WHO: Corona-Fälle gehen weltweit zurück; neue Erkenntnisse zu Omikron-Variante BA.2
+++ WHO meldet starken Rückgang der weltweiten Fallzahlen – Omikron BA.2 weist deutliche virologische Differenzen auf – EU-Länder entsorgen mehr Impfdosen als sie spenden – BioNTech liefert Impfstoff-Produktionsanlagen nach Afrika – Weitere Experten skeptisch zu neuer Maskenregel an Schulen – BioNTech/Pfizer für Kleinkinder in den USA verzögert sich – Studie an Jugendlichen zu Novavax-Impfstoff vorgelegt +++
WHO meldet starken Rückgang der weltweiten Fallzahlen
Die weltweite Zahl der neuen Corona-Fälle ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der vorigen Woche um fast ein Fünftel gesunken. Zwischen 7. und 13. Februar wurden der UNO-Organisation in Genf rund 16 Millionen Fälle gemeldet – 19 Prozent weniger als in der Woche davor, wie die WHO am Dienstagabend (15.2.) in ihrer jüngsten Corona-Statistik mitteilte.
Der vorläufige Höhepunkt der Pandemie wurde in der letzten Januarwoche mit mehr als 22 Millionen Fällen erreicht. Danach begannen die Zahlen Anfang Februar zu sinken. Auch vorige Woche wurden aus fast allen Regionen weniger neue Fälle gemeldet. Nur im westpazifischen Raum mit Ostasien und Ozeanien stieg die Zahl.
Die WHO berichtete aber nicht nur vom Rückgang der Corona-Fälle, sondern auch von einem stetigen Anstieg von BA.2, einer noch schneller übertragbaren Untervariante der Virusvariante Omikron. BA.2 machte mehr als ein Fünftel aller Omikron-Fälle aus, die Anfang Februar weltweit analysiert wurden. Sowohl in Ländern mit ansteigender als auch mit abflachender Omikron-Welle sei BA.2 auf dem Vormarsch. (APA/dpa)
Omikron BA.2 weist deutliche virologische Differenzen auf
Der von Experten aufmerksam beobachtete Omikron-Subtyp BA.2 scheint sich nach neuen Erkenntnissen in bestimmten Eigenschaften deutlich von der in Österreich noch dominanten Corona-Subvariante BA.1 zu unterscheiden. Darauf weisen im Preprint veröffentlichte Studiendaten mehrheitlich japanischer Forscher hin (http://dpaq.de/FrlWV). Zu den Differenzen zählen die wohl deutlich höhere Übertragbarkeit von BA.2 sowie die Immunantwort und Pathogenität.
Auf Basis der erfassten Unterschiede bei menschlichen Zellproben im Labor und Infektionsversuchen etwa bei Hamstern schlagen die Autoren einen eigenen Buchstaben des griechischen Alphabets für BA.2 vor – über diese Namensgebung für relevante Corona-Varianten bestimmt die WHO. Die Untersuchungen, so die Autoren der Studie, legten insgesamt den Schluss nahe, "dass das Risiko von BA.2 für die globale Gesundheit potenziell höher ist als das von BA.1". Der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, schrieb mit Blick auf die Studie am Mittwoch, 16.2., bei Twitter: "Wir müssen BA.2 sehr gut im Auge behalten. Es scheint biologische Unterschiede zu BA.1 zu geben."
BA.2 gilt in der Debatte um mögliche Corona-Lockerungen als Unsicherheitsfaktor, weil der Subtyp als noch leichter übertragbar gilt. Unter anderem in Ländern wie Dänemark hat sich BA.2 schon stark ausgebreitet. In Österreich baut BA.2 aktuell seine Dominanz weiter aus und soll laut Covid-Prognose-Konsortium in den nächsten Wochen seinen Vorgänger überholt haben. Unter Berufung auf Daten des AGES Institut für Infektionsepidemiologie & Surveillance lag der Anteil von BA.2 in der Kalenderwoche 6, also der Vorwoche, bei 21,8 Prozent. Der Anteil variiere jedoch zwischen den Bundesländern noch in einem in einem Bereich von zehn bis 30 Prozent, hieß es in der heute Mittwoch publizierten Prognose.
