angst und Depressionen im ersten Corona-Jahr deutlich häufiger
Das erste Corona-Jahr 2020 hat nach einer Untersuchung der WHO weltweit zu 25 Prozent mehr Angststörungen und Depressionen geführt als zuvor. Die vorliegenden Informationen seien wahrscheinlich nur die Spitze eines Eisbergs, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. "Dies ist ein Weckruf für alle Länder, sich mehr um die mentale Gesundheit zu kümmern", teilte er am Mittwoch. 2.3., in Genf mit.
Einer der Hauptgründe sei der erhebliche Stress, der mit der sozialen Isolation durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie einherging, berichtet die WHO. Es habe Einschränkungen bei der Arbeit gegeben, und Menschen hätten weniger Unterstützung in der Familie suchen und sich weniger in Vereinen und Gruppen in ihrem Umfeld engagieren können.
Andere Stressfaktoren seien Einsamkeit, Angst vor einer Infektion, Krankheit oder dem Tod für einen selbst oder Verwandte, Trauer nach Todesfällen und finanzielle Sorgen gewesen. Bei Gesundheitspersonal sei Erschöpfung ein Auslöser für Suizidgedanken gewesen. Besonders betroffen gewesen seien junge Leute und Frauen. Während das Problem selbst deutlich wuchs, waren viele auf diese Probleme ausgerichtete Gesundheitsdienste teils ausgesetzt. Die Situation habe sich bis Ende 2021 leicht gebessert. (APA/dpa)
Valneva erhielt Notfallzulassung in Bahrain
Der österreichisch-französische Impfstoffhersteller Valneva hat im Königreich Bahrain eine Notfallzulassung für seine Corona-Schutzimpfung erhalten. Das teilte das Unternehmen am Dienstag, 1.3., mit. Die Genehmigung folgte einem rollierenden Prüfungsverfahren der bahrainischen Gesundheitsbehörde NHRA. Valneva hatte im Dezember 2021 einen Vorabkaufvertrag mit Bahrain über eine Million Dosen unterzeichnet. In der EU befindet sich der Totimpfstoff von Valneva noch im Rolling Review.
Das Unternehmen hatte in der Vorwoche mitgeteilt, vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EU-Arzneimittelagentur EMA eine erste Bewertung seines Totimpfstoffs erhalten zu haben. Der CHMP habe eine abschließende Liste von Fragen geschickt. Nach deren Beantwortung werde die EMA einen Zeitplan für die Zulassung vorlegen. Valneva hoffte auf eine Empfehlung für die bedingte Zulassung für die Grundimmunisierung von Erwachsenen im Alter von 18 bis 55 Jahren bis zum Ende des ersten Quartals 2022. (APA)
Vier Pfoten: Ohne Änderungen drohen weitere Pandemien und Zoonosen
"Das einzig Gute an Corona war, dass man erkannt hat, dass der Großteil der Krankheiten ganz klar damit zusammenhängt, wie wir mit Tieren umgehen", betonte Eva Rosenberg, Chefin von "Vier Pfoten" Österreich im Gespräch mit der APA. Und ohne entsprechende Änderungen würden weitere Pandemien bzw. Zoonosen drohen. In der Politik orte sie derzeit die Bereitschaft, an der Prävention zu arbeiten.
Hier sei ein One-Health-Ansatz nötig, da die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander zusammenhängt. Denn je intensiver die Tierhaltung in der Landwirtschaft betrieben wird, desto höher die Gefahren: Wenig Raum, unnatürliche Haltungsbedingungen etwa für Schweine, die nicht in der Erde wühlen dürfen, sondern auf Betonböden in ihren eigenen Fäkalien existieren, Stress und ein einseitiger Genpool würden die Entwicklung entsprechender Krankheiten fördern und zudem durch zu viel Antibiotikaeinsatz entsprechende Resistenzen fördern, kritisierte Rosenberg. All dies sei kein abgeschlossenes System, obwohl man es versucht habe. Über die Exkremente oder andere Tiere wie Fledermäuse werden Krankheitserreger immer den Weg in die Umwelt und damit zum Menschen finden.
Ein weiterer Risikofaktor seien sogenannte Wildtiermärkte. Von einem solchen in Wuhan soll Corona seinen Ausgang genommen haben. "Hier kommen Tierarten zusammen, die nicht zusammengehören, lebendig und tot", meinte Rosenberg. Krankheiten könnten dabei überspringen und durch Mutation gefährlicher werden. In China wurden Wildtiermärkte verboten, fraglich sei aber, ob dies wirklich überall umgesetzt wurde bzw. ob dies dauerhaft so bleiben wird. Dazu kommt noch die Vernichtung von Lebensraum, wodurch sich die Lebewesen auf den restlichen Flächen zusammendrängen.