In Deutschland breitet sich BA.2 nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) nach aktuellem Kenntnisstand bisher auf recht niedrigem Niveau aus. In seinem letzten Wochenbericht weist das RKI in der Woche bis zum 30. Jänner einen BA.2-Anteil von 8,1 Prozent aus. In dem deutschen Bericht heißt es noch: "Hinsichtlich der klinischen Charakteristik gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass sich Infektionen mit BA.2 von Infektionen mit BA.1 unterscheiden."
Auch der US-Mediziner Eric Topol reagierte mit einem Tweet auf den Preprint. Bisher gelte die Annahme, die BA.2-Variante unterscheide sich in Bezug auf Pathogenität und Immunflucht nicht wesentlich von BA.1. Die neue Analyse lege nun nahe, dass dies möglicherweise doch der Fall ist. Zugleich verwies Topol auf Daten der britischen Gesundheitsbehörde UKHSA: "Nichtsdestotrotz sollte der jüngste Bericht der UKSHA, der zeigt, dass der Impfschutz gegen BA.2 genauso gut ist wie gegen BA.1, als recht beruhigend angesehen werden." (APA/dpa)
EU-Länder entsorgen mehr Impfdosen als sie spenden
Die Länder der EU entsorgen nach Angaben von Hilfsorganisationen bedeutend mehr ungenutzte Corona-Impfstoffdosen, als an afrikanische Länder gespendet werden. 30 Millionen von den Europäern nach Afrika geschickten Impfstoffdosen standen nach Angaben der Aktivisten der People's Vaccine Alliance rund 55 Millionen Dosen gegenüber, die demnach bis Ende Februar entsorgt werden müssen. Die Allianz forderte insbesondere die Freigabe der Patente für die Herstellung der Impfstoffe.
"Obwohl die EU mittlerweile weltweit die größte Exportmacht von Impfstoffen ist und stets die Partnerschaft mit Afrika betont, wird die Preisgestaltung der Impfstoffe allein den Pharmaunternehmen überlassen, die sich ausschließlich an der Profitmaximierung orientieren", erklärte das Bündnis, dem unter anderem Oxfam und das UNO-Programm UNAIDS angehören. "Und die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten horten dann die Impfdosen bis zum Verfallsdatum."
Zugleich bestehe in Afrika erheblicher Impfstoffmangel. Laut Oxfam haben dort erst elf Prozent der Bevölkerung zwei Impfungen erhalten, insgesamt 151 Millionen Menschen. "Der akute Impfstoffmangel verlängert die Pandemie auf unabsehbare Zeit und erhöht das Risiko neuer Virusvarianten", warnen die Aktivisten.
Angesichts dieser Zahlen erklärte die People's Vaccine Alliance die internationale Impfinitiative Covax für gescheitert. Statt auf die Verteilung von Impfstoffen müsse auf Produktion vor Ort gesetzt werden und die Patente für die Herstellung der Vakzine aufgehoben werden.
Ein entsprechender Antrag bei der Welthandelsorganisation WTO liegt seit anderthalb Jahren vor. Fast alle Schwellen- und Entwicklungsländer, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die USA unterstützen den Vorschlag. Widerstand gegen den sogenannten Patent-Waiver kommt unter anderem aus Deutschland und der EU. (APA/AFP)
BioNTech liefert Impfstoff-Produktionsanlagen nach Afrika
BioNTech will im kommenden Jahr mit der Herstellung von Impfstoffen in Afrika starten. Der Aufbau der ersten mRNA-Produktionsstätte soll Mitte 2022 beginnen, wie BioNTech am Mittwoch., 16.2., mitteilte. Im zweiten Halbjahr dieses Jahres will das deutsche Biotechunternehmen erste spezielle Container nach Afrika liefern, in denen die Produktion von Boten-RNA (mRNA) – die grundlegende Technologie für die Impfstoffe von BioNTech – möglich sein soll.
Der Produktionsbeginn wird zwölf Monate nach Lieferung der "BioNTainer" an die endgültige Betriebsstätte erwartet. Die von BioNTech entwickelten Container sollen für die Herstellung verschiedener mRNA-Impfstoffe ausgerüstet sein wie für das Covid-19-Vakzin der Firma und ihres Partners Pfizer, aber auch für die Malaria- und Tuberkuloseimpfstoffe von BioNTech, die noch in der Entwicklung sind. BioNTech hatte im vergangenen Jahr angekündigt, den Aufbau einer mRNA-Impfstoffproduktion in Afrika zu planen. In Betracht wurden dafür Ruanda und Senegal gezogen. Mit der ruandischen Regierung und dem Institut Pasteur de Dakar aus dem Senegal unterzeichnete das Unternehmen dann im Oktober eine Absichtserklärung. Noch importiert Afrika 99 Prozent seiner Impfstoffe. Rund 11,5 Prozent der Menschen auf dem Kontinent sind laut dem Portal "Our World in Data“ vollständig gegen Covid-19 geimpft.
BioNTech präsentierte nun seine neuartige Produktionsanlage bei einem Treffen seines Managements mit dem Chef der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Präsidenten von Senegal, Ruanda und Ghana, dem Direktor der afrikanischen Gesundheitsorganisation Africa CDC, John Nkengasong, sowie Entwicklungsministerin Svenja Schulze an seinem Standort im hessischen Marburg. Die Errichtung von mRNA-Produktionsanlagen in Afrika ist in den Partnerländern Senegal, Ruanda und gegebenenfalls Südafrika geplant, ein neues Projekt in Ghana soll die Herstellung mit Kapazitäten zur Abfüllung und Verarbeitung unterstützen.
Für seinen Covid-19-Impfstoff hatte das Unternehmen im vergangenen Sommer mit der südafrikanischen Biovac einen ersten Produktionspartner in Afrika gewonnen. Dieses wird aber nur den letzten Schritt übernehmen, also das Abfüllen und Verpacken. Die Wirkstoffsubstanz kommt in dieser Kooperation aus Europa.
Im "BioNTainer" soll nun auch die Produktion der mRNA vor Ort möglich sein. Die Anlage besteht aus insgesamt zwölf Containern von je zwölf Metern Länge zur Herstellung des Wirkstoffs sowie des abfüllfertigen, formulierten Impfstoffs und soll zunächst eine Produktionskapazität von beispielsweise bis zu 50 Millionen Dosen des Covid-Impfstoffs pro Jahr haben. Die Abfüllung und Verpackung sollen Partner vor Ort übernehmen. Lokale Partner sollen auch die Infrastruktur bereitstellen. BioNTech will die Produktionsstätten zunächst selbst betreiben, langfristig aber die Produktionskapazitäten und das Know-how weitergeben. (APA/Reuters)
Weitere Experten skeptisch zu neuer Maskenregel an Schulen
An Volksschulen darf seit dieser Woche am Sitzplatz der Mund-Nasen-Schutz abgenommen werden, kommenden Montag (21.2.) fällt die Maskenpflicht am Platz auch in allen anderen Schultypen. Das hat das Bildungsministerium in Absprache mit dem Gesundheitsressort beschlossen. Von Experten des von der Regierung eingesetzten Krisenstabes Gecko gab es indes Kritik an der Entscheidung, auch Virologe Florian Krammer und Epidemiologe Gerald Gartlehner zeigten sich skeptisch.
Krammer, der an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York forscht, betonte in der ZiB2 am Dienstag, 15.2., wie wichtig Masken in Innenräumen seien, "das betrifft auch Schulen". Dort gebe es immerhin viele ungeimpfte Kinder. "Das wäre mir ein Anliegen, dass man da noch aufpasst."