Bei Zoonosen sollte man nicht nur an Corona denken, hier einige anderen Beispiele: Auch Ebola, Schweinegrippe, HIV, Malaria oder Tollwut wurden und werden über Tiere auf den Menschen übertragen. Und was Antibiotikaresistenzen betrifft, sei die Situation schwierig, weil die Selbstreflexion schwierig sei. "Was Du isst, macht den Unterschied, wie es in den Ställen aussieht - das ist eine unangenehme Wahrheit, der man sich stellen muss", betonte Rosenberg. In Zeiten von Home-Office hätten viele das Kochen für sich entdeckt und vermehrt auf Freiland- und Bioprodukte gesetzt. Aber gerade in der Gastronomie könne man sich nicht sicher sein, woher und aus welcher Haltung die Lebensmittel stammen, da es dort keinerlei Pflicht zur Kennzeichnung gebe. (APA)
77 Prozent der Infizierten im Spital mit Covid-Hauptdiagnose
Von 68.183 stationären Corona-Patienten in österreichischen Spitälern bis Ende 2021 ist bei 77 Prozent Covid-19 als Hauptdiagnose vermerkt worden. Inklusive Nebendiagnosen mit Covid-Assoziation stehen 82 bis 87 Prozent der Krankenhausaufenthalte in maßgeblichem Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion. Das zeigt eine aktualisierte Analyse der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG). Die GÖG hat außerdem Vorerkrankungen auf ihr Hospitalisierungsrisiko untersucht.
Von den Intensivpatienten wurde bei 72 Prozent der analysierten Entlassungsdiagnosen Covid als Haupterkrankung notiert. Mit den zusätzlichen Nebendiagnosen mit Covid-Assoziation war bei insgesamt 81 bis 88 Prozent aller Intensiv-Aufenthalte eine Corona-Infektion maßgeblich. Als Covid-Assoziation zählen beispielsweise Aufenthalte mit der Hauptdiagnose "Viruspneumonie, nicht näher bezeichnet", erläutern die GÖG-Experten. Bei zusätzlicher Betrachtung der für die Systembelastung relevanten Belagstage auf Intensivstationen zeige sich zudem, dass 87 bis 91 Prozent der Tage eine Covid-Assoziation aufweisen.
Covid-19 werde auch als Nebendiagnose für Analysen der GÖG berücksichtigt, da die Differenzierung zwischen Haupt- und Nebendiagnosen zur Identifikation des klinischen Krankheitsbildes von Covid-19 oftmals ungeeignet ist, betont die GÖG. Bei den Spitalsaufenthalten mit Covid-19 als Nebendiagnose habe sich gezeigt, dass die bisher 2.269 unterschiedlichen Hauptdiagnosen zu rund einem Drittel aus medizinischer Sicht potenziell mit Covid assoziiert werden können. Eine Exklusion der Fälle mit Covid-19 in einer Nebendiagnose würde "zu einer erheblichen Untererfassung von Covid-19-Fällen führen".
In einer Preprint-Studie haben sich mehrere GÖG-Experten zudem mit der Identifikation von Risikofaktoren der Covid-Spitalspatienten in Österreich für Hospitalisierung und Tod auseinandergesetzt. Als stärkste Risikofaktoren in Bezug auf Hospitalisierung wurden Hemiplegie oder Paraplegie, COPD und Diabetes identifiziert. Bei der Sterblichkeit im Krankenhaus sind es Hemiplegie oder Paraplegie, Nierenerkrankungen und COPD als Vorerkrankungen, die das Todesrisiko erhöhen.
Für die Gefahr einer Intensivbehandlung stellen Nierenerkrankungen, Diabetes und COPD die größten Risikofaktoren als Vorerkrankungen für Covid-Patienten dar. Das heißt, dass sich die Chance für eine Person, mit einer dieser Vorerkrankungen einen Covid-19 Intensiv-Aufenthalt zu haben, um 53 bis 76 Prozent gegenüber einer Person ohne diese Vorerkrankung erhöht, errechneten die Experten. Signifikante Geschlechterunterschiede gibt es bei Diabetes, wo Frauen mit dieser Vorerkrankung ein deutlich höheres Risiko für einen Intensiv-Aufenthalt aufweisen als Männer.
In die Analyse der Vorerkrankungen wurden alle Patienten mit Covid-19, die im Zeitraum Jänner 2020 bis Dezember 2021 in österreichischen Spitälern aufgenommen wurden und einen stationären Aufenthalt im Zeitraum 2015 bis 2019 aufwiesen, eingeschlossen. Hinzu kam eine Kontrollgruppe mit gleichen Charakteristika in Bezug auf Alter, Geschlecht und Region. Da sich die Studie auf den stationären Bereich beschränkt, ist sie nur für Personen, die in den fünf Jahren vor der Pandemie einen Spitalsaufenthalt hatten (rund 40 Prozent der Bevölkerung) repräsentativ. Durch den Fokus auf vulnerable Bevölkerungsgruppen sei diese Limitation aber akzeptabel, halten die Experten fest. Die Ergebnisse der österreichischen Studie seien weitgehend konsistent mit der internationalen Literatur.
Mehr Informationen sind auf https://www.goeg.at/ zu finden. (APA)