Auch Gartlehner, Epidemiologe an der Donau-Uni Krems, plädierte dafür, die Maskenpflicht in Innenräumen "als Basismaßnahme" zu erhalten. Das gelte für Schulen wie für alle anderen Innenräume, wird er in den "Oberösterreichischen Nachrichten" (Ausgabe vom 16.2.) zitiert.
Ähnlich der Mikrobiologe Michael Wagner (Uni Wien) – er hätte die Maskenregeln bis Ostern belassen. Gegenüber der APA verwies er auf die teils geringe Impfquote in manchen Schülergruppen und erwartet nun eine Zunahme der Infektionen an Schulen.
Am Dienstag hatten sich auf Twitter bereits die Gecko-Mitglieder Rotkreuz-Bundesrettungskommandant Gerry Foitik, Virologe Andreas Bergthaler und Simulationsforscher Niki Popper gegen ein Ende der Maskenpflicht am Sitzplatz ausgesprochen. "Masken sind gelinde, günstige und effektive Mittel, um Infektionen zu vermeiden", plädierte Foitik für eine Beibehaltung bis Ostern. (APA)
BioNTech/Pfizer für Kleinkinder in den USA verzögert sich
Die Pharmaunternehmen BioNTech und Pfizer wollen ihren Anfang Februar bei der US-Arzneimittelbehörde FDA eingereichten Antrag auf Notfallzulassung ihres Corona-Impfstoffs für Kinder unter fünf Jahren doch noch einmal aktualisieren. Daten zu Studien mit einer dritten Dosis sollten eingebaut werden, teilten BioNTech und Pfizer am Freitag, 11.2., mit. Von der FDA hieß es daraufhin, ein für den 15. Februar geplantes Treffen eines Beratergremiums zu diesem Thema werde deswegen verschoben.
Eigentlich hatten BioNTech und Pfizer den Antrag für die Notfallzulassung ihres Corona-Impfstoffs für Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und vier Jahren bereits Anfang Februar eingereicht – nach US-Medienberichten auch auf Bitten der Behörden hin. Das BioNTech/Pfizer-Präparat ist in den USA bereits für Erwachsene und Kinder ab fünf Jahren zugelassen, für die Altersgruppe unter fünf Jahren wäre es aber der erste verfügbare Impfstoff.
Schon im Dezember hatten BioNTech und Pfizer aber auch angekündigt, die laufenden klinischen Studien zum Corona-Impfstoff für kleinere Kinder um eine dritte Dosis – frühestens zwei Monate nach der zweiten – ausweiten zu wollen. Ergebnisse dafür würden in der "ersten Jahreshälfte 2022" erwartet, hieß es.
Die Entscheidung sei gefallen, weil erste Daten zeigten, dass Kinder im Alter zwischen zwei und fünf Jahren nicht genauso gut auf die Impfung ansprachen wie Jugendliche und Erwachsene ab 16 Jahren und wie Kinder zwischen 6 und 24 Monaten. Sicherheitsbedenken seien keine festgestellt worden, hieß es. (APA/dpa)
Studie an Jugendlichen zu Novavax-Impfstoff vorgelegt
Der US-Impfstoffhersteller Novavax hat sein Vakzin gegen Covid-19 eigenen Angaben zufolge erfolgreich bei Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren getestet. Die Wirksamkeit des Mittels liege nach den Ergebnissen einer Phase-3-Studie bei 82 Prozent, teilte der Hersteller am Freitag, 11.2., mit.
An der Studie nahmen rund 2.247 Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren in den USA teil – allerdings zu einer Zeit, als die Delta-Variante des Virus noch vorherrschend war, nicht die Omikron-Variante. Die Impfung sei gut vertragen worden, hieß es.
Innerhalb der kommenden Wochen wolle man sich um eine Zulassung für diese Altersgruppe bemühen, hieß es von Novavax. In Europa ist der Novavax-Impfstoff für Erwachsene bereits zugelassen, in den USA wird eine Zulassung derzeit geprüft. (APA/dpa)